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spieldose

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Spieldose

Eine Spieldose ist ein selbstspielendes mechanisches Musikinstrument.

Eine weit verbreitete, aber irreführende Bezeichnung für eine Spieldose ist die volkstümliche Bezeichnung Spieluhr.

Es gibt:

  1. Zylinder-(Walzen-)Spieldosen = Cylinder Music Boxes.
  2. Platten-Spieldosen = Disc Music Boxes.

Die wichtigsten Hersteller für Zylinder-Spieldosen:

  • L'Epee
  • Abrahams
  • Baker-Troll
  • Mermod Frères
  • Nicole Frères
  • Paillard
  • B.A. Brémond

Die wichtigsten Hersteller für Platten-Spieldosen:

  • Symphonion
  • Polyphon
  • Kalliope
  • Monopol
  • Regina

Table of contents
1 Einführung
2 Datierung von alten Walzen-Spieldosen
3 Technik der Walzenspieldose im Detail
4 Die Tonzungen
5 Die Dämpfer
6 Die Aufzugseinrichtung
7 Der Windflügelregler
8 Der Spielsteller
9 Die Stiftwalzen
10 Bestiftung in mehreren Reihen
11 Schraubenförmige Bestiftung
12 Spieldosen mit mehreren Walzen (Plerodinique-Spieldose)
13 Austauschbare Walzen
14 Spieldosen mit zwei Kämmen
15 Spieldosen mit Trommeln und zusätzlichen Glocken
16 Harmonium-Spieldosen
17 Spieldose mit Münzeinwurf
18 Das Gehäuse
19 Weblinks

Einführung

Es begann mit der Erfindung der so genannten Zungenspielwerke Mitte des 18. Jahrhunderts. Die meisten dieser Spielwerke wurden in der Schweiz in der Nähe von Genf gebaut. Die Spieluhren-Metropole war Sainte-Croix im Schweizer Jura.

Jede Tonzunge mußte einzeln angefertigt, abgestimmt und dann auf den Zungenbalken aufgeschraubt werden. Eine recht mühsehlige Arbeit. 1790 gelang es, 4 bis 5 Tonzungen aus einem Stück anzufertigen, was schon eine große Verbesserung war. Durch ein besonderes Verfahren konnte 1810 ein Spielkamm mit einer neuen Arbeitsweise so hergestellt werden, daß nur noch das Abstimmen der einzelnen Zungen nötig war.

Ein Spielkamm ist ein Objekt aus Stahl in der Form eines Kammes mit abgestuften Zähnen von kurz nach lang. Diese Zähne dienen als Tonzungen. Jede Tonzunge wird auf einem bestimmten Ton abgestimmt. Ein drehender Zylinder der mit Stahlstiften besetzt ist, tastet diese Zungen ab und bringt sie in Schwingung, wodurch eine bestimmte Melodie entsteht.

Während die meisten mechanischen Musikinstrumente Klangerzeuger besitzen, die auch in handgespielten Musikinstrumenten vorkommen, handelt es sich bei dem Tonkamm um einen speziell für mechanische Musikinstrumente konzipierten Klangerzeuger.

Die zart spielenden Werke traten einen Siegeszug in die ganze Welt an. In allen Ausführungen finden wir sie: als Spieldose im Holzkasten, als Spieluhren, eingebaut in Schmuckkästchen oder in Dosen mit tanzenden Puppen usw. Schweizer Spieldosen fanden weiteste Verbreitung und wurden in alle Welt exportiert.

Ein großer Nachteil der Walzenspieldosen bestand jedoch in ihrem begrenzten Musikrepertoire. Meist spielt eine Walze 6 Musikstücke. Da die Walzen nicht austauschbar waren, musste man - war man der Musik überdrüssig - eine neue Spieldose kaufen.

1885/1886 wurde die Platten-Spieldose entwickelt.

