Säugling
Als Säugling bezeichnet man ein Kind ab der Geburt im ersten Lebensjahr. In dieser Zeit wird es häufig mit der Muttermilch gestillt. Wegen des Saugreflexeses wird es Säugling genannt. Während der ersten vier Wochen heißt es "Neugeborenes". Ab dem zweiten Lebensjahr nennt man es "Kleinkind".Für das erste Lebensjahr gibt es typische Entwicklungsphasensphasen. Die Toleranzbreite wird mit zunehmendem Alter größer. Entwicklungsdefizite können durchaus kurzfristig aufgeholt werden. Auffällige oder langfristige Abweichungen sollten immer ärztlich abgeklärt werden. Sie sind Gegenstand der Pädiatrie.
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2 Reflexe und Reaktionen 3 Siehe auch 4 Weblinks |
Säuglinge sind wie alle Menschen bereits Individuen. Sie sind verschieden und haben bereits Charakter-Eigenschaften. Eine normale Entwicklung des Säuglinges ist daher eine, die dem Durchschnitt entspricht, keinesfalls bedeutet jedoch ein Abweichen von der Normalität gleich Unnormalität. Es gibt vielmehr eine sehr große Bandbreite an normalen Entwicklungen und die Reihenfolge der erlernten Fähigkeiten kann auch sehr verschieden sein. Während der eine Säugling bereits aus vollem Hals lacht, grinst ein gleichaltriger nur milde; während der eine direkt vom Robben zum Laufen übergeht, krabbelt der andere viel länger, und so weiter.Sensomotorische Entwicklung
Mit sensomotorischer Entwicklung ist die dynamische Wechselwirkung von Empfindungen (über Sinnesreize) und reaktiver Bewegung (über das neuromuskuläre Zusammenspiel) gemeint. Die aktuelle Forschung geht davon aus, dass der Mensch in seinem ersten Lebensjahr auf ein immanentes Lernprogramm zurückgreift, dass es ihm ermöglicht, eine kontinuierliche Entwicklung von der Geburt bis zum aufrechten Stand zu vollziehen.
auf dem Rücken liegend | auf dem Bauch liegend | |
Kopf | zur Seite gedreht, nach hinten gestreckt | zur Seite gedreht, nach hinten gestreckt |
Wirbelsäule | konvex zur Gesichtsseite | großbogig (Kastensitz), Schwerpunkt: Brustbein |
Arme | in U-Halte, Hand gefaustet, Daumen versteckt | angebeugt unter dem Körper, keine Stützfunktion |
Beine | leicht gebeugt und gespreizt, Füße Bodenkontakt | zum Bauch gezogen |
Verhalten | Schreien bei Unbehagen, Körperkontakt, Herumtragen und Streicheln beruhigen. Der Säugling schläft sehr viel. |
auf dem Rücken liegend | auf dem Bauch liegend | |
Kopf | zur Seite gedreht, ab der 6. Wo. fixieren möglich | zur Seite gedreht, kann kurz bis 45° angehoben werden |
Wirbelsäule | weniger Asymmetrie | Schwerpunkt: untere Rippen / Nabel |
Arme | Hand-Hand-Koordination | Unterarmstütz, Handgelenk in Mittelstellung |
Beine | werden ab und zu abgehoben | Hüfte und Knie gehen in Streckung |
Verhalten | wird aufmerksamer, betrachtet ? lauscht ? hört zu, zufälliges Greifen, Vokalisieren, soziales Lächeln |
