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schriften der welt

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Schriften der Welt

Table of contents
1 Geografische Einteilung der Schriften
2 Schriften für besondere Zwecke

Geografische Einteilung der Schriften

Ostasien

Dieser Bereich umfasst im Wesentlichen die chinesische Schrift (Hanzi-Wortschrift), die japanische Schrift (Kana-Silbenschriften und chinesische Kanji-Wortschrift) sowie die koreanische Schrift (Hangeul-Buchstabenschrift) und chinesische Hanja-Wortschrift). Die mandschurische und die mongolische Schrift lassen wir hier einmal außer Betracht. Die chinesische Schrift verbreitete sich nach Korea und von dort aus nach Japan, beides Länder mit völlig anders gearteten Sprachen. Ist Chinesisch eine isolierende Sprache, bei der jedes Wort in jedem Zusammenhang unverändert ist, sind Koreanisch und Japanisch agglutinierende Sprachen, bei denen Endungen und Partikel enorm wichtig sind. Dies führte dazu, dass sich in Japan zwei Silbenalphabete, Katakana für Fremdwörter (in buddhistischen Texten) und Hiragana für japanische Partikel heraus bildeten. Korea führte unter König Sejong eine Alphabetschrift ein, die heute die chinesischen Schriftzeichen fast verdrängt hat. Außerdem führte in beiden Ländern die Übernahme der fremden Schrift dazu, dass für die meisten Zeichen die originale Aussprache der koreanischen bzw. japanischen Wörter beibehalten wurden, aber mit den chinesischen Schriftzeichen auch die chinesische Aussprache übernommen wurde.

Chinesische Schrift

Im 2. Jahrtausend v. Chr entsteht die chinesische Schrift, ungefähr 1500 v. Chr. wird sie kodifiziert, und zwischen 200 v. Chr und 200 n. Chr in ein Ordnungssystem gebracht. Diese alte Schrift entspricht bis auf ein paar Vereinfachungen im wesentlichen dem noch heute geschriebenem Chinesisch. Anfänglich schreiben Priester Schriftzeichen auf Schildkrötenpanzer und Knochen, die ihnen zu Orakelzwecken dienen. Piktogramme sind in China ebenfalls die ersten verwendeten Zeichen. Eine Abstraktion von den Piktogrammen, wie in anderen Schriften, hat in der chinesischen Schrift in der Form nicht stattgefunden. Heute noch sind die ursprünglichen Bildzeichen in dieser Schrift erkennbar. Die chinesische Schrift hat eine ganz besondere Eigenheit: der gesprochene Laut kann je nach Schreibweise Träger für ganz verschiedene Bedeutungen sein. Damit ist die Schrift in China das Hauptelement der sprachlichen Verständigung, und weitaus wichtiger als die gesprochene Sprache, die sich geographisch ohnehin extrem voneinander unterscheidet. Das chinesische Schriftzeichen setzt sich aus einem begrifflichen sinnbestimmenden Element und einem lautlichen Element zusammen, das einen Hinweis auf die Aussprache gibt. Alltagschinesisch wird von links nach rechts gelesen, die Schriften der Wissenschaft und Dichtungen werden von oben nach unten und von rechts nach links gelesen.
  • Schriftmedien
Die Chinesen verwenden Pinsel und schwarze und rote Tusche, um ihre Schriftzeichen auf Papier und Seide zu kalligraphieren. Siegelabdrücke waren schon lange vor dem 14. Jahrhundert bekannt.

Japanische Schrift

Die japanische Schrift besteht im Wesentlichen aus drei Schriftsystemen, den chinesischen Kanji-Zeichen, der Hiragana- und der Katakana-Silbenschrift.

Koreanische Schrift

Die Koreanische Schrift (Hangeul) ist eine Buchstabenschrift der besonderen Art. Sie ahmt die quadratische Form der chinesischen Schriftzeichen nach, gibt aber die Laute der koreanischen Sprache gänzlich wieder.

