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wunderbaum

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Wunderbaum

Wunderbaum

Wunderbaum (Rizinus communis)
Systematik
Ordnung: Euphorbiales
Familie: Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae)
Unterfamilie: Acalyphoideae
Tribus: Acalypheae
Gattung: Rizinus (Ricinus)
Art: Wunderbaum (R. communis)
Der Wunderbaum, (Ricinus communis), auch Christuspalme, Hundsbaum, Läusebaum, Kreuzbaum, Palma Christi oder, den Gattungsnamen verallgemeinernd, Rizinus genannt, ist ein Baum aus der Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae) und die einzige Art der monotypischen Gattung Ricinus. Der Name Ricinus stammt entweder vom lateinischen Wort ricinus (=Zecke), da die Samen der Pflanze Zecken ähneln oder dem griechischen rikinos (=Wunderbaum).

Table of contents
1 Beschreibung
2 Vermehrung
3 Verbreitung
4 Wirkstoffe
5 Verwendung
6 Literatur
7 Weblinks

Beschreibung

Der immergrüne, horstbildendebildende Strauch, eine der schnellwüchsigsten Pflanzen überhaupt, wird unter idealen Bedingungen innerhalb von 3 bis 4 Monaten bis zu 5 Meter, nach einigen Jahren sogar bis 13 Meter hoch bei einem Durchmesser von bis zu 4,5 Meter. An der Basis verholzt er nach einigen Jahren schwach.

Die palmähnlichen und glänzenden rötlich bis tief-purpurnen, an langen Stängeln stehenden Blätter sind 30 - 70 Zentimeter groß, handförmig, wechselständig und fünf- bis elflappig. Auch die stark wasserhaltigen Stämme sind rot überlaufen.

Der Wunderbaum blüht von August bis Oktober, mit unscheinbaren grüngelben Blüten in grossen, endständigen Rispen, deren obere Hälfte nur von den am roten Stempel zu erkennenden weiblichen Blüten und deren untere Hälfte von männlichen Blüten, mit ihren typischen gelben Staubblättern, gebildet werden. Der weiblichen Blüte folgt die rotbraune, mit weichen Stacheln besetzte, dreifächerige Fruchtkapsel mit rötlichbraun-marmorierten, bohnenförmigen Samen.

Vermehrung

Der einhäusige, aber zweigeschlechtliche Wunderbaum sät sich gerne und reichlich selbst aus, die Samen sind schnellkeimend. Zusammen mit seinem schnellen Wachstum führt dies dazu, dass er in einigen Bundesstaaten der USA mit tropischem Klima mittlerweile als invasive Art behandelt wird.

Verbreitung

Die Pflanze ist ursprünglich beheimatet in Nordost-Afrika und dem Mittleren Osten, als Kulturflüchtling hat sie sich mittlerweile weltweit überall in tropischen Zonen verbreitet. Die Pflanze liebt einen vollsonnigen und warmen, windstillen Platz. Der Boden sollte humus- und nährstoffreich und gut durchlässig sein. Eine gute Wasserversorgung befördert zwar das Wachstum, ist aber nach gutem Anwachsen nicht mehr zwingend, die Pflanze toleriert Dürrezeiten.

Wirkstoffe

Rizinusöl

Das viskose Rizinusöl (Oleum Ricini s. Castoris) wird aus den Samen der Pflanze (Ölanteil von etwa 40-50 %) kalt gepresst, es besteht zu 70-77 % aus Triglyceriden der Rizinolsäure.

Rizin

Hauptartikel: Rizin

Die Samenschalen des Wunderbaums sind sehr giftig, da sie das toxische Protein (Eiweiß) Rizin (Lectin) enthalten. Das höchst wirksame Gift muss eingenommen, injiziert oder in größeren Mengen eingeatmet werden, um zu wirken. Bei der Einnahme kann schon eine Menge von 0,25 Milligramm tödlich enden. Die parenteral tödliche Dosis beträgt bei Mäusen je nach Reinheitsgrad der Substanz etwa ein Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht. Rizin löst sich zwar in Wasser, ist aber fettunlöslich und daher im Rizinusöl nicht enthalten. Beim Pressen der Samen bleibt das Gift somit in den Pressrückständen übrig.

Symptome einer Rizin-Vergiftung sind:

Der Tod tritt üblicherweise durch Kreislaufversagen etwa zwei Tage nach der Vergiftung ein. Ein agglutiniertes Protein führt zum Verklumpen der roten Blutkörperchen. Ein Gegengift ist nicht bekannt.

Verwendung

Verwendung als Garten-Zierpflanze

Im Alten Testament wird ein schattenspendes Staudengewächs erwähnt, bei dem es sich vermutlich um den Wunderbaum handelt (Jonah 4,610). Auch heutzutage ist sie beliebt, zumal sie schnellwüchsig ist und von exotischem Äußeren. In unseren Breiten überlebt die frostempfindliche Pflanze den Winter jedoch nicht, und wird daher meist nur einjährig kultiviert. Idealer Standort im Garten ist ein Mistbeet.

