Wessobrunner Stukkatorenschule

Mit Wessobrunner Stukkatorenschule bezeichneten Gustav von Bezold und Georg Hager 1888 eine Gruppe von Künstlern und Kunsthandwerkern im oberbayerischen Wessobrunn, die auf Stukkaturen spezialisiert war.

Die Stuck-Technik wird bereits um 7000 v.Chr. angewendet und erlebt im Renaissance-Italien eine Blüte. In Deutschland tritt sie erstmals in der Residenz Landshut um 1545 auf. Wenn Michael Wening in seinem Werk "Historico-Topographica Descriptio" (1. Teil) anno 1701 erwähnt, die Bewohner der zum Kloster Wessobrunn gehörenden Dörfer Gaispoint und Haid wirkten überwiegend als Stukkatoren und Maurer, so impliziert das eine länger zurückreichende Tradition.

In Bayern gehen Ende des 16. Jahrhunderts einheimische Maurer und Steinmetze mit italienischen Stukkatoren eine Allianz ein. Im 17. Jahrhundert entwickelt sich in Wessobrunn das bedeutendste Stukkatorenzentrum des damaligen Europa, an das im 18. Jahrhundert die wichtigsten Aufgaben nicht nur in Süddeutschland, sondern auch in Frankreich, Polen, Ungarn und Russland vergeben werden. Die italienische Konkurrenz kann nicht mithalten.

Ab etwa 1750 lässt die Bautätigkeit allgemein nach, die meisten großen Rokoko- und Wallfahrtskrichen sind vollendet. Auch wenn es nochmals eine frühklassizistische Bauwelle zwischen 1775 und 1790 gab, sank die Zahl der Stuck-Künstler. Die 1783 gegründete "Gesellschaft der Stuccatoren" hatte noch 68 Mitglieder, 1798 waren es 27 und 1864 nur noch 9 Mitglieder.

Zur Wessobrunner Schule werden rund 600 Künstler gerechnet. Die wichtigsten Familien sind die Feichtmayr, Finsterwalder, Gigl, Merck, Rauch, Schaidauf, Schmuzer, Übelher, Zimmermann unhd Zöpf.

Hervorragende Beispiele der Kunst der Wessobrunner Schule sind im Kloster Wessobrunn zu sehen, etwa der Fürstentrakt mit Arbeiten von Johann Schmuzer