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spanischer ba rgerkrieg

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Spanischer Bürgerkrieg

Der spanische Bürgerkrieg, zwischen Juli 1936 und April 1939, führte zur Diktatur Francisco Francos.

Table of contents
1 Die Anfänge
2 Der Krieg: 1936
3 Der Krieg: 1937
4 Der Krieg: 1938
5 Der Krieg: 1939
6 Soziale Revolution
7 Historische Bewertung
8 Literatur
9 Weblinks

Die Anfänge

Aufstand 1936

Am 17. Juli 1936 begann ein konservativerer Militäraufstand gegen die kurz zuvor gewählte Volksfrontregierung Spaniens. Der Aufstand war vor allem ein Militärputsch, wurde aber auch von zivilen Gruppen (spanischem Klerus, Adel, Royalisten und großen Teilen der Bourgeoisie) und der faschistischen Bewegung Falange getragen. Die Aufständischen stützten sich, neben Teilen des spanischen Militärs auf der iberischen Halbinsel, auf die spanischen Kolonialtruppen in Nordafrika, einem Heer marokkanischer Söldner, und hofften, schnell die Kontrolle über die Hauptstadt Madrid und alle wichtigen Städte zu erlangen. In der Tat errangen die Aufständischen bald die Kontrolle über die Städte Sevilla, Cádiz, Jerez de la Frontera, Córdoba, Zaragoza, Oviedo sowie über Galicien, Navarra und Mallorca; sie scheiterten jedoch in Madrid und Barcelona. Deshalb folgte ein sich hinziehender Bürgerkrieg.

Anführer des Militärputsches war Francisco Franco Bahamonde, seit 1933 Befehlshaber der gesamten spanischen Armee und bereits als pro-faschistisch bekannt, und unterstützt durch die rechtsgerichteten Generäle Mola and José Sanjurjo. Am 19. Juli flog Franco nach Spanisch-Marokko und übernahm dort das Kommando. Am nächsten Tag kam Sanjurjo bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Für die verbleibende Zeit des Krieges war Franco faktisch Befehlshaber über alle Nationalisten.

Kriegsparteien

Den Aufständischen standen die Regierung (mit loyal gebliebenen Truppen) sowie sozialistische, kommunistische und anarchistische Gruppen gegenüber. Die europäischen Mächte wie Großbritannien und Frankreich waren offiziell neutral, verhängten aber trotzdem ein Waffenembargo gegen Spanien und hemmten aktiv das antifaschistische Engagement ihrer Bevölkerung. Neben dem faschistischen Italien unter Benito Mussolini als auch Nazideutschland, welche das Embargo verletztend, Truppen und Waffen zur Unterstützung Francos schickten, unterstützen zum Beispiel die USA die Nationalisten unter Franco durch Lieferung von Lastkraftwagen und den Bau einer Raffinerie.

Die Antifaschisten erhielten, ebenfalls das Embargo verletztend, in größerem Umfang Unterstützung in Form von Waffen, Ausrüstungen, Piloten, Ausbildern und Geheimdienstpersonal der Cheka durch die Sowjetunion sowie von unterschiedlichsten idealistischen Freiwilligen aus vielen Ländern, zusammen als Internationale Brigaden bekannt. Die amerikanischen Freiwilligen bildeten die Abraham-Lincoln-Brigade, die Kanadier das Mackenzie-Papineau Battalion (die "Mac-Paps"). Die deutschen und österreichischen Freiwilligen kämpften im "Thälmann-Bataillon" und im "Bataillon Edgar André", die schließlich zusammen mit dem polnischen Dombrowski-Bataillon zur 11. Internationalen Brigade zusammengefasst wurden. Die anarcho-syndikalistischen deutschen Kräfte, teilweise organisiert in der FAUD (Freie Arbeiterunion Deutschlands), bestanden vorwiegend aus emigrierten Saarländern. Sie kämpften in "wilden Centurien" vor allem im Ebrotal (Katalonien), weitgehend direkt unterstellt den spanischen anarchistischen Verbänden der CNT-AIT und P.O.U.M um Buenaventura Durruti. Sie wurden im Verlauf des Krieges Opfer der beginnenden stalinistischen Säuberungen, die auf Betreiben der Sowjetunion auch in Spanien gegen "Linksabweichler" und Trotzkisten durchgeführt wurden. Die Liquidierung fast aller anarcho-syndikalistischen Kämpfer aus Deutschland, unter tatkräftiger Mitwirkung der KPD-Exilorganisation und der in der DDR zu antifaschistischen Helden erklärten Interbrigadisten, ist bis heute nicht erforscht und ungesühnt geblieben. Die Tatsache, dass ein großer Teil der Liquidierten oder "Verschwundenen" Saarländer waren, ist heute auch im Saarland weitgehend unbekannt.

