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stefan wolpe

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Stefan Wolpe

Stefan Wolpe (* 25. August 1902 in Berlin; ? 4. April 1972 in New York City) war ein deutscher Komponist.

Table of contents
1 Leben
2 Bedeutung
3 Kompositionen (beispielhaft das Klavierwerk)
4 Diskographie
5 Weblinks

Leben

Wolpe wurde 1902 in Berlin geboren, genoss früh musikalischen Unterricht und studierte in seiner Heimatstadt Komposition, Kontrapunkt und Harmonielehre. Bei seinen Lehrern (u.a. Paul Juon) war er aber vom "ständigen Fugenschreiben" bald gelangweilt, sodass der Kontakt zu dem in Berlin eine Lehrtätigkeit aufnehmenden Ferruccio Busoni eine Offenbarung gewesen sein musste. In dessen offenen Gesprächsklassen weht ein anderer ästhetischer Wind, Wolpe bekam so Zugang zu führenden zeitgenössischen Künstlern seiner Zeit, zu Hermann Scherchen, den Berliner Dadaisten und dem Bauhaus in Weimar.

Über Hans Heinz Stuckenschmidt stieß Wolpe zur Künstlervereinigung "Berliner Novembergruppe", der u.a. Philipp Jarnach, Hanns Eisler und Kurt Weill angehörten. Nach einigen expressionistischen Frühwerken begann Wolpe politisch aktiv zu werden und schrieb Agitproplieder. Er nahm in seinem Werk Anregungen der Zweiten Wiener Schule ebenso vital auf wie Jazz, Gebrauchsmusik oder später die serielle Musik. 1926 entstand die Kabarett-Oper Zeus und Elida, die den Größenwahn Hitlers persifliert.

Die Politik setzte dem Wirken des Juden und überzeugten Kommunisten ein jähes Ende, Wolpe flüchtete über verschiedene Stationen in Europa schließlich nach Palästina, wo er aufgrund seiner radikalen musikalischen Anschauungen keine Anerkennung fand. So zog er 1938 weiter in die USA, auch dort hatte er Schwierigkeiten, beruflich Fuß zu fassen. Währenddessen entwickelte er eine dodekaphonische Kompositionsweise komplex weiter, viele seiner Werke tragen lediglich den Titel Musik für... oder bezeichnen die Kompositionstechnik (Studie im Hexachord). Die Vereinigung heterogener Elemente, auch in der Zeitorganisation, führte zu äußerst schweren, rhythmisch avancierten Werken. Es entstanden jedoch auch viele expressionistisch-tonale Kompositionen, so etwa das während des 2. Weltkrieges geschriebene riesenhafte Battle Piece für Klavier oder der Zyklus von Vier hebräischen Chorgesängen. Wolpe spürte die Musik seines Volkes in "seinem Blut", wie er selbst sagte, und war sehr glücklich über die Arbeit an diesem Chorwerk, das für einen Wettbewerb entstand. Diese vorrangig tonale Musik entstand wie eine lyrische Insel im Kontext der nach dem Weltkrieg von Wolpe entwickelten Stilistik von musikalischer Simultanität und Klang-Raum-Kompositionen.

In den fünfziger Jahren wirkte Wolpe vorrangig als Lehrer in den USA, zu seinen Schülern zählten u.a. der Pianist David Tudor und der Komponist Morton Feldman. 1963 wurde bei Wolpe die Parkinsonsche Krankheit festgestellt, er konnte bis zu seinem Tod im Jahre 1972 nur noch langsam arbeiten, wichtige Werke wie die Chamber Pieces Nr. 1 und 2 und From here on farther (1969) wurden noch veröffentlicht.

Bedeutung

Dem Komponisten Stefan Wolpe blieb aufgrund der eigenen gebrochenen Biografie eine Bedeutung zu Lebzeiten nahezu versagt, er ist einer der vielen deutschen Künstler, die während der Zeit des Nationalsozialismus ins amerikanische Exil gingen und nicht mehr zurückkehrten.

Wolpe zählt zu den wichtigsten Stimmen musikalischer Innovation im 20. Jahrhundert. Die Pfade, die er mit seinen Werken betrat, sind verschlungen und vielseitig, vielleicht ist ihm deshalb die Anerkennung im Konzertsaal und unter Musikliebhabern schon zu Lebzeiten verwehrt geblieben.

Kompositionen (beispielhaft das Klavierwerk)

Das Klavier war in Wolpes Schaffen außerordentlich wichtig - Klavierkompositionen ziehen sich durch alle Schaffensphasen und Wolpe selbst war ein ausgezeichneter Pianist mit "zyklopischer Kraft" (Stuckenschmidt). Die Klavierkompositionen der 1920er Jahre fasste er selbst später zu einem Zyklus von sechs Stücken zusammen. Sie geben Aufschluss über Wolpes Souveranität in verschiedenen Musiksprachen: der Gesang, weil ich etwas Teures verlassen muss (1920) steht in Verwandtschaft zu Schönbergs frühen Klavierstücken und dessen "Farben" für Orchester, ein spontan-expressionistisches Werk.

Die Stehende Musik (1925), einziger erhaltener Satz aus Wolpes 1. Klaviersonate, überrascht mit einem rhythmisches Feuerwerk, das den Geist von Futurismus und Maschinenmusik atmet - der Titel deutet hingegen auf mehr: "der Begriff der musikalischen Zeit wird bis auf seine Grenzen hin analysiert" (Stuckenschmidt zum Gedanken einer "stehenden Musik") und das Prinzip der Wiederholung ist einziges "Thema" dieses Werkes. Das Stück wurde in einem Konzert der Novembergruppe unter dem Motto der "stehenden Musik" uraufgeführt. Der vor der Wiederholung der Werke gereichte Tee besänftigte nicht; das der Dada-Bewegung nahestehende destruktiv orientierte Konzert geriet zu einem Skandal.

Die kleineren Stücke Rag-Caprice, Tango (beide 1927) und Marsch Nr. 1 (1929) sind eher nüchterne Stücke im Stile der neuen Sachlichkeit, abstrakte Werke, in denen die Anklänge an die Originalformen auf Bruchstücke reduziert sind. Später entstand eine Studie über eine Allintervallreihe sowie eines seiner Hauptwerke, das 1943-44 im Angesicht des Krieges geschriebene Battle Piece, in dem Wolpe volle Emotionalität, extreme Bilder zeigt und eine fast halbstündige Soloklavier-Anklage formuliert.

Diskographie

CD-Tipp zum Kennenlernen:

Weblinks

  • http://graham.main.nc.us/~bhammel/MUSIC/wolpe.html
  • http://www.wolpe.org/

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