Stufentheorie des moralischen Verhaltens
Die Stufentheorie des moralischen Verhaltens ist eine von Jean Piaget begründete und von Lawrence Kohlberg vertiefte und empirisch untersuchte Theorie der Entwicklung des Moralbewusstseins beim Menschen. Dabei wird davon ausgegangen, dass sich das Moralbewusstsein beim Menschen stufenweise in immer derselben Reihenfolge entwickelt, wobei nicht alle Menschen die höheren Stufen des Moralbewusstseins erreichen.
Table of contents |
2 Die Stufen des Moralbewusstseins 3 Literatur |
Die nachfolgend beschriebenen Entwicklungsstufen des moralischen Bewusstseins druchläuft jeder Mensch, unabhängig von der Kultur, in der er aufwächst, immer in derselben Reihenfolge und ohne einzelne Stufen zu überspringen. Die Stufen des Moralbewusstseins entsprechen dabei verschiedenen Stufen einer Entwicklung der kognitiven Prozesse, mit denen ein Mensch moralische Konfliktfälle und Fragen beantwortet. Der wesentliche Bereich, in dem sich die Entwicklung dabei vollzieht, liegt in der Fähigkeit des Menschen, sich in Lage anderer Menschen hinein zu versetzen (Rollentausch).
Um von einer Stufe des Moralbewusstseins zu einer anderen zu gelangen, muss ein Mensch auf drei Bereichen Fortschritte machen:
Kohlberg erkennt drei Stufen des moralischen Bewusstseins, die jeweils aus zwei Unterstufen bestehen:
Diese Ebene entspricht dem Niveau von Kleinkindern.
1.Stufe: In der ersten Stufe orientieren sich diese nicht an moralischen Ansprüchen, sondern im wesentlichen an wahrgenommenen Machtpotenzialen. Die von Autoritäten gesetzen Regeln werden befolgt, um Strafe zu vermeiden.
2.Stufe: In der zweiten Stufe erkennen Kinder die Gegenseitigkeit menschlichen Verhaltens. Sie orientieren ihr Verhalten an dieser Gegenseitigkeit, reagieren also kooperativ auf kooperatives Verhalten, und üben Rache für ihnen zugefügtes Leid ("tit for tat")
Bei normaler Entwicklung treten Kindern in etwa ab dem 8. Jahr in die konventionelle Ebene ein.
3.Stufe: Moralische Erwartungen anderer werden erkannt. Den Erwartungen der Bezugspersonen und Autoritäten möchte das Kind entsprechen ("good boy"/"nice girl"), nicht nur aus Angst vor Strafe. Wird es den Erwartungen nicht gerecht, empfindet es auch Schuldgefühle. Korrespondierend dazu richtet es ebenfalls moralische Erwartungen an das Verhalten anderer.
4.Stufe: Über die dritte Stufe hinaus erkennt das Kind die Bedeutung moralischer Normen für das Funktionieren der Gesellschaft. Auch die nicht von Bezugspersonen an das Kind gerichteten Erwartungen werden erkannt (allgemeine moralische Regeln der Gesellschaft) und befolgt, da sie für das Aufrechterhalten der sozialen Ordnung erforderlich sind ("law and order")
4,5.Stufe: In der Übergangszeit zum Erwachsenwerden befinden sich Jugendliche typischerweise in einer Übergangsphase; diese Zwischenstufe hat Kohlberg nachträglich in sein Konzept integriert. Wichtig, um sich vom konventionellen Niveau des Moralbewusstseins zu lösen, ist es, moralische Normen zu hinterfragen und nicht blind Autoritäten zu folgen. In der Übergangsphase gelingt es dem Menschen noch nicht, die Begründung von Normen auf ein neues, intersubjektives Fundament zu stellen, er ist moralisch orientierungslos. Im günstigen Fall gelingt ihm die Entwicklung zur 5. Stufe des Moralbewusstseins, es kann aber auch sein, dass er in der Übergangsstufe verbleibt oder zur 4. Stufe zurückfällt.Grundlagen
Die Stufen des Moralbewusstseins
Kriterien für die Entwicklung
Drei Stufen mit je zwei Unterstufen
Präkonventionelle Ebene
Konventionelle Ebene
Übergangsstufe