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scha pfungsgeschichte priesterschrift

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Schöpfungsgeschichte (Priesterschrift)

Als Priesterschrift bezeichnet man die erste der zwei komplementären Schöpfungsgeschichten im Buch Genesis.

Die Priesterschrift findet sich in Genesis 1,1-2,4a. Die im Text folgende Schöpfungsgeschichte, Genesis 2,4b-25, wird dem Jahwisten zugeschrieben. Dabei ist zu beachten, dass die in der Textreihenfolge zuerst aufgeführte Schrift von der Entstehungszeit her jünger ist als die Jahwistenschrift (die ca. 1000 v.Chr verfasst wurde).

Für den vollständigen Text von Genesis 1,1-2,4a sei auf die im Artikel Bibel gegebenen Internetadressen verwiesen. Dieser Artikel bezieht sich auf die Einheitsübersetzung.

Table of contents
1 Historischer Kontext
2 Die Schöpfung
3 Gegenüberstellung mit der Schrift des Jahwisten

Historischer Kontext

Die Priesterschrift entstand sehr wahrscheinlich während der Babylonischen Gefangenschaft des Volkes Israel, also um das Jahr 500 v.Chr. Es sei zu der historischen Situation auf den Artikel zum Babylonischen Exil verwiesen.

Wichtig für das Verständnis ist, dass die Autoren sich im Exil mit den Schöpfungsmythen und der Religion Babylons auseinandersetzten. In dieser polytheistischen Religion verfolgten die Götter auf das eigene Wohl gerichtete Pläne und kämpften sogar gegeneinander. Gestirne und Naturphänomene sind mit den Göttern verbunden. Im Schöpfungsmythos Enuma Elisch werden die Menschen geschaffen, um den Göttern Arbeit abzunehmen. Sie leben in einer instabilen Weltordnung mit ungewissem Schicksal.

Die Schöpfungsgeschichte stellt diesen Vorstellungen ein völlig anderes Weltbild gegenüber.

Die Schöpfung

Das Chaos

1,1 Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde;
1,2 die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.

Die Schöpfung erfolgt aus einer wüsten Finsternis, aus dem Chaos, in dem nur das Urmeer existiert. Hier liegt ein Zusammenhang mit der Erfahrung von Überflutungen in Mesopotamien

Schöpfung durch das Wort

1,3 Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht.

Die Schöpfung erfolgt auf geradezu abstrakte Weise durch das Wort. Dadurch wird die Jenseitigkeit Gottes im Gegensatz zum weltimmanenten Erscheinen der Götter Babylons betont. Gott ist allmächtig und wird von keiner anderen Macht in seinem Schaffen gehindert.

1,4 Gott sah, dass das Licht gut war. [...]
1,5 und Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis nannte er Nacht. [...]

Nach jedem Schöpfungsakt begutachtet Gott das Werk und beurteilt es als gelungen. Er gibt dem Geschaffenen einen Namen, benennt die Elemente, wodurch die in Babylon vertretene Göttlichkeit dieser Dinge ausgeschlossen wird.

Die Schöpfung erfolgt in sechs Tagen:

  1. Das Licht - Tag und Nacht
  2. Das Himmelsgewölbe
    • Land und Meer
    • Die Pflanzen
  3. Sonne, Mond und Gestirne
    • Die Vögel des Himmels
    • Die Lebewesen des Meeres
    • Alle Tiere des Landes
    • Den Menschen

Ganzheitliche Schöpfung des Menschen

1,26 Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich. Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere auf dem Land.
1,27 Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie.
1,28 Gott segnete sie und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen.
1,29 '' Dann sprach Gott: Hiermit übergebe ich euch alle Pflanzen auf der ganzen Erde, die Samen tragen, und alle Bäume mit samenhaltigen Früchten. Euch sollen sie zur Nahrung dienen.

In diesen Versen steckt ein Menschenbild, das auch heute nicht aktueller sein kann.

Durch die Gottesebenbildlichkeit des Menschen wird ihm die unantastbare Würde verliehen. Der Mensch besitzt eine Sonderstellung über allen anderen Lebewesen, begründet durch den Auftrag Gottes über die Welt zu herrschen. Verstärkt wird das noch durch die Selbstaufforderung Gottes zur Schaffung des Menschen (1,26) und den abschließenden Segen (1,28).

Gleichsam wird der Mensch ganzheitlich als Mann und Frau geschaffen - auch das ist im Vergleich zur Jahwistenschrift die "modernere" Version.

Der siebte Tag

2,2 ''Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er geschaffen hatte, und er ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk vollbracht hatte.
2,3 ''Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig; denn an ihm ruhte Gott, nachdem er das ganze Werk der Schöpfung vollendet hatte.

Am Ende der Schöpfung nimmt Gott Abstand von seinem Werk. Er tritt einen Schritt zurück, begutachtet die Schöpfung, und er sieht, dass es gut ist. In diesem Moment ruht er. Der Mensch bezieht sich durch seine Ruhe am Sabbat bzw. Sonntag auf diese Ruhe Gottes am siebten Tag.

Gegenüberstellung mit der Schrift des Jahwisten

\r P J
Entstehungszeit ca. 500 v.Chr. ca. 1000 v.Chr.
Urzustand wüst, leer, Finsternis Ackerboden
Dauer 6+1 Tage 1 Tag/unklar
Wasser Urflut, drohend belebend, fruchtbar
Mensch Mann und Frau in Leib und Seele Mensch, dann Frau. Erst Körper, dann Geist
Schöpfung durch das Wort die Tat

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