auf dem Rücken liegend | auf dem Bauch liegend | |
Kopf | Mittelstellung und selektive Kopfdrehung möglich | wird außerhalb der Stützfläche gedreht |
Wirbelsäule | symmetrisch, Gewicht wird Richtung Schulter verlagert | Schwerpkt: Unterbauch / Symphyse |
Arme | Hand-Hand-Mund-Koordination, Zufallsgreifen | symmetrischer Ellbogenstütz |
Beine | Tragen der Beine möglich (Hüft- und Kniegelenke in 90°-Stellung) | Mittelstellung der Gelenke, selektive Fußbeweglichkeit |
Verhalten | aufmerksam, betrachtet ? hört zu ? kann Stimmen unterscheiden, Lachen, Quietschen, Blaslaute |
auf dem Rücken liegend | auf dem Bauch liegend | |
Kopf | selektive Kopfdrehung voll entwickelt | bei Kopfdrehung Gewichtsverlagerung zur Hinterseite |
Wirbelsäule | beginnende Rotation, Kind versucht sich zu drehen | Einzelellbogenstütz, selektives Drehen der Wirbelkörper möglich |
Arme | gleichseitiges gezieltes Greifen (split brain) | Einzelellbogenstütz |
Beine | Fuß-Fuß-Koordination | Übernahme von Stützfunktion in Seitlage |
Verhalten | Farbensehen ist möglich, es werden mehr Reize aufgenommen, es spielt mit seiner Sprache |
auf dem Rücken liegend | auf dem Bauch liegend | |
Wirbelsäule | volle Wirbelsäulenbeweglichkeit, Drehung möglich | Drehen bis zum Einzelellbogenstütz (Spielhaltung) |
Arme | Greifen über die Körpermitte zur anderen Seite möglich | intensives Spielen im Einzelellbogenstütz ("kleiner Gartenzwerg") |
Beine | Beinlängendifferenzierung fürs Drehen (ein Bein angezogen) | Fußrand übernimmt Stützfunktion in Seitlage |
Verhalten | Wiederholen von gleichen Spielmustern (schütteln, schlagen) |
Spielverhalten: es erzählt, wenn es alleine ist, es beginnt Namen zu verstehen (Mama, Papa...)
Es deutet mit dem Zeigefinger auf Gegenstände. Die Hand fasst mit dem "Pinzettengriff". Es legt Gegenstände und schiebt Hindernisse beiseite, um andere Dinge zu greifen/erreichen. Das Kind wiederholt seine erlernten Fähigkeiten nicht nur, jetzt passt es sie veränderten Situationen an (Wenn-Dann-Denken). Es zeigt Suchverhalten, nimmt die Decke von etwas Verstecktem weg ("Objektpermanenz") Es beginnt zu "Fremdeln" (Unterscheidung: bekannt <--> unbekannt).
Es kennt Personen und Gegenstände aus dem täglichen Umgang mit ihren Namen. Es beginnt sinngemäße Sätze zu bauen ( "Gib mir...!", Wo ist...?").
palmarer Greifreflex
TLR (Tonischer Labyrinthreflex)
LSR (Labyrinthstellreaktion)
Der sechste Monat
In der Rückenlage wird die Entwicklung mit der Hand-Hand-Fuß-Koordination abgeschlossen. Die Umgebungsreize motivieren das Kind, die Welt in einer "höhern Etage" zu erkunden. Es dreht sich auf den Bauch, um den Handstütz zu erarbeiten. Dabei stützt es sich mit den Handinnenflächen ab.Der siebte Monat
Aus der Bauchlage heraus beginnen die ersten Fortbewegungsversuche zur Erkundung der Umgebung.