Süd- und Südostasien

Ausgehend von der altindischen Brahmi-Schrift bildeten sich in der gesamten Region Silbenschriften heraus. Die bekannteste dieser Schriften ist die indische Devanagari-Schrift (kurz: Nagari = Stadt). Gemeinsamkeit aller dieser Schriften ist, dass sie alle Silbenschriften sind und nahezu alle den Vokal "a" quasi in jeder Silbe eingebaut haben. Soll ein anderer Vokal folgen, wird dies durch diakritische Zeichen über, unter oder neben der Silbe angezeigt. Die Form der Zeichen ändert sich mit dem verwendeten Schreibmaterial. Lassen die Birkenrinden in Nordindien gerade Linien zu, würden diese, die in Südindien verwendeten Palmblätter spalten. Die Eckpunkte dieser Entwicklung sind die Devanagari-Schrift, bei der alle Silben an einer Linie wie an einer Wäscheleine aufgehängt sind und die birmanische Schrift, die im Wesentlichen aus Kreisen besteht.

Nordindische Schriften

werden in folgenden Sprachen verwendet:
  • Tibetisch (China-Tibet) ist von der Devanagari-Schrift abgeleitet, wirkt aber im Schriftbild enger und spitzer.
  • Nepalesisch (Nepal, in Devanagari)
  • Pandschabi und die religiösen Schriften der Sikh-Religion wird in der Gurmukhi (guru = Lehrer + mikhi = Mund) geschrieben
  • Hindi (offizielle indische Staatsprache, geschrieben in Devanagari)
  • Gujarati (Bundesstaat Gujarat, die Heimat Mahatma Gandhis; die Schrift ähnelt der Devanagari, hat aber nicht deren charakteristische Oberlinie)
  • Bengali (Bangla Desh und Bundesstaat Westbengalen) ähnelt der Devanagari-Schrift, ist aber vom Schriftbild her schlanker und spitzer
  • Oriya (Bundesstaat Orissa) ähnelt den nordindischen Schriften in der Struktur aber nicht so sehr in der Form.

Südindische Schriften

werden in folgenden Sprachen verwendet:
  • Kannada (Kanaresisch, eng verwandt mit Telugu)
  • Telugu (Bundesstaat Andra Pradesh; von der kanaresischen Schrift nicht leicht zu unterscheiden)
  • Sinhala (Singhalesisch in Sri Lanka)
  • Tamilisch (Bundesstaat Tamil Nadu und Sri Lanka)

Südostasiatische Schriften

werden in folgenden Sprachen verwendet:
  • Birmanisch (Mehrheitsvolk in Myanmar): Die birmanische Schrift ähnelt den südindischen Schriften von ihren abgerundeten Formen her, hat aber im Gegensatz zu den südindischen Schriften sieben Vokale und drei Töne, was das Vokalsystem erheblich komplizierter macht.
  • Laotisch (Laos):
  • Kambodschanisch (Khmer, Kambodscha, Kampuchea): Die Khmer-Schrift liegt zwischen den indischen Schrift und der Thaischrift und hat keine eigenen Zeichen für Vokale. Alle eigenständigen Zeichen sind Konsonanten.
  • Thai (Thailand): Die Thaischrift ähnelt der Khmer-Schrift und hat wie diese keine eigenen Zeichen für Vokale. Alle eigenständigen Zeichen sind Konsonanten, die alle den Vokal "o" mit sich führen.

