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wahn

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Wahn

Dieser Artikel befasst sich mit der Erkrankung Wahn. Weiteres siehe: Köln-Wahn.
Als Wahn bezeichnet man eine Überzeugung, die objektiv der Realität widerspricht und die nicht von der Mehrheit der Menschen geteilt wird, von der der Betroffene aber trotz aller Gegenbeweise nicht abzubringen ist. Es gibt auch Wahnthemen bei denen kein Gegenbeweis möglich ist ("ich bin ein Prophet und Gott hat mich ausgewählt der Menschheit zu predigen"). Ein wichtiges Merkmal ist die extreme Gewissheit mit der der Betroffene daran festhält. Ein Wahn ist, etwa im Gegensatz zum Aberglauben, auch nicht durch den soziokulturellen Hintergrund des Betroffenen erklärbar. Wahngedanken werden in der Psychiatrie auch als inhaltliche Denkstörungen bezeichnet.

Table of contents
1 Ursachen
2 Ausprägungen
3 Umgang mit Wahn
4 Behandlung
5 Weblinks

Ursachen

Wahnsymptome sind Zeichen einer psychischen Störung, beispielsweise bei einer schizophrenen Psychose, jedoch ebenso bei einer Vielzahl anderer psychischer Störungen wie der (endogenen) Depression, Manie, anhaltenden wahnhaften Störung (entspricht in etwa der älteren Bezeichnung Paranoia), ebenso auch bei Demenzen und weiteren psychischen Erkrankungen mit diagnostizierbarer organischer Ursache. Für Schizophrenien sind eher bizarre Wahninhalte, meist ohne wirklich logischen Zusammenhang typisch, ebenso Erklärungswahn der andere Symptome der Schizophrenie (wie akustische Halluzinationen) für den Betroffenen plausibler macht.

Ausprägungen

Teilweise werden von den Betroffenen ausgefeilte und umfassende "Wahngebäude" errichtet, in die das alltägliche Erleben einbezogen und umgedeutet wird (z.B. "das parkende Auto da draußen dient nur dazu, eine Abhöranlage zu tarnen"). Man spricht dann auch von systematisiertem Wahn, der in sich durchaus eine gewisse Logik aufweisen kann. Manchmal beschränkt sich die Wahnsymptomatik aber auch auf ein einziges und scharf umgrenztes Gebiet ("Frau X ist eine Hexe"), und die Betroffenen stehen ansonsten durchaus "auf dem Boden der Tatsachen".

Bei der anhaltenden wahnhaften Störung ist der Wahninhalt in sich relativ schlüssig und nicht bizarr. Tatsächliche Ereignisse werden einbezogen. Es kann ein komplexes, in sich geschlossenes Wahnsystem entstehen, dann spricht man auch von Paranoia. Es handelt sich in diesem Fall nicht um eine schizophrene Psychose; die Betroffenen weisen keine sonst für die Schizophrenie typischen Symptome auf (Halluzinationen, Ich-Störungen, formale Denkstörungen usw.).

Sie erscheinen geordnet, logisch und bis auf den Wahn psychisch völlig unauffällig. Typisch ist z.B. eine Überzeugung, dass andere Menschen sich gegen die betroffene Person verschwören, hinter dem Rücken über sie reden und Komplotte schmieden. Dies alles wird mit logischen Argumenten und tatsächlichen Ereignissen ausgebaut. Die anhaltende wahnhafte Störung ist oft chronisch und kaum behandelbar.

Für eine Depression mit Wahnsymptomen sind z.B. ein Erfinderwahn kommt vor.

Wenn der Wahninhalt in dieser Weise mit der Stimmung des Betroffenen übereinstimmt, spricht man auch von einem synthymen Wahn. Ein dysthymer Wahneinfall passt dagegen inhaltlich nicht zur psychischen Gestimmtheit.

Personen mit Demenz können ebenfalls Wahnsymptome zeigen. Häufig ist dabei die wahnhafte Überzeugung, Alkoholkrankheit bzw. allen Suchterkrankungen mit geistiger Degeneration bzw. Beeinträchtigung treten auch verschiedene Formen des Wahns auf, darunter am häufigsten Eifersuchtswahn.

