Speerwerfen
Speerwerfen (Speerwurf) ist eine klassische Wurfdisziplin der Leichtathletik.
Table of contents |
2 Technik und Reglement 3 Physik des Speerwurfs 4 Rekorde 5 Bedeutende Athleten und Weitenentwicklung |
Der Speer ist eine der ältesten Jagdwaffen der Menschheit. Wann zum ersten Mal eine bearbeitete Steinspitze an einem zur Jagd benutzten Stock befestigt wurde, verliert sich ebenso im Dunkel der Urgeschichte wie die erste Gelegenheit, bei der dieses Werkzeug auch zum sportlichen Kräftemessen verwendet wurde. Zu den ältesten Funden zählen die paläolitischen Speere von Lehringen und Schöningen in Niedersachsen.
Nach der griechischen Mythologie war bereits Herakles ein ausgezeichnter Speerwerfer. Bei den Olympischen Spielen der Antike 708 v. Chr soll es erstmals als Disziplin des Fünfkampfs auf dem Olympischen Programm gestanden haben. Der Speer wurde allerdings in den Teildisziplinen Weit- und Zielwurf mit Hilfe einer Schleuder "geworfen".
Im 18. Jahrhundert erfreute es sich in Skandinavien wieder großer Beliebtheit. Besonders für die Finnen wurde der Speer und damit das Speerwerfen zum nationalen Symbol der Unabhängigkeit.
In seiner bis heute nahezu unveränderten Form (dem Weitwurf) kehrte das Speerwerfen 1906 in Athen (Männer] bzw. 1932 (Frauen] ins Olympische Programm zurück.
Dominierten bei den Herren lange Zeit skandinavische Werfer die Wettkämpfe, war das Bild bei den Damen weniger homogen.
Seit den 1970er und 1980er Jahren schoben sich immer öfter Athleten aus den sozialistischen Staaten an die Weltspitze. Wie in allen Olympischen Sportarten waren dabei Sportler aus der DDR überproportional vertreten, was im Nachhinein unter anderem auf systematisches Doping zurückgeführt wurde.
Bei einem hochklassig besetzten internationalen Sportfest 1984 in Berlin übertraf Uwe Hohn aus Potsdam mit 104,80 m erstmals die 100-Meter-Marke so deutlich, dass die IAAF das Reglement änderte und den Schwerpunkt des Speers verlagerte. Die damit verbundene Verkürzung der Weiten war aus Sicherheitsgründen notwendig geworden - die Stadien wurden zu klein. Hohns Speer blieb nicht weit entfernt von den parallel durchgeführten Sprungwettbewerben und der Laufbahn stecken.
1988 stellte Petra Felke aus Jena mit exakt 80,00 m ebenfalls einen ewigen Weltrekord auf. 1999 verordnete die IAAF auch den Damen einen veränderten Speer.
Der Speerwurf ist eine der technisch anspruchsvollsten Disziplinen. Im Gegensatz zu anderen Wurfdisziplinen ist ein kurzer Anlauf gestattet, aus dem heraus die Phasen des Schwungholens und Abwurfs miteinander synchronisiert werden.
Der Speer ist ein schlanker, sich nach beiden Enden verjüngender Stab aus Holz, Metall, Carbon oder Kombinationen daraus. Die Länge beträgt bei den Herren 2,70 m - 2,80 m, bei den Damen 2,20m - 2,30m, das Gewicht 800 g bzw. 600 g.
Alle Speere haben eine 25 cm bis 30 cm lange Metallspitze.
In der Mitte, an der Griffstelle, befindet sich eine textile Umwicklung, einschließlich derer der Durchmesser nicht mehr als 30 mm bzw. 25 mm (Damen) beträgt.
Der Wurfbereich ist ein Kreissektor mit 29° Öffnungswinkel und einer Länge von 95 m. Er wird an der Abwurfstelle durch einen 4 m langen bogenförmigen Abwurfbalken begrenzt, der vom Werfer nicht berührt oder überschritten werden darf.
Der Speer muss laut Reglement in der Mitte gefasst werden und die Spitze muss beim Abwurf in Wurfrichtung zeigen. (Das ist nicht selbstverständlich! Anfang des 20. Jahrhunderts durfte das Gerät noch mit dem Ende auf den Fingerspitzen "geschleudert" werden.)
Er muss mit der Spitze zuerst und innerhalb des Sektors auftreffen, braucht aber nicht stecken zu bleiben. Gemessen wird von der Stelle des ersten Einstichs bis zur Innenkante des Balkens.
Es gibt mehrere Griffarten: der Daumenzeigefindergriff, der Daumenmittelfingergriff und der Zangengriff.
Alle Werfer absolvieren im Wettkampf zunächst drei Würfe. Die 8 Besten haben drei weitere Versuche und ermitteln die vorderen Plätze unter sich.
Die Bahnkurve, die der Speer bei einem Wurf zurücklegt, unterliegt den Gesetzen der Physik. Dabei sind zwei Effekte zu berücksichtigen:
Bereits vor Hohns Rekordwurf wurde der Speer schon verändert, um die schnell wachsenden Weiten einzuschränken, die aufgrund neuer Materialien und verbesserter Flugeigenschaften eintraten. Die Änderungen sind jedoch umstritten, da sie die Vergleichbarkeit der Rekordentwicklung erschweren und nach jeweils einigen Jahren bereits wieder Weiten in den gleichen Größenordnungen erreicht werden.
Schon 1992 warf der Brite Steve Backley mit dem "neuen" Speer wieder über 91 m. Der tschechische Ausnahmeathlet Jan Zelezny, der schon zu Hohns Zeiten zur Weltspitze zählte und als bester Werfer aller Zeiten gilt, verbesserte den Weltrekord seit 1993 in Serie und ist inzwischen bei 98,48 m (aufgestellt schon 1996) angelangt. Bei den Damen hält die Kubanerin Osleidys Menendez seit 2001 mit 71,54 m den Rekord mit dem neuen Gerät. Beide sind auch die aktuellen Weltmeister.
Die deutschen Rekorde werden gehalten von
Falls die von allen internationalen Verbänden seit den 1990er Jahren forcierten strengen Dopingkontrollen beibehalten werden und keine einschneidenden Veränderungen bei Materialien und im Reglement eintreten, dürften die historischen Rekorde von Felke und Hohn noch viele Jahre Bestand haben.
Geschichte
Technik und Reglement
Physik des Speerwurfs
Rekorde
Bedeutende Athleten und Weitenentwicklung
Männer
Doch so greifbar sie auch schien - erst ab den 70er Jahren tasteten sich die weltbesten Werfer mit Standardweiten deutlich über 90 Meter langsam heran. 1973 warf der Deutsche Klaus Wolfermann 94,08 m.
Sportler wie der Finne Seppo Räty, Steve Backley (GB), Jan Zelezny (damals noch CSSR) wetteiferten in den 80ern mit den Deutschen Klaus Tafelmeier (West), Uwe Hohn und Detlef Michel (Ost) um die besten Weiten. Letzterer wurde 1983 Weltmeister mit "nur" 89,48 m. Frauen
1999 verordnete der Internationale Leichtathletikverband auch den Frauen einen veränderten Speer und rückte damit Felkes Rekord endgültig in nahezu unerreichbare Ferne. Mit der aktuellen Weltmeisterin und seit 2001 mit 71,54 m Rekordhalterin mit dem neuen Gerät, Osleidys Menendez (Kuba), scheint Hattestadt ihre Meisterin gefunden zu haben.