Naher Osten

Im Bereich des Fruchtbaren Halbmondes sind die frühesten Schriftsystem der Welt zu finden. Die Erfindung der Schrift begann vermutlich mit der Keilschrift (Wortschrift und Silbenschrift). Erheblich jünger sind die verschiedenen ägyptischen Schriften (Hieroglyphen, Hieratisch, Demotisch), die hebräische Schrift (Konsonantenschrift) und die arabische Schrift (Konsonantenschrift). Abgeleitet von einer älteren Stufe der arabischen Schrift ist die äthiopische Schrift (Silbenschrift). Man nimmt heute an, dass die Erfindung der Schrift mit der Buchführung im alten Mesopotamien ihren Anfang nahm. Hohlkugeln aus Ton (so genannte Bullen) enthielten verschiedene tönerne Symbole, die auf der Außenseite zur Kontrolle in den Ton eingedrückt waren. Eine Änderung des Betrages war nur durch Zerschlagen der Tonhülle möglich. Später ersetzten Zeichnungen der Symbole diese und deren Abdrücke. Auch wenn die ägyptische Hieroglyphenschrift auf den ersten Blick wie eine Bilderschrift aussieht war sie doch nicht weit davon entfernt, eine Buchstaben- oder zumindest Konsonantenschrift zu werden. Konsonantenschriften sind auch die hebräische und die arabische Schrift. Wer in diesen Schriften liest, muss sich die Vokale selbst hinzudenken. Die Punktuationen, die in beiden Sprachen verwendet werden, finden nur bei Kinderbüchern und religiösen Schriften Verwendung.

Keilschrift in Mesopotamien

Im Mesopotamien des 4. vorchristlichen Jahrtausends, in einem Gebiet zwischen Euphrat und Tigris, begann die eigentliche Geschichte der Schrift. Das Land gliederte sich in das Reich der Akkader im Norden und dem der Sumerer im Süden. Im sumerischen Uruk werden die ersten Tontafeln mit Keilschrift hergestellt. Diese ersten schriftlichen Aufzeichnungen stellen keine Mythen oder Versdichtungen dar, sondern sind in erster Linie landwirtschaftliche Listen und Tabellen, die als Gedächtnisstütze für die Buchführung und als Informationen über die soziale Verwaltung des Reiches verstanden werden können. Durch die Aufzeichnungen wird deutlich, dass die Sumerer sowohl ein Rechensystem und Zahlungsmittel erfunden haben, als auch Zinsen und Darlehen kannten. Eigentumsurkunden wurden gleichfalls gefunden.

Die Entwicklung der Keilschrift konnte über Abschriften auf jeweils einer Tontafel, die Tempelschüler bei ihren Lehrern machten, nachvollzogen werden. Anfänglich handelt es sich bei den verwendeten Zeichen um Piktogramme, um vereinfachte bildhafte Darstellungen eines Gegenstandes oder Wesens. In der Folge werden mehrere dieser Zeichen miteinander verbunden, um einen komplexeren Gedankengang zu formulieren, die Geburtsstunde von Ideogrammen. Die Form der Keilschriftzeichen wird schon sehr früh in Registern festgelegt.

Durch jahrhundertelange Weiterentwicklung und Veränderung verlieren die Piktogramme um 2900 v. Chr ihre ehemalige Funktion und ihren ursprünglichen Bezug. Nun kann ein einzelnes Zeichen je nach Sinnzusammenhang verschiedene Bedeutungen haben. Im nächsten Entwicklungsschritt wird nur noch eine Bedeutung mit einem Zeichen in Verbindung gebracht. Aus ursprünglich 1500 Piktogrammen entwickeln sich so 600 Zeichen, die regelmäßig verwendet werden. Mit der Zeit beziehen sich die verwendeten Zeichen immer mehr auf die Lautwerte der Worte, die gesprochen werden. Es entstehen Bilderrätsel, in denen ein Piktogramm nicht mehr für das dargestellte Objekt steht, sondern für ein ähnlich gesprochenes Wort. In Sumer wie auch im alten Ägypten entsteht über lange Zeiträume hinweg eine Phonetisierung der Zeichen. Damit ein eindeutiges Lesen möglich wird, müssen die Schreiber Determinative einführen, um die Zeichen nach Objektbedeutung und Lautbedeutung zu klassifizieren.

