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staatskapitalismus

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Staatskapitalismus

Es existieren mehrere Definitionen zu dem Begriff Staatskapitalismus:

Die häufigste Erklärung von Staatskapitalismus innerhalb der marxistischen Literatur ist, dass es sich um ein soziales System handelt, in dem Kapitalismus (Lohnarbeit in der Produktion und Profitmaximierung) mit Staatseigentum an den Schlüsselindustrien kombiniert ist. Ein relativ neues Buch von A. Resnick und Richard D. Wolff, "Class Theory and History" (in Deutschland noch nicht erschienen), untersucht die Möglichkeit von Staatskapitalismus in der ehemaligen UdSSR und setzt damit ein Streitthema fort, dass innerhalb der marxistischen Theorie im letzten Jahrhundert auf das Heftigste debattiert wurde. Der größte Teil dieser Auseinanderung fand unter Trotzkisten statt und findet seine Ursprünge schon in der Linken Opposition in der UdSSR. Der bedeutenste Befürworter der sowjetischen Staatskapitalismustheorie ist der Trotzkist Tony Cliff (International Socialist Tendency).

Während der Periode nach Stalins Tod und Maos Verkündung seines "Marxismus-Leninismus" haben viele ausländische Maoisten, besonders Charles Bettelheim, die Sowjetunion (jedoch nicht die Volksrepublik China) häufig als staatskapitalistisch bezeichnet. Diese Anschuldigung muss man jedoch als Teil des Revisionismusstreits innerhalb der ausländischen Marxisten-Leninisten verstehen, die Chrustschow und seine Nachfolger als Revisionisten und Konterrevolutionäre beschimpften. Nach Maos Tod und dem Niedergang seiner letzten Anhänger, die Viererbande, erweiterten viele, auch Maoisten, die Anschuldigung des Staatskapitalismus auf China.

Eine alternative Definition ist, dass Staatskapitalismus eine enge Beziehung zwischen dem Staat und dem privaten Unternehmern bedeutet. In dieser Beziehung produzieren private Kapitalisten für einen zugesicherten Markt. Ein Beispiel hierfür stellt die Militärindustrie dar, in dem unabhängige Firmen für den Staat produzieren und nicht dem Konkurrenzkampf des Marktes unterworfen sind. Viele, darunter auch Tony Cliff, sehen dies als Werdegang des modernen Weltmarktes mit "normalem" Kapitalismus (auch teilweise staatskapitalistisch) auf der einen Seite und kompletten Staatskapitalismus, wie in der ehemaligen UdSSR und seinen Satelittenstaaten, auf der anderen Seite. Diese Entwicklung wurde in den 1980er mit dem Kollaps der UdSSR und mit weiten Privatisierungsmaßnahmen in Europa und der Dritten Welt stark eingeschränkt.

Beide Definitionen wurden beeinflusst von Diskussion zwischen Marxisten zu Beginn des 20. Jahrhunderts, besonders durch Nikolai Bucharin, der in seinem Buch "Imperialismus und Weltwirtschaft" die Theorie vertrat das fortgeschrittene "imperialistische" Länder staatskapitalistisch wären und er verwarf die Möglichkeit, dass sie zu ihre ehemaligen Form zurückkehren könnten.

Siehe auch: Staatssozialismus

Literatur

  • Tony Cliff - Staatskapitalismus in Russland (keine ISBN eingetragen, jedoch unter Edition Aurora zu bestellen)
  • Stephen A. Resnick, Richard D. Wolff - Class Theory and History ISBN 041593317X

Weblinks

  • Nikolai Bucharin - Imperialismus und Weltwirtschaft
  • Tony Cliff - Staatskapitalismus in Russland
  • Warum der Osten nie ?rot? war und der Sozialismus nicht zum Scheitern verurteilt ist - Eine kurze Darstellung der Staatskapitalismus-Theorie

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