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mechanizismus

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Mechanizismus

Table of contents
1 Definition
2 Zur Bestimmung des Inhalts des Mechanizismus
3 Zu den Urteilskriterien im 17. Jahrhundert
4 Der Begründer der mechaniszistischen Theorien : René Descartes
5 Die erste Gegenstömung im Vitalismus
6 Zur Blütezeit des Mechaniszismus
7 Zur Konzeption der Vitalmechanik
8 Die weiteren methodischen Probleme des Mechanizismus

Definition

Der Mechanizismus bezeichnet

1. die philosphische Auffassung, welche die Entwicklung der Natur und der Gesellschaft auf mechanische Bewegung zurückführen und durch die Gesetze der Mechanik erklären wollte. Er fand u.a. seinen Ausdruck im mechanischen Determinismus und im mechanischen Weltbild. Auch der Behaviorismus und der Biologismus werden als mechanizistisch angesehen, da diese Theorien die qualitativen Besonderheiten und Gesetzmäßigkeit der verschiedenen Bewegungsformen der Materie ignorieren.

Der Mechanizismus war eine charakteristische Eigenschaft des bürgerlichen vormarxistischen Materialismus und spielte - trotz seiner Beschränktheit - lange Zeit eine positive Rolle, weil er sich gegen alle wissenschaftlich unbewiesenen idealistischen Spekulationen wandte.

Die Gründung des dialektischen und historischen Materialismus brachte die theoretisch-philosophischen Überwindung des Mechanizismus. Die Erkenntnisse der Wissenschaft des 20. Jahrhunderts, z.B. die Quantentheorie, Quantenfeldtheorie und Relativitätstheorie, führten zum naturwissenschaftlichen Zusammenbruch des Mechanizismus.

2. einen zusammenfassenden Ausdruck für die in der Geschichte der Biologie aufgetretenen mechanisch-materialistischen naturphilosophischen Theorien über die Wesensmerkmale des Belebten.

Zur Bestimmung des Inhalts des Mechanizismus

Im Sinne einer materialistischen Auffassung werden die Lebewesen als materielle Körper aufgefaßt, die mit den Mitteln und der Methoden der Naturwissenschaft - hauptsächlich der Physik und Chemie - erforschbar und damit auch erkennbar sind. Der grundsätzliche Mangel des Mechanizismus unter philosophischen Gesichtspunkten besteht im Fehlen einer Berücksichtigung des Entwicklungsgedankens. So vereinseitigt der Mechanizismus spezifische biologische Probleme, reduziert Organisches auf Anorganisches, übergeht die qualitativen Unterschiede zwischen den objektiven Gesetzmäßigkeiten des Belebten und Unbelebten.

Zu den Urteilskriterien im 17. Jahrhundert

Der klassische Mechanizismus des 17. Jahrhunderts traf folgende Urteile:

Der Begründer der mechaniszistischen Theorien : René Descartes

Der Begründer mechanizistischer Lebenstheorien war René Descartes (Cartesianismus). Hinter seiner Aussage: "Das Tier ist eine kunstvoll gebaute Maschine" verbirgt sich eine materialistische Konzeption der Einheit von Anorganischem und Organischem. Anorganische und organische Erscheinungen wurden als jeweils materielle Naturobjekte betrachtet und theoretisch wie methodisch dem Untersuchungsgegenstand der damals am höchsten entwickelten Wissenschaft, der allgemeinen Mechanik, eingegliedert.

Ein darüber hinausgehendes Wesen des Belebten erschien wissenschaftlich (mechanisch) nicht faßbar, das Belebte war mit den prinzipiell gleichen Methoden zu untersuchen wie das Unbelebte. Der philosophische Entscheid über das Wesen des Lebens konzentrierte sich auf das dem Organischen und Anorganischem Gemeinsame. Nahegelegt wurde die mechanististische Konzeption durch erste Erfolge physiologischer und anatomischer Lebensstudien mittels der experimentellen Methode (William Harvey). Das cartesische Forschungsprogramm wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts vor allem durch die Iatromechaniker - die die tierischen Bewegungsapparate mittels physikalischer Methoden und Gesetze untersuchten (Giovanni Alfonso Borelli) - und die Iatrochemiker - die den Chemismus der Physiologie der Atmung und Verdauung analysierten (Franciscus Sylvius) - befolgt.