Die beginnende Vorherrschaft der Akkader führt um 2000 v. Chr dazu, dass nur noch Akkadisch gesprochen wird. Die  Keilschrift kann nun sowohl Akkadisch als auch das alte Sumerisch darstellen, das inzwischen zu einer heiligen Sprache geworden ist. Das Königreich Babylon (ab 1760 v. Chr) und das Assyrer-Reich im Norden übernehmen ebenfalls die Keilschrift. Nun kann alles in der Schrift festgehalten werden. Ein Briefwechsel zwischen den Völkern entsteht, eine Einrichtung, die wir heute als Post bezeichnen würden, und Umschläge aus Ton. Neben dem Rechnungswesen und anderen wichtigen Informationen werden religiöse Hymnen, Wahrsagesprüche und Literatur, wie das Gilgamesch-Epos aufgeschrieben. Es bildet sich der privilegierte Stand des Schreibers heraus, der über das Ansehen eines Aristokraten verfügt, und aufgrund seines Zuganges zu einer Vielzahl an Informationen zum Teil mächtiger ist, als die analphabetischen Herrscher. Schreiberschulen werden eingerichtet, deren Disziplin und Strenge auch anhand von Hausaufgaben dokumentiert wird.

Weitere Völker übernehmen die Keilschrift: Die Bewohner des Landes Elam mit der Hauptstadt Susa (heutiger Iran) und die Hethiter, deren indoeuropäische Sprache sich vom semitischstämmigen Akkadisch sehr unterscheidet. Die Hethiter ersetzen zunächst ihre eigenen ganz andersartigen Piktogramme durch die Keilschrift. Auch das Perserreich verwendet etwas später die Keilschrift. Die Verbreitung der Keilschrift verläuft im Norden bis nach Armenien, wo Urartäisch gesprochen wird, im Süden bis nach Palästina, wo Kanaanäisch die vorherrschende Sprache ist.

  • Die vorherrschenden Schriftmedien im Zweistromland dieser Zeit (3000 v. Chr. bis 500 v. Chr.) sind vor allem weicher Ton und Stein, in die Keilschriftzeichen mittels eines Schilfrohr- oder Holzgriffels eingeprägt werden. Es werden aber auch Texte mit einem Stichel in Silberplatten geprägt.

Hieroglyphen in Ägyten

Die frühesten Hieroglyphenfunde stammen aus dem Zeitraum von 3000 v. Chr, es ist aber nicht gesichert, ob die Schrift nicht schon früher entstand. Bis ca. 390 n. Chr bleibt die Schrift im wesentlichen erhalten, die Anzahl der verwendeten Zeichen erhöht sich aber von etwa 700 auf erstaunliche 5000. Erst durch den Ägyptologen Jean-Francois Champollion wird die Hieroglyphenschrift 1822 entziffert, und damit die Geschichte des Alten Ägypten bekannt.

Die Hieroglyphenschrift besteht, wie die Piktogramme der Keilschrift gleicher Zeit, aus stilisierten Zeichnungen. Sie unterscheidet sich aber von ihr insofern, als die einzelnen Zeichen schon die gesprochene Sprache wiedergeben, und sie in der Lage ist, sowohl konkrete als auch abstrakte Realitäten zu formulieren. Landwirtschaftliche und medizinische Texte werden ebenso niedergeschrieben, wie Texte zu Erziehungsfragen, Gebete, Legenden, Rechtstexte und Literatur verschiedener couleur. Die Hieroglyphenschrift erlaubt eine enorme Vielfalt und Originalität, weil sie 3 Arten von Zeichen enthält:

  • Piktogramme, die stilisierte Bildzeichen für Objekte und Lebewesen darstellen, die in spezieller Zeichenkombination aber auch Gedanken ausdrücken können,
  • Phonogramme, oft dieselben Zeichen, die aber Laute kennzeichnen, und
  • Determinative, Zeichen, die eine Unterscheidung zwischen Piktogrammen und Phonogrammen deutlich machen.