Durch eine spezielle Technik gelang es, in eine runde Stahlplatte Haken zu stanzen. Diese tasteten die Tonzungen des Kammes ab und erzeugten so die Melodie. Die Platten konnte man nun auswechseln. So konnte man bei einer Platten-Spieldose eine Sammlung Platten anschaffen und verschiedene Musikstücke hören. Im Gegensatz zu den Zylinderspieldosen wo die Auswahl der Musikstücke durch die auf der Walze gestifteten Liedtitel beschränkt war und nicht verändert werden konnte.

Die Platten-Spieldose war also der Vorläufer des Grammophons.

Im Zeitalter der beginnenden Industrialisierung - ab etwa 1880 - wurden diese Plattenspieldosen zu Hunderttausenden hergestellt und so preisgünstig angeboten, daß sie für jedermann erschwinglich waren.

Das Deutsche Kaiserreich entwickelte sich - neben den USA - zum bedeutendsten Exportland für Mechanische Musikinstrumente. Im Laufe der Zeit - auch wegen der beiden Weltkriege - gingen viele Exemplare verloren, doch sind noch genügend bewahrt geblieben. Wir können sie in Privatsammlungen und Museen finden, leider oft in sehr schlechtem Zustand.

mp3-Beispiel (ca. 490kB):

Ein Symphonion aus der "Musikinstrumentenfabrik Max Rettig" in Berlin spielt den , zweiter Aufzug, vierte Szene.

Datierung von alten Walzen-Spieldosen

In der zumeist englischsprachigen Literatur über mechanische Musikinstrumente finden sich vielerlei Hinweise zur Datierung von Walzenspieldosen. Hier soll der Versuch gemacht werden, diese Information zusammengefasst darzustellen.

Die Erfindung der Walzenspieldose wird Antonie Favre aus Genf zugeschrieben, der 1796 ein Spielwerk in einer Zinndose, basierend auf Zungenkamm und Stachelrad einbaute. In den folgenden Jahren wurden Spielwerke dieser Art in Siegelringe, Taschenuhren, Schnupftabaksdosen, Necessaires u.in größerer Form auch in Sockel von Tischuhren eingebaut.

Erst ab etwa 1820 wurden Walzenspieldosen in der Form gebaut, wie sie heute bekannt sind. Sie sind an ihrem schlichten Gehäuse zu erkennen, das nicht furniert ist. Der Kamm besteht nicht aus einem Stück, sondern aus einzeln verschraubten Zähnen und später aus Gruppen von 2 - 5 Zähnen. Der einteilige Kamm ist vor 1820 nur vereinzelt zu finden, verdrängte aber im Laufe der Zeit immer mehr den Kamm aus einzelnen Zähnen oder Zahngruppen.

Ab etwa 1850 wird nur noch der einteilige Kamm eingebaut. Die Walzenspieldosen aus dieser Zeit zeichnen sich durch kleine Gehäuse aus, die kaum größer sind als das Spielwerk, sie haben zumeist 4, höchstens 6 Lieder. Die Grundplatte ist immer aus Messing.

Um 1840 begann die industrielle Fertigung von Walzenspieldosen, das heißt es wurden größere Stückzahlen produziert und infolge der Konkurrenz wurden Verbesserungen eingebaut - wie zum Beispiel Glocken und Trommeln. Zu Beginn wurde diese "Zusatzinstrumentierung" versteckt unter dem Spielwerk eingebaut, später war sie dann sichtbar zumeist hinter der Walze angebracht.

Ab 1870 wurde die polierte Messinggrundplatte durch eine gerippte Gußeisenplatte abgelöst, die mit Bronze- oder Silber-Farbe angestrichen wurde.

Die wohl bekanntesten Hersteller von Walzenspieldosen waren die Gebrüder NICOLE (Nicole Frères). Sie produzierten von 1815 bis 1903 Walzenspieldosen von gleichbleibend hoher Qualität, die alle mit dem Namen Nicole Frères im Kamm gekennzeichnet sind und eine Seriennummer in der Grundplatte tragen. Auf Grund dieser Seriennummer lassen sich Walzenspieldosen von Nicole Frères leicht datieren. Leider findet man von keinem anderen Hersteller so genaue Daten über ihre Produktion.