Die erste Gegenstömung im Vitalismus

Der Mechanizismus konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Das war bedingt durch die von diesen Richtungen vertretenen vulgarisierten Analogien zwischen Belebtem und Unbelebtem, ferner durch die Verlagerung des biologischen Forschungsinteresses auf Probleme der Urzeugung, Befruchtung und Keimentwicklung im Gefolge der Mikroskopie, schließlich durch einflußreiche Gegner wie Georg Ernst Stahl und Albrecht von Haller, der zudem als führender Physiologe der damaligen Zeit den eigentlichen theoretischen Bezugspunkt mechaniszistischer Konzeptionen bis in die Neuzeit - die Physiologie - vitalistisch interpretierte(Vitalismus).

Zur Blütezeit des Mechaniszismus

Eine Blütezeit erlebte der Mechanizismus in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Durch eine Vielzahl neuer Forschungsresultate auf embryologischem, histologischem, physiologischem und entwicklungsgeschichtlichem Gebiet war der alte Vitalismus widerlegt. Gleichzeitig erwiesen sich das methodische Instrumentarium der anorganischen Wissenschaften sowie deren Gesetzesaussagen und methodologische Grundsätze als außerordentlich fruchtbar für den weiteren biologischen Erkenntnisfortschritt. Entsprechend dieser Erfahrungen wurden großangelegte Versuche unternommen, die Theorie der Biologie über die theoretischen Grundsätze der klassischen Mechanik zu fundieren.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts, vor allem unter dem Einfluß von Gustav Robert Kirchhoff und Heinrich Hertz, wurde von führenden Biologen eine gegenüber der traditionellen Form des Mechanizismus (wonach alle Lebenserscheinungen auf Chemie und Physik reduzierbar seien) neuartige Konzeptionen entwickelt, die die Eigengesetzlichkeit biologischer Bewegungen im Rahmen der allgemeinen Bewegungslehre erkannte.

Zur Konzeption der Vitalmechanik

Diese auch als Vitalmechanik bezeichnete Variante des Mechanizismus stellte eine wesentliche theoretische Weiterentwicklung des alten klassichen Mechanizismus dar. Neben der Anerkennung einer biologischen Eigengesetzlichkeit wird der Begriff der Zweckmäßigkeit für die Biologie akzeptiert und der Begriff der Ganzheit auf seine strukturellen und funktionalen Aspekte hin analysiert, wie überhaupt eine Reihe dialektischer Momente in mechanizistisches Denken Eingang finden (das Wechselverhältnis von Struktur und Funktion) konnte.

Der Einfluß dialektischen Denkens ist besonders stark bei den Vertretern der Deszendenztheorie, wenn auch noch nicht als geschlossene und methodische Untersuchungsgrundlage.

Die weiteren methodischen Probleme des Mechanizismus

Zum Unterschied vom Vitalismus hatte sich das mechanistische Denken in der Biologie entsprechend den Ergebnissen der Forschung ständig modifiziert, war offen gegenüber dem Erkenntnisfortschritt und gegenüber spontan erfaßten dialektischen Beziehungen innerhalb des Belebten. Allerdings konnte das mechanizistische Weltbild nicht auf diese Weise Schritt für Schritt ersetzt werden. Der biotheoretische Wandlungsprozeß erwies sich als sehr kompliziert, neue dialektische Erkenntnisse wurden oft mit alten, mechanizistisch beeinflußten Begriffen abgebildet. Somit verbleiben die historisch entwickelten Vorstellungen des Mechaniszimus in der Biologie nur noch rudimentär erhalten. Vor allem die neuen Feldtheorien der Quantenmechanik und der Relativitätstheorien haben die Vorstellungen des Mechanizismus in bestimmten Bereichen der Biologie ersetzt.

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