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sportgeschichte

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Sportgeschichte

Sportgeschichte spielte früher in der Sportlehrerausbildung eine wesentlich größere Rolle als heute. Heute führt sie eher ein Schattendasein hinter den mächtigeren anderen Disziplinen der Sportwissenschaft, wie Bewegungslehre, Trainingslehre und Sportmedizin.

Wie wichtig die Kenntnis und Erforschung der Geschichte für die Entwicklung des modernen Sports und der Sportwissenschaft waren, zeigen sowohl Coubertin, als auch Carl Diem. Für Coubertin waren der Olympismus und die modernen Olympischen Spiele unmittelbar mit der Geschichtsschreibung verbunden. Auch Carl Diem suchte weit in der Vergangenheit nach Vorläufern und Vorbildern der modernen Sportwissenschaft (Platon, Aristoteles, Philostatos und andere antike Gelehrte und Philosophen). Die Sportgeschichte gehört auch deshalb von Anfang an zu den wichtigsten Disziplinen der Sportwissenschaft, weil sie sich mit dem Blick in die Vergangenheit beschäftigt und weil sich mit dem ?Wissen? über diese Vergangenheit auch die Gegenwart von Turnen und Sport rechtfertigen ließen. Die Turnpioniere des 19. Jahrhunderts, die den Grundstein für die Sportwissenschaft legten, bemühten sich deshalb besonders um eine Erforschung der Leibes- und Bewegungskultur in der griechischen Antike (Vith = Beiträge zur Geschichte der Leibesübungen 1794 / Jahn-Biograph Euler = Geschichte der Turnkunst 1891). Diem verfasste nicht zuletzt aus diesem Grund eine Weltgeschichte des Sports (1960), mit der gewissermaßen ein kulturhistorischer Beweis geliefert werden sollte, dass Bewegung, Turnen, Spiel und Sport anthropologische Konstanten darstellen.

Die Gesamtdarstellungen zur neueren deutschen Sportgeschichte von Neuendorff und Eichel sind Beispiele für ein geschlossenes und finalistisches Verständnis von Sportgeschichte. Neuendorffs vierbändige ?Geschichte der neueren deutschen Leibesübung? entstand von 1930 bis 1932 und war einer nationalen, um nicht zu sagen nationalsozialistischen Weltanschauung verpflichtet. Eichels ?Geschichte der Körperkultur in Deutschland? erschien 1965 in Ostberlin und wurde im Sinne der marxistisch-leninistischen Ideologie geschrieben. Horst Überhorst, der Herausgeber des sechsbändigen Sammelwerks ?Geschichte der Leibesübungen?, sieht dagegen die Aufgabe der Sportgeschichte darin, die Vergangenheit zu erhellen, um Gegenwart besser verstehen zu können.

Die Auffassungen über Sinn und Aufgabe der Sportgeschichte, sowie über ihre Themen und Vorgehensweisen stehen auch im Zusammenhang mit der Theoriediskussion in der Geschichtswissenschaft allgemein. Hier war die Entwicklung durch die Abkehr vom Historismus als der im 19. Jahrhundert beherrschenden historischen Wissenschaftstheorie gekennzeichnet. Die moderne Geschichtswissenschaft versteht sich nicht mehr nur als historische Geschichtsschreibung, sondern auch als ?historische Sozialwissenschaft?, d.h., die Ergebnisse und Methoden andere Wissenschaften sollen berücksichtigt werden.

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