Datierungstabelle für Walzenspieldosen des Herstellers Nicole Frères

                         Seriennummer bis     Jahr bis
                               19.000           1839
                               25.000           1843
                               27.000           1845
                               29.000           1847
                               35.000           1860
                               38.000           1861
                               40.000           1863
                               41.000           1870
                               43.000           1872
                               44.000           1880
                               46.000           1882
                               50.000           1888
                               52.000           1903

Zum Schluß sollte noch ein weiteres Hilfsmittel außerhalb der bisher aufgeführten Kriterien erwähnt werden. Mit Hilfe eines Opernführers oder ähnlicher Werke, die die Erstaufführung der Musikwerke des vorletzten beziehungsweise letzten Jahrhunderts angeben, kann über die Musiktitel auf das frühest mögliche Baujahr der Spieldose geschlossen werden.

Technik der Walzenspieldose im Detail

Die durch ein unabhängiges Triebwerk bewegte Stiftwalze setzte sich im Laufe der Zeit mehr und mehr durch. Immer größere Spieldosen wurden gebaut, die nicht nur ein, sondern bis zu vier Federwerke aufwiesen. Dadurch wurde die Laufdauer der Musikdosen pro Aufzug stark erhöht. Stiftwalzen haben auch den Vorteil, dass man sie seitlich verschieben kann. Das ermöglicht das Aufzeichnen von mehreren Melodien auf derselben Walze.

Es gibt Zylinder, auf denen bis zu 20 Melodien gestiftet sind. Eine solche Vielzahl stellt allerdings eine Ausnahme dar. Die Anzahl der benötigten Stifte schwankt je nach Größe und Durchmesser eines Zylinders von 100 bis zu 30000, ja sogar 40000 Stück.

Eine raffinierte Neuerung war die so genannte piano-forte-Spieldose. Um das Jahr 1840 führte man diese Spieldosen mit 2 Kämmen ein. Der eine Kamm tönt dabei laut, während der andere leise klingt. Erreicht wurde dies durch kurze Stifte beim leisen (piano) und lange Stifte beim lauten (forte) Kamm. Die Kämme wurden abwechselnd gespielt, was beachtliche Klangeffekte ergab. Bei besonders lauten Stellen des Musikstücks ließen sich beide Kämme zugleich anreißen. Um ein exakt gleichzeitiges Ansprechen zu erreichen, war eine besonders präzis ausgeführte Bestiftung nötig.

Bald wurden in die Musikdosen noch Zusatz-Instrumente eingebaut. Beliebt war der Einbau eines zusätzlichen Glockenwerks. Die Glocken wurden von einem separaten Kamm - ebenfalls über die Walzenstifte - gesteuert.

Erfolgreich war auch die Kombination mit einer Harmonika. Durchschlagende Zungen - Sektion in der Mitte das Tonkamms. Dazu war ein spezielles Gebläse nötig, welches durch dasselbe Feder-werk angetrieben wurde, das auch die Stiftwalze drehte (Schöpfbälge).

Sehr häufig wurde ein zu- und abschaltbarer Zither-Effekt eingebaut. Dazu wurde über eine entsprechende Mechanik eine spezielle Papierrolle ganz leicht auf den Tonkamm gepresst. Erkennbar an einem Metall-Streifen über dem Tonkamm.

Dem Erfindungsgeist waren offensichtlich keine Grenzen gesetzt. Zum Schluß wurden ganze Orchesterspieldosen gebaut. Natürlich kam man auch auf die Idee die "Puppen tanzen zu lassen". Nach Münzeinwurf tanzten zur Melodie kleine Püppchen im Kreis.