Die Hand greift im Zangengriff, Gegenstände werden von einer in die andere Hand übergeben ("Bimanuelle Koordination"). Der Aktionsradius wird erweitert, es ahmt viel nach, verweigert durch Kopfschütteln, klatscht bei Freude.Der achte Monat
Die Stehbereitschaft sollte voll entwickelt sein, d.h. beim passiven Hinstellen soll es bewusst Gewicht mit den Beinen übernehmen. Das Krabbeln wird vorbereitet: Aus dem Vierfüßlerstand fällt es zurück in den Fersensitz und stößt sich wieder nach vorne ("Rocking"). Das Spielen auf der Seite wird mit gestreckten Arm gemacht, um höher zu kommen ("großer Gartenzwerg").Der neunte Monat
Das Krabbeln wird koordinierter. Das Kind nimmt verschiedene Sitzpositionen ein: Langsitz, Seitsitz, Fersensitz, Zwischenfersensitz oder Hürdensitz (ein Bein gebeugt, das andere gestreckt). Auffällig wäre eine Beschränkung auf eine einzige Position, bzw. eine bevorzugte Seite beim Seit- und Hürdensitz. Sozialverhalten wie im achten Monat.Zehnter bis zwölfter Monat
Das Kind beginnt sich hinzustellen. Es zieht sich mit den Armen zunächst in den Einbein-Kniestand, dann beginnt es, sich mit dem Bein hochzustemmen. Um entfernte Gegenstände zu erreichen, geht es erst im gestützten Seitwärtsgang ("Küstenschifffahrt"), bevor es lernt, frei zu laufen. Dabei verringert es allmählich seine Unterstützungsfläche (von breitbeinig bis hüftbreit): Die Gleichgewichtsreaktionen müssen noch ausgebildet werden.Reflexe und Reaktionen
Alle frühkindlichen Reflexe und Reaktionen sind einem bestimmten Bereich oder Niveau im ZNS zugeordnet. Innerhalb eines bestimmten Zeitraumes sind sie physiologisch, bzw. werden sie erwartet. Sie begleiten die sensomotorische Entwicklung des Kindes.
Reflexe sind unwillkürliche, regelhaft ablaufende Vorgänge als Antwort auf äußere Reize (hauptsächlich über die Hautrezeptoren und das Labyrinth). Sie werden zentral über das Zwischenhirn (Thalamus u. Pallidum) vermittelt, die Antwort ist kaum variabel.
Reaktionen sind Antworten auf äußere Reize, die in einem bestimmten Muster erfolgen. Die Muster können unterbrochen und verändert werden.
Im folgenden werden nur einige für die Diagnose und Behandlung wichtige Reflexe und Reaktionen erläutert (Wo = Woche, LM = Lebensmonat, LJ = Lebensjahr).
Wo es nicht anders steht, ist die Ausgangsstellung die Rückenlage.Primitivreflexe
plantarer Greifreflex
Moro
Galant
Schreitreflex (automatisches Gehen)
Extensorstoß
Tonische Reflexe
Nach dem Abbau der Massenbewegungen und der Primitivreflexe entwickeln sich differenzierte Bewegungen, wobei der Muskeltonus von der Kopfstellung abhängt.
Es entstehen tonische Reflexe, die bei einem gesunden Säugling aber nie so stark ausgeprägt sind, dass sie die Einnahme differenzierter Körperstellungen behindern.
Wenn sie über den physiologischen Zeitraum hinaus persistieren, verhindern sie die Aufrichtung und die Entwicklung der Stell- und Gleichgewichtsreaktionen.
STNR (Symmetrisch tonischer Nackenreflex)
Fechterstellung
Stellreaktionen
Die Stellreaktionen dienen dazu, Kopf und Rumpf bei einer Lageveränderung im Raum einzustellen. Sie entwickeln sich nach dem Abbau der tonischen Reflexe, dienen der Antischwerkraftentwicklung und sind die Voraussetzung für die Stütz- und Gleichgewichtsreaktionen. Sie werden in die Wilkürbewegungen integriert und bleiben in modifizierter Form ein Leben lang erhalten.
HSR (Halsstellreaktion)
Körperstellreaktion auf den Körper
Sprungbereitschaft
Gleichgewichtsreaktionen
Bei einer Veränderung der Unterstützungsfläche, bzw. einer Verschiebung des Körperschwerpunktes kommt es zu Halte- und Stützreaktionen.Siehe auch
Säuglingsfürsorge - Kinderkrankheiten ? Schwangerschaft - Schwangerschaftsberatung - Mutter-Kind-Kuren - Babynahrung - Babyklappe - BabbelnWeblinks
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