Wayang
Bevor der Hinduismus nach Indonesien gelangte, hatten die Ureinwohner Indonesiens schon das Spiel mit den Wayangs schätzen gelernt. In Javanische Sprache bedeutete Wayang ?Schatten?, je-doch im Sinne von Geistern. Das Schattenspiel wurde zur Tradition Indonesiens, weil dieses mit dem Glauben an die Geister der Vorfahrens sehr eng verbunden ist. Nach dem animistischen Glauben können die Geister der Vorfahren als schützend oder Unheil anrichtend in das Leben der Lebenden eingreifen. So versuchen die Anhänger dieses Glaubens einen Weg zu finden, wie sie die Geister mit Ritualen und Zeremonien, in Form von solchen Schattenspielen, um Hilfe bitten können. Die Figuren dieser Schattenspiele waren Wayang Golek (normale Kopfgestalt durch einen da-mit verbundenen Stab auf dem Rumpf drehbar. Arme durch je ein Stab, der an der Hand befestigt ist beweglich) , geschnitzte, bemalte und bekleidete Figuren, die an Fäden gezogen wurden, Malereien auf Schautafeln oder geweihte und verkleidete Menschen.Vor Christi Geburt war der Hinduismus, der aus Indien stammt, nach Indonesien vorgedrungen. Nach und nach haben die Einwohner diese neue Religion als Glauben angenommen. In der Zeit wurde Sanskrit die gehobene Sprache in Java und später dann auch auf Bali. Die Hindus haben das Wayang (wie auch später der Islam) verwendet, um ihren Glauben zu verbreiten, vor allem durch die Geschichten von Mahabharata und Ramayana. Später wurde diese Mischung aus Religion und Wayang-Spiel als Harmonie zwischen dem Hinduismus und dem Original Indonesischen gefeiert. Auf Java, im Westteil von Sumatra und auf den kleinen Inseln in ihrer Umgebung, gab es lange noch Traditionalisten, Förderer und Künstler, die die originalen indonesischen Geschichten aufführten. Doch der Einfluss des Hinduismus überwog und die ehemaligen original indonesischen Geschichten gerieten in Vergessenheit oder wurden in die hinduistischen Stücke integriert.
Die Figuren des Wayang tauchen in ihrer Gestalt auch in fast allen Malereien dieser Zeit auf. Als Beispiel sei hier die Deckenmalereien im ehemaligen Gerichtsaal in Klunkung auf Bali erwähnt. In der traditionellen balinesischen Malerei ist diese Art der Darstellung noch heute gebräuchlich.
Durch den Einfluss des Islam, der sich immer weiter in Indonesien ausbreitete, wurde die menschliche Darstellung von Gott oder Göttern (Götzen) verboten und damit wurde auch diese Art von Malerei und Schattenspiel völlig unterdrückt. Als Raden Patah, Herrscher im Königreich von Demak (Java) die Wayang in ursprüngliche Gestalt sehen wollte und von den Walis (Religionsführer) keine Erlaubnis dazu bekam, musste ein Weg gefunden werden, dies zu ermöglichen. Die Walis haben dafür einen sehr pfiffigen Weg gefunden, indem sie die Wayangs in Form von Wayangs Purwa aus Leder herstellen ließen. An Stelle der Figuren wurden deren Schatten gezeigt und damit nicht die Nachahmung von Menschen oder Göttern, sondern ein Abbild deren Charakteren. Dies war die Geburt des Schattenspiels (Wayang kulit), so wie wir es heute kennen.