Ebenfalls möglich ist ein so genannter induzierter Wahn, eine sehr seltene Störung. Er wird auch symbiontischer Wahn oder Folie à deux genannt. Hier übernimmt ein enger Angehöriger, der viel Zeit mit einem unter einer Wahnsymptomatik (unabhängig der Ursache) leidenden kranken Menschen verbringt, meist also der Lebenspartner, die Wahnideen des Kranken. Durch soziale Isolierung und eine zunehmend als feindlich oder bedrohlich empfundene Umwelt wird das gemeinsame Wahnerleben verstärkt; der Wahn schafft Gemeinsamkeit und Kommunikation. Bei einer vorübergehenden Trennung der Personen bildet sich dann die wahnhafte Symptomatik bei der Person mit dem induzierten Wahn meist rasch zurück.

Da Kinder bis zum älteren Schulalter in der Regel ihre Einschätzungen der Realität von den Eltern übernehmen, sind sie besonders gefährdet, in den Wahn von Eltern einbezogen zu werden und daran teilzuhaben. Das dem Wahninhalt entsprechende Verhalten des Kindes wirkt dann als Bestätigung für den Wahn der Eltern. Für Kinder kann eine solche Konstellation schwerwiegende Folgen haben. Ist beispielsweise ein Elternteil wahnhaft überzeugt, dass das Kind psychisch verändert oder gestört sei, besteht die Gefahr, dass das Kind diese Überzeugung in sein Selbstbild, sein Erleben und Verhalten übernimmt. Dadurch kann es zu einer Identitätsstörung kommen.

In Zusammenhang mit dem induzierten Wahn wird vermutet, dass auch "falsche Erinnerungen" beispielsweise bezüglich eines sexuellen Missbrauchs entstehen können (false memory syndrome).

Beeinträchtigungswahn und Verfolgungswahn

Der Betroffene fühlt sich von seiner Umwelt beeinträchtigt, d.h. er fühlt sich von seinen Mitmenschen beleidigt, erniedrigt, verhöhnt, man trachtet nach seinem Leben usw. Eine stärkere Form des Beeinträchtigungswahns ist der Verfolgungswahn: der Betroffene fühlt sich verfolgt und/oder beobachtet, z.B. von Agenten, Ausserirdischen oder anderen. Er interpretiert dabei Ereignisse in seiner Umgebung häufig als Spionageaktionen.

Beziehungswahn

Der Betroffene bezieht Dinge und Ereignisse in seiner Umgebung auf sich, die objektiv gar nichts mit ihm zu tun haben; die betroffene Person glaubt beispielsweise, dass Fernsehnachrichten versteckte Botschaften an sie persönlich enthalten.

Verarmungswahn

Der Betroffene fühlt sich arm, oder fürchtet, zu verarmen, obwohl es dafür keinerlei Hinweis gibt bzw. seine finanzielle Situation vollkommen unverändert ist.

Größenwahn (Megalomanie)

Der Betroffene hält sich für eine wichtige politische oder religiöse Persönlichkeit, die Reinkarnation großer Persönlichkeiten, für einen Gott oder einen Propheten. Ähnlich ist z.B. der sog. Sendungswahn ("ich muss die Menschheit erlösen").

Sonderformen sind:

Schuldwahn

Der Betroffene glaubt, dass er Schuld an Ereignissen hat, mit denen er offensichtlich nichts zu tun hat (z.B. "wegen mir gibt es Armut auf der Welt"). Siehe auch Krebs, Multiple Sklerose, HIV oder diffuseren Erkrankungen wie Schrumpfung innerer Organe/Hirnschwund. Siehe auch Hypochondrie.

Nichtigkeitswahn

Der Betroffene hält sich für sehr minderwertig, unwichtig, im Extremfall (nihilistischer Wahn) für gar nicht existent.

Erfinderwahn

Der Betroffene hält sich für einen genialen Erfinder, entwickelt zahllose Apparaturen, die teilweise gar nicht funktionieren oder keinen Zweck erfüllen.

Eifersuchtswahn

Der Betroffene ist maßlos eifersüchtig auf seinen Lebenspartner, interpretiert offensichtlich grundlos diverse Ereignisse als Beweis für einen Treuebruch. Eifersuchtswahn tritt am häufigsten bei Alkoholkrankheit auf und kann zu Gewalt gegen den Partner führen.

Sonstige Formen

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