Hieroglyphen werden von den Ägyptern selbst als ein Geschenk der Götter und insofern als heilig betrachtet. Vermutlich daher rührt auch ihr Name, griechisch hieros, heilig, und glyphein, einmeißeln. Im selben Sinn werden Götter überall auf Grab- und Tempelwänden mit den heiligen Zeichen verehrt und verewigt. Die eigene Geschichte wird aufgezeichnet, Königslisten, Hochzeiten und Schlachten werden niedergeschrieben, Verkaufs- und Eheverträge erstellt, und eine Fülle an literarischen Werken angefertigt. Das bekannteste Literaturdenkmal ist das Totenbuch der 19. Dynastie, aus dem 13. Jahrhundert v. Chr. Gleichfalls entstehen geographische und naturwissenschaftliche Dokumente, Schriften über Pharmazie, Medizin, Weissagekunst, Magie, Küche, Astronomie und Zeitmessung. Bereits im 3. Jahrtausend v. Chr wird statt des Mondkalenders der Sonnenkalender mit 365 1/4 Tagen pro Jahr eingeführt.

Auch in Ägypten bildet die Schreiberzunft zunehmend eine privilegierte Kaste innerhalb der Gesellschaft. Schreiber kontrollieren die Steuereinnahmen und die Ausbildung, die durch die Vielfalt der hieroglyphischen Zeichen sehr schwierig ist. Nur die begabtesten Schüler studieren bis in das Erwachsenenalter hinein. Diktate und Abschreibübungen sind an der Tagesordnung. Faule Schüler werden durch körperliche Züchtigungen und sogar Gefängnisstrafen diszipliniert.

  • Hieratisch und Demotisch
Um schnelles Schreiben zu gewährleisten, erfinden die Schreiber neben der aufwändigen Hieroglyphenschrift eine Kursivschrift, die auch Hieratisch, priesterlich, genannt wird. Herodot überliefert, dass sie vorwiegend von Priestern verwendet wird. Sie besteht aus den gleichen Elementen wie die Hieroglyphen. Dadurch, dass sie schnell geschrieben wird, fließen die Zeichen aber öfter ineinander und abstrahieren im Laufe der Zeit immer stärker von den ursprünglichen Bildern. Hieratisch wird anders als die Hieroglyphen, von links nach rechts gelesen. Um 650 v. Chr wird eine noch flüssigere und übersichtlichere Kursivschrift, das Demotisch, auch Volksschrift genannt, entwickelt. Ihre Zeichen hängen zusammen und sie wird zur Gebrauchsschrift in Ägypten. Der Stein von Rosetta ist das Schlüsseldokument, anhand dessen Champollion die Hieroglyphen entziffern kann, denn sein Text ist in drei Sprachen abgefasst: in Hieroglyphen, in Demotisch und Griechisch.

  • Schriftmedien
Die Ägypter verwenden als Schriftmedien Stein, Ton, aber auch Rollen aus Papyrus, Leder und Leinen, die sie kunstvoll mit kolorierten Bildern versehen. Die Werkzeuge des Schreibers sind
  • ein meist hölzernes Etui mit mehreren Schreibrohren, die am Ende entweder flachgehämmert oder schräg geschnitten sind,
  • eine Platte als Unterlage und zum Glätten des Papyrus,
  • ein Fässchen mit schwarzer Tinte (aus Rußpulver und Wasser, als Bindemittel wird Gummiarabicum verwendet),
  • und roter Tinte für Titel, Überschriften und Kapitelanfänge, sowie für Götternamen (aus Zinnoberpulver, einer Quecksilber-Schwefel-Verbindung oder aus Bleioxid)
  • und ein Messer zum Schneiden des Papyrus.
Der längste erhaltene Papyrus misst 40 Meter. Leder wird vorwiegend für Texte von großer Bedeutung verwendet.