Im nicht-islamischen Teil Indonesiens findet man noch immer Wayang golek-Aufführungen, das Wayang Klitik stellt eine Übergangsform zwischen Wayang golek und Wayang kulit dar. Die Figuren des Wayang klitik sind bemalte Schnitzereien aus flachem Holz (max. 5?15 mm dick) mit be-weglichen Armen. Der Kopf ist mit dem Rumpf fest verbunden. Mit ihnen kann sowohl am Tag, wie auch bei Nacht gespielt werden. Diese Art des Wayang konnte sich jedoch nicht durchsetzen und ist sehr selten. Das Wayang kulit, dessen Figuren heute aus (manchmal chromgegerbtem) Wassebüffelleder hergestellt werden, hat sich in ganz Indonesien, als das Wayang schlechthin, durchgesetzt. Seine Beliebtheit wird in Indonesien nur noch durch das Fernsehen bei Fußballübertragungen übertroffen.
Das Wayang mit lebenden Personen (Sendratari) findet man noch heute auf Bali (Wayang Topeng).
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2 Wayang Beber |
Das Wayang Wong ist eine Art Theateraufführung mit Themen aus dem Königreich Jenggala, wobei die Schauspieler Masken tragen (Gedog kommt von dem Wort kedok = topeng, was Maske bedeutet). Als Thema dient häufig die Geschichte von Raden Panji und Candra. Dies ist eine Liebesgeschichte zwischen der Prinzessin Candra Kirana von Kediri und Raden Panji Asmarabangun, dem Kronprinzen von Jenggala. Candra Kirana war die Inkarnation von Dewi Ratih (der Liebesgöttin) und Panji war eine Inkarnation von Kamajaya (der Gott der Liebe). Kirana wurde als Gedicht mit dem Titel ?Smaradahana? ? das Feuer der Liebe ? geschrieben. Am Schluss der verwirrenden Geschichte können sie endlich heiraten und bekommen als Nachwuchs einen Sohn, den sie Raja Putra nennen. Panji Asmarabangun regierte Jenggala unter dem offiziellen Namen Sri Kameswara oder auch Prabu Suryowiseso oder Hino Kertapati. Früher wurde das Wayang Wong nur in den vier Palästen von Yogyakarta und Surakarta als klassische höfische Tänze gespielt. Im Laufe der Zeit wurde es immer populärer und volkstümlicher.
Das Wayang Wong hat bestimmte Muster der Bewegung und der Kleidung:
Für männliche Darsteller:
Die Bewegungen werden "Nggruda" oder Ngenceng encot? genannt und im klassischen höfischen Tanz gibt es 9 Grundbewegungen (Joged Pokok) und zwölf weitere Bewegungen (Joged Gubahan und Joged Wirogo) um die Bewegungen der Tänzerinnen der Tänzerinnen des Bedoyo und Srimpi zu verschönern.
Heute wird das Wayang Wong, nach dem Gagrak-Stil von Surakarta, mit einer Tänzerin gespielt. Sie führt die Alus-Bewegungen des ksatria, ähnlich Arjuna aus. Nach dem Gagkra-Stil von Yogyakarta führt ein Tänzer die selben Alus-Bewegungen eines edlen ksatrias aus. Die Kleidung und die ganze restliche Ausstattung sind natürlich unterschiedlich für Könige, ksatrias, Einsiedler, Prinzessinen, Prinzen und Generälen. Insgesamt gibt es ca. 45 unterschiedliche Typen, die vorgeführt werden können.
Die gespielten Inhalte gleichen denen des Wayang Kulit, Die Aufführungen finden jedoch am Tage, oder nachts mit ausreichender Beleuchtung statt. Die Besucher sitzen auch nicht vor einer weissen Leinwand, wie im Kino, sonder vor einer erhöhten Bühne mit einer Wand oder Vorhang, die den dalang verbirgt. Vor dem Dalang liegt auch kein Bananenstrunk, der die Puppen aufnimmt, sondern ein Plangkan (eine Art Tisch mit Löchern in der Tischplatte), auf dem die benötigten Puppen bereit gestellt werden.
