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meistersinger

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Meistersinger

Die Meistersinger (auch Meistersänger) waren bürgerliche Dichter und Sänger im 15 und 16. Jahrhundert, die sich zunftartig zusammenschlossen. Ihre Dichtungen und Melodien leiten sich aus dem Minnegesang ab, gehorchen aber strengen Regeln. Unter den Künstlern überwogen die Handwerksmeister, doch zählten auch Priester, Lehrer und Juristen dazu.

Table of contents
1 Künstlerische Organisation
2 Herausragende Meister
3 Siehe auch
4 Weblinks

Künstlerische Organisation

Der Gesang, seine Vers- und strophige Struktur (und anfangs auch Lauten-Begleitung) wurden an Meistersinger-Schulen gelehrt. Die Sängerzunft unterschied dabei die Grade Schüler, Schulfreund, Singer, Dichter und verlieh erst nach Approbation eines Meisterliedes den Meistertitel. Als Patron wurde der biblische Psalmist, König David verehrt.

Die Zentren der Meistersinger waren Augsburg, Nürnberg sowie Straßburg und Frankfurt, doch gab es solche Musikgilden von Handwerkern z.B. auch in Oberösterreich und Tirol, im Elsaß, in Danzig, Breslau oder Prag. Die regelmäßigen Zusammenkünfte fanden meist in der Kirche oder im Rathaus statt, später auch als so genannte "Zeche" in Wirtshäusern. Dabei wurden die Dichtungen vorgetragen und von der Gildenleitung ("Merker") nach den Regeln der "Tabulatur" beurteilt. Zu Meistern konnten nur Dichter ernannt werden, die eine neue Melodie ("Ton") völlig fehlerlos vortrugen. In Nürnbergs Marthakirche hatten sie eine eigene Bühne.

Die Regeln des Meistergesangs sollten Hilfe bieten und zu kompositorischer Tätigkeit anregen, wurden aber immer enger ausgelegt.
Diese Tendenz wurde 1868 von Richard Wagner in seiner Oper "Die Meistersinger von Nürnberg" karikiert - vor allem in der Person des strengen Stadtschreibers Beckmesser, dessen Name zum Synonym für Pedanterie wurde.

Herausragende Meister

  • Hans Rosenplüt, "der Schnepperer": Schmied und Büchsenmacher in Nürnberg, ca.1400 bis 1460, schrieb Fastnachtspiele, "Weingrüße", Schwänke und das Lobgedicht auf Nürnberg
  • Michel Beheim: Heilbronn und Wien 1416-1474, 3 Chroniken, u.a. Das Buch von den Wienern (1462-65 bei Kaiser Friedrich III) und eine Satire über "Fürst Dracula"
  • Hans Folz (Foltz): Arzt und Barbier in Nürnberg, ca.1438-1513, schrieb auch Fastnachtspiele, reformierte 1480 den Nürnberger Meistergesang und förderte dadurch die künstlerische Vielfalt. Zur Blütezeit um 1500 hatte Süddeutschland über 250 Meistersänger.
  • Hans Sachs (1494-1576) - Schuster in Nürnberg und Dramatiker; vielseitigster Dichter seiner Zeit, über 4000 Lieder, 1800 Gedichten und etwa 200 Dramen. In Wagners Oper sticht er von anderen Meistersingern positiv ab (Verachtet mir die Meister nicht ...)
  • Jörg Wickram: Wirt in Burkheim 1505-1570?, Ehrentitel "Hans Sachs vom Kaiserstuhl". Gründet 1546 die M.Schule Colmar, vielseitige Barockliteratur, "Rollwagenbüchlin" 1555 (Reprint 1966), Reisegeschichten für lange Kutschenfahrten
  • Cyriakus Spangenberg: Straßburger Theologe 1528-1604, und sein Sohn Wolfhart (1570-1636), Lehrbuch "Singschul" 1600 und Ergänzung 1614 um Literaturwissenschaft
  • Adam Puschman: Breslau 1532-1600, Gymnasial-Lehrer, lernte bei Sachs
  • Johann Spreng: Augsburg 1524 bis 1601, Notar ab 1594, übersetzte Homer
  • Peter Heiberger: Nagler in Steyr, ca. 1550-1600, zwei Liedersammlungen
  • Paulus Freudenlechner: ca. 1550-1616 Singschulen Wels und Eferding in Oberösterreich, umfangreiche Handschrift von Meisterliedern, 1691-93 Breslau
  • Benedict von Watt (1569-1616), schrieb um 1610 das "Meistergesangbuch" (mit Hans Winter, ?1627)
  • Ambrosius Metzger 1573-1632, Magister in Nürnberg. Metamorphosis Ovidij in Meisterthoene gebracht
  • Johann Christoph Wagenseil: schrieb 1697 das auch von R.Wagner verwendete Standardwerk Von der Meistersänger holdseliger Kunst.

In der Traditionsbildung der Meistersinger galten die "Zwölf alten Meister" des Minnesangs bzw. so genannte "gekrönte Meister" als Vorbild, darunter Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach, Frauenlob von Meißen, Hartmann von Aue, Konrad Marner, Neidhard von Reuental und Reinmar von Hagenau. Von ihnen und neueren Künstlern enthält die Kolmarer Liederhandschrift (Mainz ~1480) etwa 900 Liedertexte und 105 Melodien, obwohl die Publikation von Meistergesängen eigentlich unerwünscht war.

Doch trugen sie entscheidend zur Überlieferung von Volksliedern bei, z.B. im Locheimer Liederbuch um 1450. Die Singschule von Nürnberg wurde 1770 aufgelöst, in Ulm und Memmingen sogar 50-100 Jahre später, als die Männergesangsvereine aufkamen. Sie stellten in gewisser Weise eine Fortsetzung dar.

Siehe auch

Lied, Deutsches Volkslied, Strophe, Minnesänger, Mittelalterliche Musik, Musikgeschichte, Sprechgesang, Weißwurstäquator

Weblinks

  • http://home.t-online.de/home/g.diesinger/meister/geschichte.htm (Entwicklung des Meistersangs, Singschul')
  • http://www.musik-gymn.de/musdrama/auswert.htm (Weiterentwicklung des Minnesangs, Soziales, Zünfte, Regeln usw. lt. [Wagenseil])
  • http://www.ni.schule.de/%7Epohl/literatur/sadl/ma/fraunlob.htm (Frauenlob und 1.Meisterschule 1315 in Mainz)
  • http://www.ni.schule.de/~pohl/literatur/sadl/ma/begriffe.htm (Vorgänger und Form des Meistersangs)
  • http://www.angelfire.com/wa2/wagenseil/nachwort.htm (Nachwort zu J.C.Wagenseil der Meistersinger holdselige Kunst)

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