Ungefähr 1850 kamen die ersten Spieldosen mit auswechselbaren Walzen in den Handel. Dadurch erhielt der Käufer die Möglichkeit, auch später noch weitere Walzen mit neuen Melodien nachzubestellen. Diese auswechselbaren Walzen wurden gesondert für eine bestimme Spieldose angefertigt und mit dieser auch geliefert. Eine Austauschbarkeit mit den Walzen anderer Spieldosen war nicht gegeben.

Mit austauschbaren Walzen befasste sich hauptsächlich die Firma Mermod Frères. Sie legte schließlich Wert darauf, dass man die Walzen in allen Spieldosen derselben Bauart abspielen konnte.

Ganz ausgeklügelt war das System der Revolver-Spieldose. Ähnlich einem Patronenlager waren hier drei, vier oder sechs Walzen kreisrund angeordnet. Waren die sechs Melodien pro Walze abgespielt, drehte sich der Mechanismus um eine Walze weiter.

Man stellte auch Spieldosen mit zwei Zylindern her. Das zur Fertigung solcher Duplex-Dosen ganz besondere Präzision nötig war, muss wohl nicht speziell erwähnt werden.

Um auch Melodien spielen zu können, deren Länge mehrere Umdrehungen einer Walze benötigte, erfand man die so genannte Plerodinique-Spieldose.

Hier ist der Zylinder in der Mitte geteilt; eigentlich sind es zwei Walzen. Die seitliche Verschiebung der beiden Walzenteile geschieht nun nicht gleichzeitig, sondern in einem bestimmten zeitlichen Abstand. Eine Walze spielt, die andere wird in der Zwischenzeit seitlich verschoben. So können Melodien bis zu sechs Umgängen ohne Unterbruch abgespielt werden. Es ist erstaunlich, was in dieser Zeit alles patentiert und erfunden wurde.

Zwei Beispiele:

Große Musikdosen wurden zu Zehntausenden, kleinere zu Hunderttausenden hergestellt. Abnehmer fanden sich in allen Ländern der Welt. England, Russland, Amerika, China, Indien und der Orient gehörten zu den Kunden der begehrten schweizerischen Spieldosen.

Es ist erstaunlich, wie auch mit größter Selbstverständlichkeit chinesische oder indische Musik auf die Walzen gestiftet wurde. Musik, die doch bestimmt in den Ohren von Schweizern recht fremd klingen musste.

Bald kam auch der Einbau von Musikwerken in Münzautomaten - speziell für die späteren Platten-Spieldosen - um sie in Wartsälen und öffentlichen Lokalen aufzustellen. Wenn man so will, waren es die Vorläufer der späteren (Schallplatten-) Musikboxen aus 1950er und 1960er Jahren die in fast jedem Restaurant oder Lokal standen.

Bereits seit 1836 hatte St. Croix die Stadt Genf in der Produktion von Musikdosen überflügelt. 1887 bekam der Höhenflug der Industrie einen ersten Dämpfer.

In Leipzig-Gohlis erfand 1886/1887 Paul Lochmann die Plattenspieldose. Dadurch wurde eine große Konkurrenz geschaffen, denn diese Erfindung vereinigte den Vorteil der Austauschbarkeit der Melodien mit bedeutend geringeren Herstellungskosten.

Die Fabrikation einer Blechplatte war um einiges einfacher und billiger als das zeitraubende Stiften einer Dosenwalze. Die Konstrukteure aus St. Croix ließen sich aber nicht entmutigen und waren in kurzer Zeit auch in dieser Sparte den deutschen Produkten überlegen.

Eine andere Erfindung hatte dann allerdings einschneidendere Folgen. Der Phonograph kam auf den Markt. Er sollte zum Untergang der großen Spieldosenindustrie führen.

Nicht nur der Phonograph, auch die elektrischen Klaviere und Orchestrione begannen ihren Siegeszug, eine Industrie, die vor allem in Deutschland und den USA ansässig war und ihren Höhepunkt um das Jahr 1923 erreichte.