In Zentral- und Ostjava werden bevorzugt Stücke aus dem Menak gespielt, die Geschichten von Amir Hamzah, dem Onkel des Propheten Muhammad, das auch kurz als Wayang Menak bezeichnet wird. In Westjava werden im Wayang Golek dagegen mehr die Geschichten aus dem Mahabharata und Ramayana bevorzugt. Die Geschichten um Amir Hamzah wurden im 16ten Jahrhundert zur Unterstützung der Verbreiterung des Islams geschaffen. Neben der Hauptfigur sind darin noch sein bester Freund und Berater, Umar Maya (Umarmaya), sein General Selandir (oder Alam Daur), seine Hauptfrau Putri Muniggarim, sein streitsüchtiger Schwiegervater Nursiwan, natürlich viele andere Könige mit denen man Kriege führen muss oder gute Beziehungen pflegen, Prinzessinen und natürlich auch Teufel (ehemalige Dämonen). Ein Teil der Geschichten finden in die Zeit vor der Geburt des Propheten Muhammad statt und beinhalten sowohl die alten animistischen Erzählungen, als auch solche mit hinduistischem Hintergrund.
Wayang Klitik-Figuren stellen handwerklich eine Mischung zwischen den Wayang Golek.Figuren und den Wayang Klitik-Figuren dar. Sie sind aus flachem Holz geschnitzt, ähnlich aufgebaut wie die Wayang Kulit-Figuren und werden auch so eingesetzt ? zum Schattenspiel. Ein weiteres Merkmal ist, dass sie im allgemeinen kleiner sind, als entsprechende Wayang KulitFiguren. Hier wird dem Umstand Rechnung getragen, dass Holz empfindlicher gegenüber Bruch ist, als Leder. Bei Kampfszenen werden Wayang Klitik-Figuren meist erheblich beschädigt, sehr zum Gaudium der Zuschauer, aber in einem Land, indem man vor 1970 vernünftige Klebstoffe überhaupt nicht kannte, hieß das generell kostspielige Neuanfertigung. Aus diesem Grunde haben Wayang-Klitik-Figuren, die zu Spielen herangezogen werden und dort Kampfszenen zu durchstehen haben, Arme aus Leder. Der Name dieser Figuren leitet sich aus dem Geräusch klitik-klitik ab, den diese Figuren beim Spielen verursachen.
Ursprünglich waren diese Puppen in Ostjava beheimatet und dort befinden sich auch heute noch Werkstätten, die diese Puppen herstellen. In der handwerklichen Herstellung sind sie erheblich preisgünstiger, als Wayang Kulit-Figuren.
Die Grundlage der Geschichten, die mit diesen Puppen gespielt werden, stammen aus den Königreichen von Ostjava: Jenggala, Kediri und Majapahit. Aus Jenggala und Kediri stammen die Geschichten von Raden Panji und Cindelaras, die ein paar Dorfjungen mit ihren Kampfhähnen erleben. Das Darmawulan erzählt die Geschichte eines Helden (Darmawulan) aus Majapahit. Darma-wulan ist ein cleveres Kerlchen, der es mit Mut, Geschick, Verstand und der Mithilfe seiner Jugend-liebe, Anjasmara, fertig brachte, einen mächtigen Gegner seiner Königin, Minakjinggo, der im Handstreich das Nachbarkönigreich in seine Gewalt gebracht hatte, auszuschalten. Als Belohnung wurde er Ehemann von Minakjinggo und König von Majapahit. Als zweite Ehefrau nahm er sich dann seine Jugendliebe Anjasmara, die ihm zu diesem Glück beigestanden hatte. Diese Geschichte ist angefüllt mit Liebesaffären und Kämpfen und kommt beim Publikum ungeheuer an, vor allem dann, wenn der dalang es versteht, den neuesten Klatsch, Tratsch und Streit aus den umliegenden Dörfern humorvoll mit einzuarbeiten.Die Arten des Wayang
Das Wayang Topeng oder Wayang Gedog
Für weibliche Darsteller:Das Wayang Golek oder Holzpuppen (Stabpuppen)
Das Wayang Karucil oder Wayang Klitik