Das Alphabet, eine Erfindung der Phönizier

Der Ursprung phönizischer Zeichen ist bis heute ungeklärt. Eine Theorie leitet diese Neuerung innerhalb der Schriften auf eine schrittweise umgewandelte Keilschrift her, eine andere These besagt, dass sich die phönizischen Zeichen aus dem Demotischen abgeleitet hätten. Das phönizische Alphabet enthält nur Konsonanten, wie es auch heute noch eine Besonderheit der semitischen Sprachen, z.B. des Hebräischen und des Arabischen, ist, dass ihre Schrift sehr wenige Vokale enthält. Die Forschung vermutet, dass das phönizische Alphabet als Quelle für die aramäische, die hebräische und die Arabische Schrift diente.

Aramäische und Hebräische Schrift

Im 8. Jahrhundert v. Chr befindet sich das Land Aram, im heutigen Syrien, im Gebrauch des aramäischen Alphabets, das in nur wenigen Details vom ehemaligen phönizischen Alphabet abweicht. In dieser Schrift werden einige Bücher des Alten Testaments verfasst. Die ältesten Schriftfunde des alten Hebräisch, auch eckiges Hebräisch bezeichnet, gehen bis in das 7. Jahrhundert v. Chr zurück. Die größten Teile des Alten Testaments wurden in Hebräisch niedergeschrieben. Schrift und Sprache unterscheidet sich nicht wesentlich von der heutigen offiziellen Schriftsprache Israels. Neben einer Druckschrift werden für das alltägliche Schreiben Kursivbuchstaben verwendet. Die bekanntesten Schriftfragmente sind die Lederrollen aus Qumram am Toten Meer, die in Hebräisch und Aramäisch verfasst wurden.

Arabische Schrift

Die ersten arabischen Inschriften werden auf 512/513 n. Chr. datiert, die Verbreitung der Schrift beginnt aber erst 612, als der Prophet Mohammed die ersten Texte des Korans als Botschaft Allahs niederschreibt. Mit der Flucht des Propheten 622 nach Medina beginnt die moslemische Zeitrechnung, und die Etablierung der Worte Mohammeds durch seine Nachfolger in arabischer Schrift.

Europa

Ausgangspunkt der europäischen Schriften ist die griechische Schrift (Alfabetschrift), von der sich die lateinische Schrift, die kyrillische Schrift und letzten Endes auch die Runenschrift ableiten lassen. Bei der Übername der phönizischen Schrift ist den Griechen eine folgen- und segensreicher Fehler unterlaufen als sie z. B. das "Alef" nicht als einen (semitischen) Konsonanten erkannten sondern für den Laut "a" hielten. Sie übernahmen aber noch die semitischen Buchstabennamen (Alpha, Beta, Gamma ...), die die Etrusker und in ihrer Folge die Römer fallen ließen (a, be, ce ...). Die Unterscheidung zwischen Groß- und Kleinbuchstaben (Majuskeln und Minuskeln) kam erst mit der Renaissance auf als die Humanisten die lateinischen Texte in karolinigischen Minuskeln lasen und die Inschriften auf den altrömischen Monumenten vor Augen hatten.

Amerika

Beweis einer unabhängigen Schrifterfindung scheint die mittelamerikanische Mayaschrift zu sein. Bei dem Schriftsystem der Azteken und den Quipus (khipu) der Inkas handelt es sich nicht um eine Vollschrift. Die Rongorongo der Osterinsel (Rapanui) sind bis heute noch nicht entziffert. Neueren Datums sind die Schrift der Cherokees (Alfabetschrift) und der Cree (Alfabetschrift). Der Analphabet Sequoyah (ihm zu Ehren haben die Mammutbäume ihren wissenschaftlichen Namen Sequoiadendron giganteum) schuf für den Stamm der Cherokee eine Silbenschrift, die sich rasch durchsetzte. Die Schrift der Cree-Indianer wurde von dem Missionar James Evans geschaffen und ist ebenfalls eine Silbenschrift, die allerdings keine lateinischen Buchstaben verwendet, sondern durch Drehung der einzelnen Elemente verschiedene Silben ausdrückt. Diese Schrift wird heute auch von den kanadischen Inuit für ihre Sprache Inuktitut verwendet.

