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synthetisches urteil a priori

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Synthetisches Urteil a priori

Das Synthetische Urteil a priori bezeichnet in der transzendenten Logik von Immanuel Kant (siehe "Kritik der reinen Vernunft") ein Urteil, in dem das logische Prädikat angeblich nicht im Subjekt enthalten ist, das aber trotzdem apriorisch ist, das heißt vor jeglicher Erfahrung existiert. Im Unterschied zum analytischen Urteil, dessen Prädikat zu den bereits im Subjekt vorhandenen Merkmalen nichts neues hinzufügt, bringt das synthetische Urteil a priori in den Inhalt des Subjektes etwas neues hinein.

Table of contents
1 Zur Unterscheidung von synthetischem und analytischem Urteil
2 Zur Kritk der Einteilung in synthetische und analytische Urteile
3 Zur Kontroverse zwischen Carnap und Quine

Zur Unterscheidung von synthetischem und analytischem Urteil

Nach Kant wird ein synthetisches Urteil a priori,

Beispiel:

"Ein Körper hat Gewicht",

als ein Urteil definiert, das die Erkenntnis erweitert, im Gegensatz zum analytischen Urteil,

Beispiel:

"Ein Körper ist ausgedehnt",

das nur vorhandenes Wissen erläutert. Kant greift dabei auf Rene Descartes zurück, nach dem zwar Ausgedehntheit, aber nicht Gewicht ein Wesensmerkmal der Körperlichkeit ist.

Beispiel eines synthetischen Urteils anhand der Arithmetik

Somit gehören nach Kant alle grundlegenden Sätze der Arithmetik und der Naturwissenschaft zu den synthetischen Urteilen a priori. Kant sagt, dass die These:

7 + 5 = 12

dem Aussehen nach als ein analytisches Urteil aussehen kann, dass nach dem logischen Satz vom Widerspruch aus dem Begriff "7 plus 5" folgen muss, aber bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass der Begriff der Summe von 7 und 5 nichts anderes in sich einschließt als die Vereinigung zweier Zahlen in einer; der Begriff Zwölf wird durchaus nicht darin gedacht, dass wir uns diese Vereinigung von 7 und 5 vorstellen, weil wir, sooft wir den Begriff von dieser möglichen Summe auch zergliedern mögen, in ihm dennoch nicht auf die Zwölf kommen.

Zur Kritk der Einteilung in synthetische und analytische Urteile

Eine derartige Einteilung der Urteile in analytische und synthetische leitet sich nicht aus der Natur des Urteils ab, das eine Widerspiegelung von Eigenschaften, Verknüpfungen und Beziehungen zwischen Gegenständen und Erscheinungen im Kopf des Menschen ist.

Das Prädikat eines jeden Urteils drückt die Kenntnis von einer oder mehreren Eigenschaften, von der Art der Verknüpfungen und Beziehungen zwischen Gegenständen aus. Daher ist jedes Urteil gleichzeitig sowohl analytisch als auch synthetisch.

Das Urteil als komplexe Einheit von Erfahrung und vorhandenem Wissen

In einem Urteil wird das Resultat aus der Analyse eines Gegenstandes gegeben, wenn in ihm Eigenschaften, Verknüpfung und Beziehung aufgegliedert werden; aber im Urteil werden auch unsere Kenntnisse von einem Gegenstand synthetisiert, weil es eine komplexe Einheit von Wissen um den Gegenstand und seine Eigenschaften, um seine Verbindungen und Beziehungen ist.

Die Widerlegung eines Urteils a priori durch die Entdeckung der nichteuklidischen Geometrie

Die Existens eines synthetischen Urteils a priori wurde von der Wissenschaft widerlegt, zum Beispiel durch die Entdeckung der nichteuklidischen Geometrien. Die Axiome der euklidischen Geometrie, auf die die Idealisten verweisen, sind das Resultat einer vielhundertjährigen gesellschaftlich Tätigkeit der Menschen.

Das synthetische Urteil a priori als besondere Form der Lehre von den angeborenen Ideen (Ideae innatae)

Die Lehre von Kant von den synthetischen Urteilen a priori ist eine präzisierte Form der idealistischen Lehre von den angeborenen Ideen. Die bisherige gesellschaftliche Tätigkeit und ihre Verifizierung zeigt, dass wahre Urteile aus den objektiven Beziehungen von Gegenständen und ihren Eigenschaften und Merkmalen abgeleitet wurden.

Wenn man die Möglichkeit der Existenz synthetischer Urteile a priori und die darauf basierende Einteilung der Urteile in analytische und synthetische ablehnt, muss man gleichzeitig erwähnen, dass Kant in seiner Lehre von den analytischen und synthetischen Urteilen die Frage nach der Beziehung zwischen empirischem und theoretischem Wissen stellt, eine Frage, die auch in unserer Zeit in der Semantik eine der zentralen und viel diskutierten Fragen ist.

Zur Kontroverse zwischen Carnap und Quine

Bekannt ist in diesem Zusammenhang die Auseinandersetzung zwischen Rudolf Carnap und Willard Van Orman Quine. Carnap teilt alle sinnvollen Urteile ein in synthetische, die eine Information über die Wirklichkeit enthalten, und in Urteilstautologien, die keine Information über die Welt tragen.

Dabei kann man synthetische Urteile nur aus der Erfahrung gewinnen. In diesser Beziehung sind synthetische Urteile dann Urteile a posteriori, empirische Urteile. Tautologien jedoch kann man durch die Erfahrung nicht erhalten, ihr Wahrheitswert hängt nicht von der Verknüpfung mit der Realität ab. Quine dagegen versucht zu beweisen, dass zwischen dem Analytischen und dem Synthetischen überhaupt keine klare Grenze existiert.

Seiner Meinung nach kann man einzelne Thesen der Wissenschaft überhaupt nicht auf die Erfahrung zurückführen, und deshalb gibt es keinen Grund dafür, eine besondere Klasse empirischer beziehungsweise synthetischer Wahrheit abzutrennen. Er sagt, dass man Urteile nicht in synthetische und theoretische einteilen kann.

Er selbst unterscheidet die Urteile in Abhängigkeit davon, wieweit sie der "Peripherie" menschlicher Kenntnisse, die mit der Erfahrung in Berührung kommt, nahestehen oder von ihr entfernt sind. Smirnow analysierte verschiedene Ansichten über die Einteilung von Urteilen in analytische und synthetische und kommt zu dem Schluss, dass eine derartige Einteilung berechtigt ist, aber in dem Sinne relativen Charakter trägt, dass ein bestimmtes Urteil nur in bezug auf ein jeweiliges sprachliches System analytisch oder synthetisch sein wird.

Bei einem außerhalb eines semantischen Systems genommenen Urteil ist es sinnlos zu fragen, ob es analytisch oder synthetisch ist. Smirnow meint, dass das Problem der analytischen und synthetischen Urteile eines bestimmten semantischen Systems ein Problem des "Einordnens", der Klassifizierung unseres Wissens ist.

Siehe auch: Transzendentale Methode, transzendent

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