Piercing
Piercing ist das Anbringen von Ringen an verschiedenen Stellen des menschlichen Körpers, bei dem Ringe oder Stifte durch die Haut und das darunter liegende Fett- oder Knorpelgewebe gezogen werden. Eine Sonderform des Piercings, das Intimpiercing, erfreut sich bei Fans von Intimschmuck großer Beliebtheit. Diese Art des Schmucks ist vor allem bei jungen Leuten verbreitet.
= Materialien = Als Ringmaterial geeignet ist 750er Gold, Platin, Niobium, Titan, PTFE oder medizinischer Edelstahl, wobei der Schmuck für den Ersteinsatz aus Titan, Niob oder PTFE bestehen sollte. Nickel sollte wegen der Gefahr von allergischenen Reaktionen nicht verwendet werden. Auf keinen Fall darf Stahl, also auch kein 316L-Chirurgenstahl (!) für den Ersteinsatz verwendet werden. Firmen mit langjähriger Erfahrung wie body-art-galerie oder Piercingland verwenden z.B. ausschließlich Ringe oder Stecker aus G23-Titanium für den Ersteinsatz.
= Arten/Positionen des Piercing =
Table of contents |
2 Am sonstigen Körper (außer Intimbereich) 3 Im männlichen Intimbereich 4 Im weiblichen Intimbereich |
= Mögliche Gefahren =
Wird das Piercing nicht fachgerecht vorgenommen, kann es zu Komplikationen kommen: Piercings durch den Ohrknorpel führen leicht zu Entzündungen. Beim Augenbrauenpiercing und beim Nasenflügelpiercing könnten Ausläufer des Trigeminusnervs getroffen werden. Bei allen Formen des Piercings kann es zu lokalen Schwellungen kommen, die meist nach einer Weile abklingen. Beim Bauchnabelpiercing, das bei Frauen beliebt ist, kann die Abheilungsphase bis zu einem halben Jahr dauern. Piercings im Dammbereich können zu dauerhaften Entzündungen führen, wenn man beruflich ständig sitzen muss.
Piercings im Mundbereich (Zunge, Lippe, Lippenbändchen) bergen ein hohes langfristiges Gefahrenpotential für Zähne und Zahnhalteapparat. Der Schmuckknopf eines Zungenpiercings führt relativ häufig zu Traumatisierung der zungenwärts gelegenen Zahnhöcker, was zu Zahnfrakturen und Absterben des Zahnmarkes führen kann. Die innen gelegene Konterplatte von Lippenpiercings drückt bei ungünstiger Lokalisation bei jeder mimischen Bewegung aufs Zahnfleisch und den darunter liegenden hauchdünnen Alveolarknochen. Da Knochen auf Druckbelastung schwindet, kann es so zu Zahnlockerungen bis hin zum Zahnverlust kommen. Ähnliches gilt für Piercings des Frenulums (Lippenbändchen).
Bei einigen Piercingarten (z.B. Prince Albert) besteht die Gefahr des "Käseschneidereffekts": bei mechanischer Belastung und zu geringer Ringstärke kann der Schmuck durch das Gewebe schneiden, das Piercing reißt aus. Bei ausreichender Materialstärke kann ein PA allerdings recht belastbar sein. Bei zu engen Ringen kann es zu Quetschungen kommen.
Ein nicht vollständig abgeheiltes Intimpiercing erhöht, wie auch jede andere offene Wunde im Genitalbereich, die Gefahr einer Ansteckung mit sexuell übertragbaren Krankheiten, z. B. Hepatitis B und C oder HIV.
= Humor =
Scherzhaft werden vielfältig gepiercte Menschen als "menschliche Minigolfanlage" bezeichnet, unter Anspielung auf die dort vorhandenen 18 Löcher, die zu bewältigen sind.
= Weblinks =
= Literatur =
Im Kopfbereich
Am sonstigen Körper (außer Intimbereich)
Im männlichen Intimbereich
Im weiblichen Intimbereich
= Geschichte des modernen Piercings =
Zwar gab es mit The Gauntlet in San Francisco schon 1976 den ersten modernen Piercing-Shop, die Verbreitung dieser Mode beginnt aber erst in den 1980er Jahren in Kalifornien, als die Bewegung der Modern Primitives, der modernen Wilden, entstand. Man übernahm bewusst die bei "wilden" Völkern verbreiteten Bräuche, um den eigenen Körper zu "verschönern": Dazu gehörten vor allem die Tätowierung (Tattoos), das Piercing oder die Narbenbildung (Scarification). Noch zu Beginn der 90er Jahre blieb das Piercing überwiegend auf die Punk- und Sadomaso-Szene beschränkt. Relativ schnell wurde es aber in der westlichen Kultur "gesellschaftsfähig". Für die jungen Leute spielt wohl auch das Zugehörigkeitsgefühl zur Piercingszene, die sich von der konservativen elterlichen Umgebung deutlich abhebt, eine nicht unwesentliche Rolle.