Doch die Krisenzeit der 1930er Jahre brach auch dieser Industrie das Genick. Interessanterweise ist sie heute völlig verschwunden, während die Spieldosen-Industrie wenn auch in kleinerem Rahmen auch heute noch recht aktiv ist.

Am selben Ort, an dem früher für Fürsten, Kaiser und Könige Musikdosen hergestellt wurden, werden immer noch Spieldosen in großer Zahl und Auswahl hergestellt. St. Croix in der Schweiz ist auch heute noch ein Begriff für viele begeisterte Kunden in der ganzen Welt.

Die Tonzungen

Bei den ersten Spieldosen setzte man die einzelnen Stahlzinken nebeneinander auf eine Platine Später wurden mehrere Zinken jeweils zu Kammabschnitten zusammengesetzt.

Bereits um das Jahr 1814 fertigte Lecoultre den Tonkamm aus einem Stück an. Dieser Stahlkamm erleichterte die Montage. Außerdem ließ sich so ein reinerer und kräftigerer Ton erreichen. Der Kamm aus einem Stück setzte sich nach dem Jahre 1830 durch.

Mit zunehmend tieferem Ton vergrößerte sich die Länge der Zinken. Für Basstöne ergaben sich so unhandlich lange Zinken, so daß man die Spielwerke hätte in großen Kästen unterbringen müssen. Eine Abhilfe war das Anlöten von Bleigewichten unter die Zinken, womit sich die Zinkenlänge bedeutend verkürzen ließ.

Die Dämpfer

War während des regulären Spiels eine Zinke von einem Stift abgeglitten, so führte diese bestim-mungsgemäß Schwingungen aus. Nun konnte es bei zwei aufeinanderfolgenden gleichen Noten (=Stifte auf der Walze) vorkommen, dass sich kurz nach dem ersten Stift ein zweiter Stift der noch schwingenden Zinke näherte.

Beim Zusammentreffen von schwingender Zinke und Stift kam es dann zu einem unangenehmen kratzenden Geräusch. Dieses unangenehme Kratzgeräusch ließ sich vermeiden, wenn man bei Annäherung des zweiten Stiftes an die noch schwingende Zinke diese erst einmal auf sanfte Weise stillsetzte.

Dazu diente der so genannte Dämpfer. Der bestand in der Regel aus einem feinen und recht biegsamen Draht (Dämpferfeder aus flachem Stahl), den man in eine Bohrung an der Unterseite der Zinke einsetzte und mit einem Stift sicherte.

Die Zinken für die hohen Töne konnten ohnehin nur kurzzeitige Schwingungen ausführen, so dass hierfür keine Dämpfer nötig waren. Oft hatten drei Viertel aller Zinken Dämpfer. Die Dämpfer mit einer Drahtfeder (Stahlfeder) kamen um das Jahr 1815 auf.

Bei den winzigen Zinken von Miniaturspieldosen war das Anbringen von Bohrungen für das Einstecken von Dämpferfedern, die hier außerordentlich dünn sein mussten, kaum möglich. Man schnitt daher kleine Streifen aus Geflügelfedern aus und befestigte diese mit Siegellack an der Unterseite der Zinken.

Die Aufzugseinrichtung

Zum Aufzug von Spieldosen dienen breite, sehr starke Spiralfedern in einem Federgehäuse, die mit einem Schlüssel oder Ratschenhebel gespannt werden.

Der Windflügelregler

Damit sich eine aufgezogene Feder nur langsam entspannt, ist ein Windflügelregler nötig. Die erwünschte Hemmung geschieht hier über den Luftwiderstand. Über ein Getriebe wird der Windflügelregler in einem hohen Drehzahlbereich betrieben. Man unterscheidet zwischen starren und verstellbaren Windflügeln.