Unter den bekannteren Ausländern waren Ernest Hemingway und George Orwell, der seine Erfahrungen in Mein Katalonien (Homage to Catalonia) beschrieb. Der Roman Wem die Stunde schlägt (For Whom the Bell Tolls) von Hemingway wurde angeregt durch seine Erlebnisse in Spanien. Egon Erwin Kisch schrieb eine Reihe von Reportagen; Bertolt Brecht "Die Gewehre der Frau Carrar". Der Fotograf Robert Capa dokumentierte den Kampf der Antifaschisten gegen die Falange. Norman Bethune erlernte hier die Behandlung von Kriegsverletzungen.

Nazideutschland nutzte den Krieg auch als Testfeld für eine neue Strategie, den Blitzkrieg, um die Vorteile von schnelleren Panzern und Flugzeugen, die um diese Zeit verfügbar wurden, ausnutzen zu können. Der spanische Bürgerkrieg war auch das erste Beispiel eines totalen Krieges, wobei das Bombardement Guernicas durch die Legion Condor Ereignisse des zweiten Weltkrieges vorausahnen ließ.

Der Krieg: 1936

Die letzten Hoffnungen auf ein schnelles Ende wurden am 21. Juli, dem fünften Tag des Aufstandes, zerstört, als die Nationalisten die Marinebasis El Ferrol in Nordwestspanien eroberten. Das ermutigte die anderen faschistischen Länder Europas zur Unterstützung Francos, der bereits am Tag zuvor Kontakt zu Deutschland und Italien aufgenommen hatte. Am 26. Juli beschlossen die Achsenmächte den Nationalisten beizustehen.

Die Achsenmächte leisteten Franco von Anfang an finanzielle Hilfe. Seine nationalistischen Kräfte errangen mit der Eroberung Toledos am 27. September einen weiteren wichtigen Sieg. Zwei Tage später erklärte sich Franco selbst zum Generalísimo und Caudillo (Anführer). Die Nationalisten begannen im Oktober eine Großoffensive Richtung Madrid. Der zunehmende Widerstand durch die Regierung und die Ankunft "Freiwilliger" aus der Sowjetunion brachte den Vormarsch aber am 8. November zum Stehen. Inzwischen hatte sich die Regierung am 6. November von Madrid, heraus aus der Kampfzone, nach Valencia zurückgezogen.

Die Achsenmächte erkannten das Francoregime am 18. November offiziell an und am 23. Dezember schickte Italien eigene "Freiwillige", um für die Nationalisten zu kämpfen.

Der Krieg: 1937

Mit durch die italienischen Truppen und Kolonialtruppen aus Marokko verstärkten Kräften versuchte Franco im Januar und Februar 1937 nochmals Madrid zu erobern, scheiterte jedoch erneut. Málaga wurde am 8. Februar erobert und am 28. April betraten Francos Truppen Guernica, zwei Tage nach der Bombardierung durch die deutsche Luftwaffe. Danach begann aber die Regierung, sich mit steigender Effizienz zu wehren.

