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morgenthau plan

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Morgenthau-Plan

Der Morgenthau-Plan war ein vom damaligen amerikanischenen Finanzminister Henry Morgenthau (1891-1967) entwickelter Plan, wie mit dem besiegten Deutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkriegss verfahren werden sollte. Der Plan, den Morgenthau 1944 vorlegte, sah eine Zerstückelung Deutschlands in einen "Norddeutschen Staat", einen "Süddeutschen Staat" und eine "Internationale Zone" sowie eine komplette De-Industrialisierung und die Umwandlung in ein Agrarland vor.

Er beinhaltete folgende Punkte:

  • Demilitarisierung Deutschlands
  • Umwandlung des Landes in einen Agrarstaat
  • Demontage der deutschen Industrie
  • Zerstörung der Bergwerke
  • Aufteilung Deutschlands in einen nord- und einen süddeutschen Staat
  • Internationalisierung von Rheinland und Ruhrgebiet
Mit diesen Maßnahmen sollte sichergestellt werden, dass nie mehr ein Aggressionskrieg von deutschem Boden ausgeht.

Der Plan, zunächst geheim, sollte ein Gegengewicht zu den gemäßigteren Plänen des alliierten Oberkommandos unter Eisenhower bilden. Durch eine gezielte Indiskretion wurde der Plan jedoch am 21. September 1944 in die Öffentlichkeit gespielt. Die öffentliche Reaktion war so negativ, dass sich auch der bisherige Befürworter Roosevelt distanzierte. Einige Aspekte wurden jedoch beibehalten.

Der Morgenthau-Plan wurde vom Naziapparat zur Verbreitung von Durchhalteparolen massiv im propagandistischen Rahmen eingesetzt ("jüdischer Mordplan" zur "Versklavung Deutschlands"). Insofern war nach Ansicht mancher Fachleute der Morgenthau-Plan kriegsverlängernd, da er psychologische Reserven der Deutschen Truppen hervorzulocken half. Reparationsleistungen, die Deutschland nach Kriegsende leisten musste, waren jedoch weder de facto noch de jure Folgen des Morgenthau-Plans.

Der Plan wurde im Nachkriegsdeutschland nicht umgesetzt, da die Trumandoktrin die außenpolitische Leitlinie der US-Außenpolitik im Kalten Krieg wurde. Sie versprach den vom Kommunismus bedrohten Völkern Militär- und Wirtschaftshilfe. So kam es, dass Westdeutschland 1948 in den Marshallplan einbezogen wurde und bis 1952 ca. 1,4 Mrd. US-Dollar Wirtschaftshilfe von den USA erhielt.

Dennoch wurden tatsächlich wesentliche Teile des Morgenthau Plans von 1945-52 umgesetzt oder hatten Einfluss auf die Besatzungspolitik der Alliierten. Als bekannte Beispiele seien die Entnazifizierung, Demontage, Zerschlagung des Staatsgebiets, Erschießungen von NS-/SS-/Gestapo-Angehörigen sowie weitere tiefgreifende Maßnahmen gegen die deutsche Zivilbevölkerung (Rheinwiesenlager, Zwangsarbeit). Das Einzige, was tatsächlich den Plan aufhielt, war der Kalte Krieg, der ab ca. 1950 eine Gestalt annahm, die ein am Boden zerstörtes Deutschland nicht zuließ.

Morgenthau war vor und während des Krieges einer der aktivsten Anti-Faschisten und Befürworter eines Krieges mit Nazi-Deutschland in den USA. Auch setzte er sich aktiv für die Rettung der europäischen Juden ein, was ihm in letzter Instanz mit dem WRB (War Refugee Board) bei der Rettung von zehntausenden von Ungarischen Juden 1944 gelang.

Siehe auch: Marshall-Plan

Weblinks

  • http://www.bpb.de/publikationen/8P2K99,0,0,MorgenthauPlan.html - Morgenthau-Plan bei den "Informationen zur politischen Bildung"
  • http://www.bayern.de/HDBG/verfas/vb1202.htm - Karte zum Morgenthau-Plan

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