Schriften für besondere Zwecke

Für besondere Zwecke wurden besondere Schriften entwickelt. Dazu gehören zum Beispiel die Blindenschrift, die Morse-Zeichen, die Kurzschrift, die Notenschrift und dergleichen mehr.

Kurzschrift

Es ist noch nicht lange her, dass die Kurzschrift elementarer Bestandteil der kaufmännischen Ausbildung war und an allen weiterführenden Schulen Stenografie unterrichtet wurde. Doch die Einführung der Textverarbeitungssysteme, zum Teil auch von Spracherkennungssoftware, hat die Kurzschrift an den Rand gedrängt. Selbst in den Parlamenten wird sie nach und nach von der Maschinenstenografie verdrängt. In amerikanischen Gerichtssendungen sieht man oft Stenotypistinnnen in der Nähe des Richtertisches sitzen und in großer Geschwindigkeit die Aussagen der Prozessbeteiligten eintippen. Vorteil der modernen Maschinenstenografie ist es, dass die umständliche Übertragung in Langschrift wegfallen kann. Es gibt viele verschiedene Kurzschriftsysteme, wie die Tironischen Noten des römischen Sklaven Marcus Tullios Tiro und moderne Systeme, wie das System von Isaac Pitman in England, des Iren John Robert Gregg, das System Duployer in Frankreich, die deutsche Stenografie von Franz Xaver Gabelsberger und die darauf aufbauende deutsche Einheitskurzschrift (DEK). George Bernard Shaw schrieb seine Theaterstücke in Kurzschrift und William Shakespeares Dramen wären nicht überliefert, hätten nicht Stenografen heimlich bei den Aufführungen mitgeschrieben.

Blindenschrift

Es scheint heute selbstverständlich, dass die Blindenschrift aus sechs Punkten besteht. Eine Anzahl von sechs Elementen kann sofort erfasst werden (s. Würfel). Lange Jahre ging der Streit um die richtige Blindenschrift hin und her. Die Blindenpädagogen waren der Ansicht, dass die Blinden und Sehbehinderten keine Schrift verwenden sollten, die sie von den Sehenden abgrenzte und forcierten deshalb die Verwendung von Reliefschriften, die auch oder gerade von Sehenden gelesen werden konnten. Der Engländer Moon ([Moon Schwarzschrift angelehnt war, doch in einer freien Abstimmung der Betroffenen konnte sich diese Blindenschrift nicht durchsetzen. Die heute am meisten gebrauchte Blindenschrift ist die von den Franzosen Louis Braille entwickelte Punktschrift (Braille).

Telegrafie

Schon im Altertum gab es Versuche, Nachrichten durch Feuer- und Rauchsignale über weite Strecken (griechisch "tele" = fern) zu übermitteln. In der Neuzeit gab es die Versuche mit Winkertelegrafen des Franzosen Claude Chappe. Die Telegrafentürme waren über ganz Frankreich auf den Anhöhen verteilt. Mit der Verbreitung der Elektrizität war der Weg frei für das Morse-Alphabet, dessen Signale nur aus Punkten (kurze Impulse), Strichen (lange Impulse) und Pausen besteht. Auch wenn dieses Alphabet den Namen des Malers Samuel Morse trägt, war es doch sein Mitarbeiter Alfred Vail, der die technischen Kenntnisse für die Umsetzung der Idee in die Realität hatte.