Die verstellbaren Windflügel werden durch Federn in ihrer Lage gehalten, die im Gleichgewicht mit der bei der Drehung auftretenden Fliehkraft stehen. Während der Drehbewegung werden die fest mit den Hebelarmen verbundenen Windflügel durch die Fliehkraft entgegen der Federwirkung nach außen gedrückt.

Ist die Hauptantriebsfeder nach dem Aufziehen zunächst stark gespannt, so dass sie die Stiftwalze in eine sehr schnelle Umdrehung bringen möchte, so sind die Windflügel stark auseinandergezogen. Der dann hohe Luftwiderstand liefert eine starke Bremswirkung, so dass die Stiftwalze nun nicht wesentlich schneller umläuft als bei schon stark entspannter Aufzugsfeder.

Der Spielsteller

Die Stiftwalzen können in mehreren Stiftreihen mit 4 bis 12 Melodien besteckt sein. Zum Wechseln der Melodie ist die Walze in Längsrichtung zu verschieben. Dazu dient bei einigen Modellen der Spielsteller. Man stellte einen Zeiger zum Beispiel auf die Ziffer fünf. Mittels einer entsprechenden Mechanik wurde die Walze seitlich verschoben. Anschließend wurde die 5. Melodie abgespielt.

Die Stiftwalzen

Ursprünglich sah man für die Stiftwalzen ein dünnes Messingrohr vor. Nach dem Markieren wurden die einzelnen Stiftlöcher gebohrt und die Stifte selbst im Presssitz eingesetzt. Um das Jahr 1815 ließ sich feststellen, dass ein Ausfüllen des Innenraums mit einer Zementmasse günstiger war, die aus Harz, Teer und Steinstaub bestand. Mit ihr konnten die Stifte gegen herausfallen gesichert werden; auch erhielt die Spieldose einen volleren Klang.

Bestiftung in mehreren Reihen

Um mehrere Melodien auf der Walze unterbringen zu können, wurden vielfach mehrere Stiftreihen vorgesehen. Oft waren es 8 bis 12 Stiftreihen. mitunter sogar mehr. Nach einer Längsverschiebung der Walze ließ sich eine andere Stiftreihe abtasten und damit auch eine weitere Melodie erhalten.

Schraubenförmige Bestiftung

Bei der schraubenförmigen Bestiftung wurde die Walze während des Spiels geführt durch ein Schraubgewinde kontinuierlich längs verschoben, so daß man Melodien spielen konnte, die mehr als eine Walzenumdrehung beanspruchten. Diese Walzen kamen jedoch relativ wenig vor.

Spieldosen mit mehreren Walzen (Plerodinique-Spieldose)

In der Absicht, lange Musikstücke wiederzugeben, sah man auch zwei Walzen vor, bei denen die Melodie kontinuierlich nach dem Abspielen jeweils einer Stiftreihe von einer Walze auf die andere Walze überging. Während die eine Walze die Musik lieferte, wurde die andere jeweils längs ver-schoben. Man sprach hier von der Plerodinique-Spieldose.

Darüber hinaus gab es Revolvervorrichtungen (Revolver-Walzenspieldose) für vier oder sechs Zylinder. Nach dem Abspielen einer Walze wurde automatisch eine weitere Walze in Abtastposition gebracht.

Austauschbare Walzen

Um das Jahr 1850 brachte man Spieldosen heraus, deren Walzen sich von Hand austauschen ließen. Diese Walzen wurden gesondert für eine bestimmte Spieldose angefertigt und mit dieser auch geliefert. Eine Austauschbarkeit mit den Walzen anderer Spieldosen war nicht gegeben.

Mit austauschbaren Walzen befasste sich hauptsächlich die Firma Mermod Frères. Sie legte schließlich Wert darauf, dass man die Walzen in allen Spieldosen derselben Bauart abspielen konnte.

