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wenden

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Wenden

Wenden (lat. Venedi, auch Elbslawen) ist der alte deutschee Name für alle Slawen.

Er leitet sich von dem Name der Veneter ab, der für verschiedene Völker Verwendung fand und mit dem Erscheinen der Slawen von mittelalterlichen Autoren auch für das ihnen unbekannte Volk verwendet wurde. Wie auch der "Völkername" "Welsche" zeugt er von einem gewissen Distanzbewusstsein von Germanen und später Deutschen gegenüber ihren Nachbarn.

Speziell bezeichnet der Name Wenden oder Winden diejenigen Westslawen, die vom 7. Jahrhundert an große Teile Nord- und Ostdeutschlands (Germania Slavica) bewohnten. Analog dazu existiert in Österreich das heute negativ konnotierte Adjektiv windisch zur Bezeichnung der Slowenen bzw. ihrer Sprache, siehe: windische Sprache.

Table of contents
1 Geschichte
2 Religion und Kultur der Elbslawen
3 Elbslawische Sprachen und Dialekte
4 Elbslawische Stämme und Stammesverbände
5 Literatur
6 Weblinks
7 Siehe auch

Geschichte

Seit dem späten 6. Jahrhundert und im 7. Jahrhundert wanderten Slawen in die oben genannten Gebiete der Germania Slavica ein. Dabei wurden in der Zeit um 600 und in der ersten Hälfte des 7. Jh. zunächst die Gebiete entlang der Elbe und unteren Saale aufgesiedelt. Ab dem Ende des 7. Jh. und verstärkt im 8. Jh. erfolgte die Besiedlung der nördlich davon liegenden Regionen bis zur Ostsee. Zu einer Herausbildung von "Stämmen" und "Stammesverbänden" (Ethnogenese) kam es erst im der Folge der Landnahme in den neu erschlossenen Siedlungsräumen.

Im Laufe der mittelalterlichen Ostkolonisation ab dem 11. Jahrhundert, verstärkt aber erst im 12. und 13. Jahrhundert, kam es zu einer Vermischung der Kultur der Elbslawen mit der der neuzugewanderten Siedler und zur Herausbildung von sogenannten "Neustämmen" der Brandenburger, Mecklenburger und Pommern. In einigen Gebieten wie im Hannoverschen Wendland oder in der Lausitz konnten die Slawen ihre kulturelle Eigenständigkeit und Sprache jedoch bis weit ins 18. Jahrhundert bzw. bis heute bewahren.

Religion und Kultur der Elbslawen

Bis in das 11. und 12. Jahrhundert hinein waren die nördlichen Elbslawen von heidnischen (nicht-christlichen) Kulten dominiert. Während zunächst Heilige Haine und Gewässer als Kultorte verehrt wurden, bildeten sich im 10. und 11. Jahrhundert allmählich ein Priestertum und Kultstätten heraus, die oft auch überregionale Bedeutung hatten. Beispiele sind hier die Tempelburgen in Kap Arkona (Rügen) und Rhetra. Wichtige slawischen Gottheiten waren Radegast und Triglaw. Die Götter der Götterwelt anderer slawischer Völker existierten auch hier, jedoch bildeten sich stärker als anderswo Stammesgottheiten heraus. Oftmals veränderten alte Götter ihre Bedeutung.

Die Slawen im Elb-Saale-Gebiet und in der Lausitz gelangen gerieten schon früher unter den Einfluß der christlichen Kirche. 968 wurde das Erzbistum Magdeburg mit den Suffragen Zeitz, Merseburg und Meißen eingerichtet und die Christianisierung weiter vorangetrieben.

Elbslawische Sprachen und Dialekte

Im 15. Jahrhundert starb das Wendische auf der Insel Rügen aus, im 18. Jahrhundert im Hannoverschen Wendland. Die sorbische Sprache der Lausitzer Sorben ist das einzig noch verbliebene wendische Idiom. Oft wird daher heute die Bezeichnung wendisch als synonym für sorbisch verwendet.

Elbslawische Stämme und Stammesverbände

In Quellen aus dem ostfränkisch-deutschen Reich werden eine große Zahl von Stämmen und Stammesverbänden insbesondere seit dem 8. Jahrhundert genannt. Die größten Verbände waren die der Abodriten, Wilzen und die Sorben (von Nord nach Süd). Jedoch bleibt häufig unklar, was sich hinter diesen Namen verbirgt. Es dürfe sich jedoch nicht um festgefügte, homogene und scharf umrissene Gruppierungen gehandelt haben, wie im 19. und 20. Jh. zumeist angenommen wurde. Vielmehr ist von recht mobilen Gruppierungen auszugehen, die in ihrer Zusammensetzung und Abgrenzung relativ flexibel waren.

In der Beschreibung des sogenannten Bayrischen Geographen (Geographus Bavarus) aus der Mitte des 9. Jahrhunderts mit späteren Überarbeitungen und Zusätzen werden die zu dieser Zeit bekannten Stämme und die Zahl der ihnen zugehörigen civitates - Siedlungskammern mit einer zentralen Burganlage und zugehörigen Siedlungen und kleinere Befestigungen - genannt (Völkertafel von St. Emmeram).

In den mittelalterlichen Quellen deutlich von den Sorben geschieden werden die
  • Daleminzer/Glomaci an der Elbe und in der Lommatzscher Pflege und die Nisanen um Dresden
  • Milzener in der Oberlausitz und Besunzanen um Görlitz
  • Lusitzer in der Niederlausitz

Literatur

  • Christian Lübke, Das östliche Europa. Die Deutschen und das europäische Mittelalter (Berlin 2004) ISBN 3886807606
  • Sebastian Brather, Archäologie der westlichen Slawen. Siedlung, Wirtschaft und Gesellschaft im früh- und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa. Ergänzungsbände zum Reallexikon der germanischen Altertumskunde 30 (Berlin u.a. 2001), ISBN 3110170612
  • Alfried Wieczorek / Hans-Martin Hinz (Hrsg.), Europas Mitte um 1000 (Stuttgart 2000), ISBN 3806215456, 3806215448
  • Christian Lübke, Slaven zwischen Elbe/Saale und Oder. Wenden - Polaben - Elbslaven? Beobachtungen zur Namenwahl. Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 41, 1993, 17-43.

Weblinks

  • Die "Germania Slavica" als westlicher Rand Ostmitteleuropas und der mittelalterliche Landesausbau zu deutschem Recht in Ostmitteleuropa, Arbeitsgebiet I am Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig

Siehe auch

Veneter, windisch, Liste der slawischen Stämme, Jaxa von Köpenick, Deutsche Stämme, Deutsche (Volk), -ow, -itz, -gast

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