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sa kularisierung

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Säkularisierung

Die Begriffe Säkularisierung, Säkularisation und Säkularismus sind abgeleitet von lat. saeculum. Dieses Wort bedeutete ursprünglich "Zeitalter, Jahrhundert", im Kirchenlatein dann "die zeitliche Welt" und damit das Irdische im Gegensatz zum Ewigen. Säkularisierung wurde von daher zur Bezeichnung des Übergangs einer Sache aus dem Eigentum der Kirche (Bistümer und Klöster) in das von (nicht fürstbischöflich regierten) Staaten. Seit der Wende zum 19. Jahrhundert fächerten sich die Bedeutungen weiter auf.

Folgende Unterscheidung zur Klärung der Begriffe wird vorgeschlagen:

  • Säkularisierung wird verstanden als der institutionelle und mentale Prozess der Trennung von Kirche und Staat (bzw. religiöse Organisationen und Staat).
  • Säkularisation wird verstanden als der konkrete Prozess der Ablösung der weltlichen Macht der Kirche, die Aufhebung von Klöstern und Hochstiften Anfang des 19. Jahrhunderts.
  • Mit Säkularisierung wird auch der Übergang von Begriffen und Vorstellungen aus einem primär religiösen in einen allgemeineren Kontext von Philosophie und Zeitgeist bezeichnet (z.B. Paradies, Sünde, Erlösung, Heilsgeschichte, Apokalypse u.v.a.).
  • Säkularismus wird verstanden als eine aus der Säkularisierung erwachsene Weltanschauung, die sich auf die Immanenz beschränkt und auf darüber hinausgehende Fragen verzichtet.

Säkularisierung in der ersten Bedeutung ist die Abschaffung der Staatsreligion und hat einen erheblichen Machtverlust der religiösen Institutionen, vor allem der Kirchen, zugunsten des Staates zur Folge.

In Europa begann die Säkularisierung mit der Aufklärung und erreichte in der Französischen Revolution und im Kommunismus mit der angestrebten völligen Abschaffung der Religion ihren Höhepunkt.

Im Vorfeld der Aufklärung entzogen sich viele Menschen der Monarchie "von Gottes Gnaden" durch Auswanderung in die Neue Welt. Die USA sind seit ihrer Konstitution 1776 ein säkularer Staat. Im Gegensatz zu der Verbreitung des Atheismus in Europa behielt hier die Religiosität einen hohen Stellenwert und führte zur Gründung einer Vielzahl reformierter Kirchengemeinden. Weitgehender Konsens bestand und besteht in der gesellschaftlichen Bedeutung des Christentums. Durch die Zersplitterung in einzelne christliche Konfessionen und die allgemein anerkannte Toleranz gegenüber dieser Entwicklung konnte sich jedoch keine monolithische kirchliche Institution mit politischer Macht herausbilden, wie sie bis dahin aus Europa bekannt war. Religiosität und Religionsfreiheit werden heute in den USA als gleichwertig betrachtet.

Durch nachfolgende Einwanderungswellen gelangten weitere Religionsgruppen aus der arabischen und ostasiatischen Welt in die USA, die sich durch die Tradition der religiösen Toleranz im neuen Umfeld etablieren konnten und selten vom weiterhin vorherrschenden Christentum assimiliert wurden. Einzige Ausnahmen sind die Naturreligionen der Indianer und Riten der afrikanischen Sklaven, die durch die Christianisierung zurückgedrängt wurden.

Heutzutage ist die Säkularisierung, abgesehen insbesondere von Deutschland, in der gesamten westlichen Welt weit fortgeschritten, aber die Abschaffung der Religion ist nirgends dauerhaft erfolgt. So gibt es etwa in Deutschland noch die Kirchensteuer, während in Ostdeutschland (außer im Eichsfeld) inzwischen die statistisch niedrigste Kirchenzugehörigkeit in Europa zu verzeichnen ist.
In der westlichen Welt gilt die Säkularisierung allgemein als erstrebenswert und notwendige Voraussetzung für eine demokratische Gesellschaftsform, da der Aufstieg bürgerlicher Machtstrukturen wesentlich in der Tradition der Aufklärung steht. Das Christentum seinerseits hat sich auf seine Wurzeln in der Gewaltlosigkeit Jesu besonnen.

Eine Übertragung der Säkularisierung nach europäischem Vorbild auf andere Kulturkreise, insbesondere die islamische Welt, wie häufig gefordert, ist problematisch, da die Grundhaltungen von (westlichem) Christentum und Islam zu Politik und Staat verschieden sind. Hatte sich im Abendland durch die Polarität von Kaiser und Papst nie eine Identität von Staat und Religionsgemeinschaft entwickeln können (obwohl beide Seiten dies anstrebten), zielte der Islam seinem Wesen nach, auch bei beschränkter Toleranzgewährung, gerade auf diese Identität.

Der Islam postuliert in der Theorie eine der Säkularisierung zuwiderlaufende Untrennbarkeit von religiöser und politischer Herrschaft (siehe auch Kalifat), verfolgte in der Praxis jedoch ein relativ tolerantes Glaubenskonzept, das lange keine religiös motivierten Pogrome wie die europäische Judenverfolgung kannte. Angehörige anderer monotheistischer Religionen, zu denen später auch Buddhisten, Hindus und Zoroastrier gezählt wurden, hatten in islamischen Ländern den rechtlichen Status von Dhimmis, einer geschützten Minderheit, denen gewisse Beschränkungen (u.a. die Zahlung einer speziellen Steuer, Kleidungsvorschriften, Ausschluss von staatlichen Ämtern) auferlegt waren, die ansonsten jedoch religiöse Autonomie genossen und ihr eigenes Rechtssystem unterhielten.

Bisher gab die Forderung westlicher Industrienationen nach einer Säkularisierung im Sinne einer Verwestlichung eher einer Entwicklung in Richtung Radikalisierung Auftrieb.

Siehe auch: Laizismus - Atheismus

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