Im Mai begann die Regierung eine Kampagne zur Rückeroberung Segovias, um Franco zu zwingen Truppen von der Madridfront abzuziehen und so deren Vormarsch zu stoppen. Mola, Francos stellvertretender Kommandeur, wurde am 3. Juni getötet, und Anfang Juli begann die Regierung sogar eine starke Gegenoffensive im Gebiet von Madrid, die die Nationalisten mit einigen Schwierigkeiten abweisen konnten.

Danach konnte Franco die Initiative zurückerlangen. Er konnte in Aragón eindringen und eroberte die Städte Santander und Gijón. Am 28. August erkannte der Heilige Stuhl Franco, unter dem Druck Mussolinis, an, und Ende November ging die Regierung, als die Nationalisten bedrohlich nahe an Valencia herankamen, nach Barcelona.

Der Krieg: 1938

Während des Januar und Februar kämpften die beiden Parteien um den Besitz der Stadt Teruel, wobei die Nationalisten sie ab dem 22. Februar endgültig halten konnten. Am 14. April brachen die Nationalisten zum Mittelmeer durch und spalteten das Gebiet der Republik in zwei Teile. Im Mai bat die Regierung um Frieden, doch Franco verlangte die bedingungslose Kapitulation und so ging der Krieg weiter.

Die Regierung begann jetzt eine Großoffensive, um ihre Gebiete wieder miteinander zu verbinden: Die Ebroschlacht begann am 24. Juli und dauerte bis zum 26. November. Die Offensive war ein Misserfolg und legte den endgültigen Ausgang des Krieges fest. Acht Tage vor Jahresende schlug Franco zurück, indem er starke Kräfte für eine Invasion Kataloniens aufbot.

Der Krieg: 1939

Die Nationalisten eroberten innerhalb kürzester Zeit Katalonien während der ersten zwei Monate des Jahres 1939. Tarragona fiel am 14. Januar Barcelona am 26. Januar und Girona am 5. Februar. Fünf Tage danach wurde der letzte Widerstand in Katalonien gebrochen.

Am 27. Februar erkannten die Regierungen von Großbritannien und Frankreich das Francoregime widerstrebend an.

Nur noch Madrid und einige andere Hochburgen verblieben den Regierungskräften. Am 28. März fiel Madrid, mit Hilfe von Franco-freundlichen Kräften (die berüchtigte "fünfte Kolonne"), an Franco. Am folgenden Tag gab Valencia ebenfalls auf, das fast zwei Jahre unter dem Beschuss der Nationalisten ausgehalten hatte. Als die letzten republikanischen Kräfte aufgegeben hatten, verkündete Franco am 1. April den Sieg.

Soziale Revolution

In den von Anarchisten kontrollierten Gebieten (Aragón, Katalonien) fand, zusätzlich zu den militärischen Erfolgen, eine umfangreiche soziale Revolution statt. Arbeiter und Landarbeiter kollektivierten Landbesitz und Industrie und setzten Räte ein - parallel zur (nicht funktionierenden) Regierung. Sowohl die Kommunisten als auch die demokratischen Parteien waren gegen diese Revolution. Mit dem Fortschreiten des Krieges gelang es der Regierung und den Kommunisten über ihren Zugang zu sowjetischen Waffen die Kontrolle über die kriegswichtige Produktion zurückzuerlangen. Dies geschah sowohl diplomatisch als auch mit Gewalt. Während der berüchtigten Maitage 1937 töteten hunderte oder tausende antifaschistischer Kämpfer einander beim Kampf um die Kontrolle strategischer Punkte in Barcelona.

Schlüsselfigur der Anarchisten war der Metallarbeiter Buenaventura Durruti.

