Mongolische Kriegsführung
Die mongolische Kriegsführung fasste alle Elemente des Steppenkrieges in ihrer bis dahin effektivsten und vernichtendsten Form zusammen.
Table of contents |
2 Strategie und Taktik 3 Die Reiterei 4 Militärische Kommunikation 5 Schutz |
An sich ist das keine Neuerung, das machten schon Hunnen, Kök-Türken und andere mächtige Steppenvölker so. Aber es mußte bei jeder Staatsbildung neu durchgesetzt werden, auch von Dschingis Khan 1204, kurz vor dem letzten Krieg gegen die Naimanen, der die Mongolei einigte.
Als Nomaden trugen sie alles, was sie benötigten, mit sich zu Pferde. Sie transportierten gleichsam den gesamten Gegenwert einer Stadt auf dem Pferderücken. Somit waren sie flexibler als viele Armeen ihrer Konkurrenten, die für ihre Logistik an feste Städte gebunden waren.
Da ihre Kriegführung überlegen war (gegliederte leichte Kavallerie), mussten sie nicht jeden Kampf gewinnen. Die traditionelle Lösung dieses Problems war der Angriff auf die Logistik der Feinde (Nahrung, Felder, Wasser, usw.). Anders als die Mongolen waren die städtebewohnenden Feinde an ihre Logistik gebunden. Man schnitt den Städten die Nahrungsmittelzufuhr ab und zwang die Bauern zur Flucht in die Städte, so dass dort Seuchen ausbrachen. Die Städte wurden so erdrückt, bevor man sie überhaupt angriff. Manche Ruinenstädte (in Afghanistan, an der Seidenstraße) sind bis heute verlassen.
Dieses wirksame Konzept stellte meistens einen mongolischen Sieg sicher. Allerdings wurden lange Belagerungen wegen der notwendigen Weideflächen gern vermieden. Man bevorzugte einen schnellen Sturm, eine Kriegslist oder den Vertragsbruch. Wenn das nichts half, zog man ab.
Die modernere Entsprechung zu dieser Strategie bildet der Flugzeugträger mit seiner Fähigkeit, mit einer gesamten Stadt vor das Land des Gegners zu rücken, gezielte Schläge auszuüben und sich zurückzuziehen.
Die Mongolen setzten politischen Terror systematisch als psychologische Waffe ein. Normalerweise wurde der Oberschicht einer eroberten Stadt der Wechsel in eine neue Gegend befohlen. Bei Ablehnung wurde die gesamte Stadtbevölkerung vertrieben (bis auf eine Handvoll Spezialisten); Stadt und umgebende Felder wurden niedergebrannt. Im 14. Jahrhundert errichteten sie ein Bauwerk aus Menschenknochen vor einer zerstörten Stadt als Wahrzeichen ihres Durchzuges. Dann ließen sie einige Überlebende entfliehen, um den Schrecken in der Umgebung zu verbreiten.
Man versuchte die feindliche Schlachtordnung vor einem Angriff irgendwie aufzulösen und ihre Truppenteile voneinander zu isolieren. Dazu täuschte man entweder zahlenmäßige Überlegenheit oder eine Flucht vor. War das geschafft, setzte man die Schwere Reiterei ein. Die Schwere Reiterei überrannte mit ihren meterlangen Lanzen die Reste des Feindes, die den Bogenschützen entkommen waren.
Zog man sich zurück, so deckte diese Einheit den Rückzug.Voraussetzungen
Die erste Voraussetzung jeder Heeresorganisation bei den Nomaden war das Dezimalsystem. Die Truppen wurden nach dem Vorbild fremder Armeen in Zehner-, Hundert-, Tausend- und Zehntausendschaften gegliedert, wobei man keine Rücksicht auf Stammeszugehörigkeiten nahm. (Lediglich vertrauenswürdigen Leuten wurde ihr unmittelbarer Stammesanhang gelassen.) Das System sollte die Unabhängigkeit der Sippen und ihrer Führer (der noyane) im Kriegsfall einschränken und eine klare Schlachtordnung gewährleisten. Zudem erleichterte es die Eingliederung neuer Truppenteile. Strategie und Taktik
Die Mongolen verwendeten erstmalig das wirksame Konzept der "operativen Kunst": Die Reiterei
Die Mongolen gründeten ihre Macht fast durchweg auf leichte Kavallerie. Ihre leichte Reiterei bestand hauptsächlich aus Bogenschützen mit zwei Bögen zu Pferde. Sie waren für einen Pfeilhagel zuständig, den man sowohl im Angriff als auch bei einer (z.B. vorgetäuschten) Flucht beherrschte. Im Nahschuß (bis zu 50m) zerschlugen die kurzen asymetrischen Reflexbögen jede Panzerung. Beweglich und zahlreich, hatte die leichte Kavallerie im Kampf gute Angriffs- und Rückzugsmöglichkeiten vor feindlicher schwerer Kavallerie.