Kategorie

A B C D E
F G H I J
K L M N O
P Q R S T
U V W X Y
Z 0      

selbstverletzendes verhalten

sa sb sc sd se sf sg sh si sj sk sl sm
sn so sp sq sr ss st su sv sw sx sy sz

Selbstverletzendes Verhalten

Mit selbstverletzendem Verhalten (SVV) oder autoaggressiven Verhalten beschreibt man eine ganze Reihe von Verhaltensweisen, bei denen sich Betroffene absichtlich Wunden am Arm oder anderen Körperstellen zufügen. Dabei besteht keine direkte Suizidabsicht, wenngleich Betroffene häufig entsprechende Gedanken haben. Selbstverletzendes Verhalten ist fast ausschließlich ein Symptom psychischer Erkrankungen. Zu unterscheiden ist es von Selbstverstümmelung, die einer eher "rationalen" Motivationslage entspringt, etwa der Vermeidung der Einziehung zum Kriegsdienst.

Sehr häufig wird bei SVV die Haut mit einer Rasierklinge an- oder aufgeritzt und mehr oder weniger tief in das Fleisch geschnitten. In Betroffenenkreisen werden daher häufig auch die Bezeichnungen Ritzen oder seltener Schneiden für dieses Verhalten verwendet. Manchmal wird auch zu anderen Methoden wie verbrühen gegriffen.

Junge Frauen, speziell Missbrauchopfer, scheinen besonders anfällig für selbstverletzendes Verhalten zu sein. Außerdem tritt das Verhalten häufig in Kombination mit dem Borderline-Syndrom, Depressionen und Schizophrenie auf.

Selbstverletztendes Verhalten zeigt sich bei Menschen, die häufig:

  • sich selbst nicht leiden können und sich verneinen
  • sehr empfindlich auf Ablehnung reagieren
  • chronisch ärgerlich sind, normalerweise auf sich selbst
  • dazu neigen, ihre Angst zu unterdrücken
  • einen hohen Grad aggressiver Gefühle besitzen, was sie sehr stark missbilligen, häufig unterdrücken und nach innen lenken
  • verhältnismäßig impulsiv sind und denen es an Impulskontrolle mangelt
  • dazu neigen, nach ihrer Stimmungslage zu handeln
  • dazu neigen, in den Tag hinein zu leben und nicht weiterzuplanen
  • depressiv oder selbstmordgefährdet sind
  • unter chronischen Angstzuständen leiden
  • leicht reizbar sind
  • sich selbst als unfähig erachten, mit unerwarteten Situationen und Emotionen umzugehen
  • keine vielfältigen Möglichkeiten der Verarbeitung und Bewältigung besitzen
  • glauben, ihr Leben nicht meistern zu können
  • dazu neigen, "den Kopf in den Sand zu stecken", Problemen aus dem Weg zu gehen
  • kein Selbstvertrauen besitzen
  • sich als machtlos empfinden
  • sich einsam fühlen
  • sich emotional niemandem anvertrauen, sich auf niemanden verlassen können

Durch den Vorgang der Selbstverletzung wird das seelische Leid, das die Betroffenen empfinden, zu vermindern versucht. Offenbar scheint eine Art Verkörperlichung mentaler Spannungszustände eine wesentliche Rolle zu spielen: Der Vorgang der Verletzung, insbesondere das eigene aus einer Wunde austretende Blut, scheint innere Spannungszustände im wahrsten Sinne "abfließen" zu lassen. Dieser katharsische Effekt, von dem Betroffene berichten, hält aber in der Regel nur für eine kurze Zeit vor, sodass sich das Verhalten oft wiederholt.

Weiterhin scheint der Vorgang der Selbstverletzung den Betroffenen einen Teil der Kontrolle über sich zurückzugeben: Es erscheint ihnen, als wären sie vor dem Leid, welches ihnen außenstehende Personen immer wieder zufügen, in gewisser Weise geschützt, da sie sich auf den selbst zugefügten Schmerz seelisch vorbereiten können.

Table of contents
1 Umgang mit Betroffenen
2 Seltene Formen
3 Weblinks

Umgang mit Betroffenen

In manchen Fällen sind sich Betroffene ihrer Probleme gar nicht bewusst, sondern fühlen sich unverstanden, weil es nach außen so aussieht, als ob sie ein ganz normales Leben führten und eigentlich gar keine Probleme haben dürften. Es tut besonders weh, in dieser Situation Äußerungen wie "Was willst du denn schon für Probleme haben" zu hören. Damit wird der Versuch des Betroffenen, sich jemandem anzuvertrauen, sofort zunichte gemacht.

Man sollte versuchen, Verständnis für das Handeln des Betroffenen zu zeigen, statt zu versuchen, ihn davon abzubringen und damit wieder das Gefühl, nicht verstanden zu sein, zu provozieren.

Seltene Formen

Selten kommt - anders motiviert - selbstverletzendes Verhalten bei bestimmer Form von Hypochondrie vor, bei der Betroffene der Meinung sind, dass ein bestimmtes Glied ihres Körpers krank sei und entfernt werden müsse.

Wie weit ähnliche Verhaltensweisen im Sado-Maso-Bereich die Grenzlinie zwischen Sexualität und Persönlichkeitsstörung in die eine oder andere Richtung überschreiten, ist nicht geklärt.

Weblinks

  • http://www.rotelinien.de/
  • sachliche Infos und persönliches Outing


Bitte beachten Sie auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen.

Impressum

Datenschutzerklärung