Historische Bewertung

Die historische Bewertung des spanischen Bürgerkrieges fällt zum Teil sehr unterschiedlich aus. Aus sowjetischer Sicht wurde hier erstmals das Konzept der Volksfront, das die Komintern 1935 beschlossen hatte, angewandt, indem der Faschismus in Europa gestoppt werden sollte durch die Zusammenarbeit kommunistischer, sozialistischer, sowie nicht-faschistischer bürgerlicher Kräfte unter Zurückstellung der sozialen Revolution bei Ausbau reformerischer Politik.

Allerdings konnte kein bolschewistisches System nach sowjetischem Vorbild dauerhaft errichtet werden. Zwar wurde auf republikanischer Seite die kommunistische Geheimpolizei Tscheka eingeführt, doch deren Terrormaßnahmen mussten sich gegen ideologische Gegner der eigenen Seite beschränken. Ausrottungs- und Vernichtungsfeldzüge wie im sowjetischen Machtbereich Mittel- und (Süd-)Osteuropas, blieben den Spaniern erspart. Auch bei Inbetrachtnahme der Morde und der brutalen Repression des Francoregimes, zeigt der Vergleich Spaniens mit den Ländern des Ostblocks, dass Spanien trotzdem ein deutlich besseres Schicksal hatte als diese.

Von Seiten der Anhänger anarcho-syndikalistischer Strömungen, des POUM oder trotzkistischer Gruppen lag gerade hierin der Fehler nicht sofort zur sozialen Revolution übergegangen zu sein und die partielle Zusammenarbeit mit bürgerlichen Kräften gesucht zu haben.

Tatsächlich ging ein großer Teil des, die Demokratie und Republik destabilisierenden, Terrors in der Vorbürgerkriegszeit von Seiten der anarcho-syndikalistischer Organisationen aus. Ein offener groß angelegter Umsturzversuch dieser Gruppen hätte die Möglichkeit geboten diese schnell zu zerschlagen, ein Bündnis gemäßigter Kräfte über die ideologischen Grenzen zu schmieden, den Dualismus des politische Spektrums aufzubrechen, die Extremisten entscheidend zu schwächen, den Bürgerkrieg und das Francoregime zu vermeiden - reine Spekulation. 
Die Frage ob eine soziale Revolution angesichts der Realität des Faschismus in Spanien und Europa Erfolg gehabt hätte bleibt offen.

Der, nur durch die innerspanische politische Lage ausgelöste, Bürgerkrieg und dessen Vorgeschichte zeigen klar, dass es keine Erfolgsaussicht gab, die Androhung und teilweise Durchführung der physischen Vernichtung des politischen Gegner der Linken, dürfte die Bereitschaft auf Seiten der Rechten, sofern überhaupt vorhanden, sich an demokratische Spielregeln zuhalten, minimiert haben.

Siehe auch: Guernica, Geschichte Spaniens, Spanien, Liste von ausländischen Teilnehmern am Spanischen Bürgerkrieg, Liste von Kriegen, Liste von Schlachten

Literatur

  • Hugh Thomas: Der Spanische Bürgerkrieg (Das Standardwerk; leider ist im Moment die deutsche Ausgabe vergriffen; die englische Taschenbuchausgabe ist lieferbar)
  • Pierre Vilar: Der Spanische Bürgerkrieg 1936-1939, ISBN 3-80312-334-8
  • Heleno Sana: Die libertäre Revolution, ISBN 3-89401-378-8
  • Hans Magnus Enzensberger: Der kurze Sommer der Anarchie, ISBN 3-51836-895-8
  • George Orwell: Mein Katalonien, ISBN 3-25720-214-8

Weblinks

  • "In Spanien stand's um unsre Sache schlecht..." Text über die Barrikadenkämpfe in Barcelona und ihre Ursachen
  • Spanish Civil War Posters Sammlung von Plakaten aus dem spanischen Bürgerkrieg
  • Linksammlung (englisch)
  • 60 Jahre Spanischer Bürgerkrieg Beiträge zu einer Vortragsreihe (PDF)
  • Erlebnisse in Spanien Eine illegale Broschüre über den spanischen Bürgerkrieg

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