Mehrere verschiedene Sorten sind gezüchtet worden, meist für die kommerzielle Ölproduktion. Einige Sorten wurden jedoch auch für den Zierpflanzen-Handel gezüchtet: Carmencita mit bronzeroten Blättern und leuchtend roten Blüten; Impala, eine Miniatursorte mit roten bis purpurnen Blättern; Sanguineus mit blutrotem Stamm und Blattwerk; Gibsonii Mirabilis eine Zwergsorte in dunkelrot und Zanzibarensis mit weiß-geäderten, grünen Blättern.

Verwendung des Rizinusöls

Die Verwendung des Wunderbaumes als Medizinal- und Ölpflanze ist bereits um 1552 v. Chr. im ältesten erhaltenen medizinischen Text, dem altägyptischen Papyrus Eber, bezeugt, auch wurden Samen der Pflanze in ägyptischen Gräbern gefunden.

Am bekanntesten ist die Verwendung als unverdauliches Abführmittel bei Verstopfung oder zur beschleunigten Darmentleerung. Die Wirkung tritt nach der Einnahme von rund 10 bis 30 Millilitern Rizinusöl etwa zwei bis vier Stunden später durch die eigentlich wirksame Rizinolsäure ein, eine C18-Fettsäure, die erst im Dünndarm durch körpereigene Lipasen (=fettspaltende Enzyme) freigesetzt wird. Durch die Sammlung von Wasser im Darm entsteht eine vergrößerte und erweichte Stuhlmenge und damit die abführende Wirkung. Zusätzlich führt die freigesetzte Rizinolsäure zu einer Reizung der Darmschleimhaut, wodurch ebenfalls eine abführende Wirkung entsteht.

Als Nebenwirkung wird die Aufnahme von Natrium und Wasser und von fettlöslichen Vitaminen aus dem Darm gehemmt, ein erhöhter Kalium- und Elektrolytverlust kann die Wirkung von Herzglykosiden verstärken. In höheren Dosen können Übelkeit, Erbrechen, Koliken und heftiger Durchfall auftreten.

Äußerlich wird Rizinusöl zur Behandlung von Warzen und Ringelflechte angewandt.

Auch als Rohstoff für Linoleumböden, Lack- und Farbherstellung ist Rizinusöl im Einsatz, als Weichmacher in der Kunststoffindustrie sowie Gleit- und Schmiermittel.

In der Kosmetikindustrie wird es als Grundstoff für Lippenstifte, Haarshampoo und andere Kosmetika verwendet.

Das Öl der Samen wurde früher vor allem in Europa als Brennöl eingesetzt.

Die Rückstände der Ölpressung (Ölkuchen, Schrot) werden (nach Entgiftung durch Hitzeinaktivierung) häufig in organischen Düngern oder als Tierfutter verwendet.

Verwendung des Rizins

Hauptartikel: Rizin

Rizin ist eines der potentesten, natürlich vorkommenden Gifte überhaupt und außerdem sehr leicht herstellbar. Da es auch über die Atemwege wirkt, wurde es von der britischen Armee auf seine Verwendbarkeit als Kampfgift geprüft, sein Einsatz jedoch verworfen und die entsprechenden Vorräte vernichtet, insbesondere, da er sich nur schwer als Aerosol verteilen läßt und eher für Anschläge auf Einzelpersonen geeignet ist. Trotz seiner mangelnden Eignung für einen Angriff mit dem Ziel von Massentötungen ist Rizin in der Liste 1 der Chemiewaffen-Konvention (CWC) geführt, welche die giftigsten Toxine enthält und zugleich auch in der letzten Version der Bio- und Toxinwaffen-Konvention (BTWC) aufgeführt. Ob das Gift trotzdem von Saddam Hussein im Rahmen der im Irak zeitweise betriebenen Produktion von Massenvernichtungsmitteln hergestellt wurde, wie zeitweise verlautete, lässt sich wegen der durch die Regierungen der USA und Grossbritannien nachhaltig gestörten Quellenlage nicht eindeutig beurteilen.

Erstmals praktisch als Waffe eingesetzt wurde Rizin im Jahr 1978, als der bulgarische Journalist und Dissident Georgij Markow in London von bulgarischen Geheimdienstagenten auf offener Straße mit einem Regenschirm angegriffen und in den Oberschenkel gestochen wurde, dessen Spitze mit 40 mg des Toxins präpariert worden war. Markow starb einige Tage später im Krankenhaus an einem Kreislaufversagen als Folge der Vergiftung.

Von Terroristenorganisationen wurde sein Einsatz zwar häufig erörtert, ein terroristischer Anschlag, bei dem auf Rizin zurückgegriffen wurde, ist aber nie erfolgt.

Rizin wird wegen seiner zytostatischen Wirkung (einer Wachstum hemmenden Wirkung auf Krebszellen) auf Verwendung in der Tumor-Therapie geprüft.

Literatur

Weblinks

  • http://www.meb.uni-bonn.de/giftzentrale/rizinus.html
  • http://www.m-ww.de/pharmakologie/arzneimittel/abfuehrmittel/rizinusoel.html


Beurteilung:

Exzellenter Artikel

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