Pasigrafie

Eines von mehreren Schriftsystemen, das für alle (griechisch "pan" / "pasi" = alle) Völker gleich gut lesbar sein sollte entwickelte der österreichische Jude Karl Blitz (Charles Bliss) in seinem australischen Exil. Auf seiner Flucht war er im Shanghaier Ghetto mit den chinesischen Schriftzeichen in Berührung gekommen, die in ganz China unterschiedlich ausgesprochen aber gleich verstanden wurden. Der gelernte Chemiker hatte die Hoffnung, mit einem eindeutigen Zeichensystem Missverständnisse und Lügen rasch aus dem Weg räumen zu können. Doch seine Schrift geriet in Vergessenheit bis eine kanadische Behindertenorganisation nach leicht erlernbaren Symbolen für spastisch Gelähmte suchte. Bliss wird deshalb heute für die Verständigung von und mit Behinderten eingesetzt. Der Koreanist André Eckart schuf ausgehend von den chinesischen Zeichen eine Schrift, die er Safo (= Sinnschrift) nannte. Doch diese Schrift ist vergessen wie das Solresol des Franzosen Sudre, das auf die sieben Solmisations-Silben aufbaute.

Notenschrift

Unser Notensystem mit den fünf Linien baut auf den Lehren von Guido von Arezzo (um das Jahr 1000) auf. Die guidonische Hand war ein Mittel für den Gesangslehrer die Noten genau anzugeben. Vorher und auch lange nachher wurde mit Neumen (lateinisch "neuma" = Wink, Hinweis) lediglich angezeigt, ob sich die Melodie nach oben oder unten bewegte. Dass die heute allgemein verwendete Notenschrift nicht der Weisheit letzter Schluss ist (Enharmonik, Vorzeichen ...), zeigen die vielen Reformvorschläge auf. So gibt es Versuche mit Farbnotation oder Verringerung der Zeilen.
  • Bruno Stäblein: Schriftbild der einstimmigen Musik, Tl 4; 1984; ISBN: 3761813279

Tanzschrift

"Mit dem Buche tanzen" heißt ein kleines Büchlein, dass die Geschichte der Tanzschrift beschreibt. Damit ist auch schon das Hauptproblem der Choreografie angesprochen, die sich weitgehend auf dem Stand der Musik vor der Einführung der Notenschrift befindet. Das bedeutet, dass jeder Tanz vorgetanzt und so memoriert werden muss. Damit wird aber immer auch die Interpretation des/der jeweiligen Tanzenden übernommen. Dies ist auch der Grund, weshalb Filmaufzeichnungen die Notation nicht ersetzen können. Außerdem können im Film auch gerade entscheidende Elemente fehlen. Verbreitete Tanznotationssysteme sind die Labanotation des Choreografen Rudolf Laban (1928), Conté (1931), Benesh (1956) und Eshkol-Wachmann (1958).

Zahlenschrift

Zu den größten Erfindungen der Menschheit gehört das Stellenwertsystem der indischen Zahlenschrift. Erst durch sie wurden komplizierte Rechnungen möglich, die beim Rechenbrett oder gar bei den römischen Ziffern nicht vorstellbar sind. Entscheidend war die Erfindung der Null, die unabhängig voneinander im alten Indien und in der mittelamerikanischen Maya-Kultur vor sich ging. Rechneten die Inder mit einem Dezimalsystem mit der Basis zehn, verwandten die Mayas ein Vigesimalsystem, das auf der Zahl zwanzig aufbaute. Das dezimale Stellenwertsystem, das uns heute so selbstverständlich ist, war nicht immer so einleuchtend. Wie sonst hätten mittelalterliche Schreiber sonst bei der Jahreszahl 1089 auf I0VIIIIX beziehungsweise bei der Zahl 1200 auf ICC00 kommen können?
  • Karl Menninger: Zahlwort und Ziffer; 1998; ISBN: 3525407017
  • Georges Ifrah: Universalgeschichte der Zahlen; 1998; ISBN: 3880599564

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