Spieldosen mit zwei Kämmen

Um das Jahr 1840 führte man Spieldosen mit zwei Kämmen ein. Der eine Kamm tönt dabei laut, während der andere leise klingt. Erreicht wurde dies durch kurze Stifte beim leisen und lange Stifte beim lauten Kamm.

Die Kämme wurden abwechselnd gespielt, was beachtliche Klangeffekte ergab. Bei besonders lauten Stellen des Musikstücks ließen sich beide Kämme zugleich anreißen. Um ein exakt gleichzeitiges Ansprechen zu erreichen, war eine besonders präzis ausgeführte Bestiftung nötig Man nannte diese Spieldosen auch Piano-Forte-Spieldosen (piano = leise, forte = laut). Bekannte Hersteller waren die Firmen Nicole Frères und Paillard.

Spieldosen mit Trommeln und zusätzlichen Glocken

Um das Jahr 1850 ergänzte man die Stimmenkämme mehr und mehr durch Glocken, die meist eine Halbschalenform hatten. Bild Spieldose mit Glocken hier. Man brachte sie in der Spieldose am Rand der Grundplatte unter. Manchmal waren es bis zu 12 und mehr Glocken. Auch kamen kleine Trommeln hinzu. Dabei hatten die Glocken und Trommeln mehr Schaucharakter. Klanglich waren sie von untergeordneter Bedeutung.

Harmonium-Spieldosen

Eine weitere Zusatzeinrichtung der Spieldose war ein kleines Harmonium mit Zungenstimmen. Über eine kleine Kurbel trieb hier die Hauptfeder zusätzlich einen Schöpfbalg an, der den Druckwind für die Zungenstimmen bereitstellte. Das kleine Harmoniumwerk lag hier in der Walzenmitte. Neben den Stiften waren auf der Stiftwalze in diesem Bereich auch Brücken vorhanden, da der Ton beliebig lange angehalten werden musste.

Darüber hinaus gibt es einige wenige Spieldosen mit einem kleinen Flötenwerk anstelle des Harmoniums. Nicht selten ersetzte man dabei lange Bassflöten durch durchschlagende Zungen. Mit diesen Zusatzwerken suchte man ein kleines Orchester zu verwirklichen. Man spricht daher auch von Orchester-Spieldosen.

Spieldose mit Münzeinwurf

Geschäftstüchtige Restaurantbesitzer kamen auch auf die Idee mit der Musikdarbietung von Spieldosen Geld zu verdienen. Also konstruierte man einen entsprechenden Münzeinwurf. Nach Einwurf des Geldes begann sich die Walze zu drehen. Es waren die ersten frühen Vorläufer der Schallplatten-Musikboxen der 1950/60 iger Jahre.

Das Gehäuse

Die ersten Gehäuse für Spieldosen waren recht einfache und stabile Holzkästchen ohne Verzierungen. Sie sollten hauptsächlich das Spielwerk schützen und selbst nicht zur Verschönerung beitragen.

Die Gehäuse waren schmal, und die mechanische Einrichtung füllte das ganze Gehäuse aus. Die Stellhebel ragten dabei an der Stirnseite aus dem Gehäuse heraus. Die Federn wurden mit großen Uhrenschlüsseln aufgezogen.

Um das Jahr 1835 lagen die Stellhebel innen und waren durch eine Klappe nach außen abgeschlossen.

Mit dem Jahre 1840 begannen einige Hersteller, ihre Gehäuse zu dekorieren. Sie schmückten die Deckel mit Einlegearbeiten und eine Glasplatte mit Holzrahmen bedeckte im Innern des Kastens den Mechanismus. Diese wurde schon bald durch eine holzgerahmte Glasplatte mit Scharnieren ersetzt, die nur den Mechanismus überdeckte. Die Stellelemente blieben dabei unbedeckt, so dass man sie leicht erreichen konnte.

Um das Jahr 1860 stattete man die Gehäuse noch schmuckvoller aus. Die Einlegearbeiten wurden kostbarer, und man verwendete reich verzierte Beschläge aus Messing.

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