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Martin Niemöller

Martin Niemöller (* 14. Januar 1892 in Lippstadt (Westfalen), ? 6. März 1984 in Wiesbaden), war ein deutscher Theologe und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

Table of contents
1 1892 - 1919
2 1919 - 1930
3 1931 - 1945
4 1945 - 1984
5 Ein Zitat
6 Weblinks

1892 - 1919

Martin Niemöller war der Sohn des lutherischen Pfarrers Heinrich Niemöller und seiner Frau Paula geb. Müller. 1900 zogen sie von Lippstadt nach Elberfeld (heute zu Wuppertal), wo er 1910 sein Abitur ablegte. Von 1910 bis 1919 war er bei der kaiserlichen Marine, seit 1915 war er auf einem U-Boot stationiert und seit 1918 U-Boot-Kommandant. Nach dem Krieg schied er aus dem Militärdienst wegen der Ablehnung der neuen Regierung aus.

1919 - 1930

Am 20. Juli 1919 vermählte er sich mit Else, geb. Bremer (*1890 ?1961 durch einen Verkehrsunfall in Dänemark). Im selben Jahr nahm Niemöller eine landwirtschaftliche Lehre auf einem Bauernhof bei Osnabrück auf. Da das Geld nicht für den Erwerb eines eigenen Gehöftes ausreichte, entschloss er sich zum Studium der evangelischen Theologie in Münster (1919-1923). Motivation zum Studium war sein Bestreben, der scheinbar orientierungslos gewordenen Gesellschaft durch die christliche Botschaft wieder Sinn und durch die kirchlichen Strukturen Ordnung zu vermitteln. Das Vikariat leistete er gleichfalls in Münster. 1924 wurde er Vereinsgeistlicher der westfälischen Inneren Mission.

Während des Ruhrkampfes beteiligte er sich an der "Akademischen Wehr".

1931 - 1945

Der Weg in den Widerstand

1931 wurde Niemöller zum Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Dahlem gewählt. Bald kam es hier zu Auseinandersetzungen mit den Deutschen Christen. Zwar hatte Niemöller seit 1924 nationalsozialistisch gewählt und die Einführung des "Führerstaates" 1933 begrüßt, aber die Vermischung von politischen Aussagen mit dem Glaubensbekenntnis lehnte er schärfstens ab. So war er im Mai 1933 einer der Gründer der Jungreformatorischen Bewegung und stellte sich an die Seite von Friedrich von Bodelschwingh. Nachdem der Arierparagraph eingeführt und in mehreren evangelischen Landeskirchen erste oppositioneller Pfarrerbruderschaften gegründet worden waren, rief Niemöller im September 1933 zur Gründung eines reichsweiten Pfarrernotbundes auf; dem Bund traten etwa ein Drittel der Pfarrer bei. Der Pfarrernotbund entwickelte sich zu einer der Keimzellen der Bekennenden Kirche. Dabei ging es ihm um eine scharfe Abgrenzung gegenüber den Deutschen Christen und bald auch um eine Durchsetzung der Beschlüsse der Bekenntnissynoden von Barmen im Mai 1934 und Dahlem im Oktober 1934.

Auch wenn Niemöller weiterhin im wesentlichen betont nationalkonservativ dachte und empfand, geriet er zunehmden in die Illegalität. Höhepunkt dieser Entwicklung war ein Empfang von Kirchenführern in der Berliner Reichskanzlei im Januar 1934. Dabei kam es bei zu einer direkten Konfrontation zwischen Hitler und Niemöller. Während Hitler den Kirchenkampf als Kampf durch die Bekennende Kirche als Kampf gegen den deutschen Staat betrachtete, versuchte Niemöller vergeblich deutlich zu machen, dass es sich nur um die Freiheit und Reinheit der Verkündigung auch aus politischer Verantwortung, aus "Sorge um das Dritte Reich" gehe.

Niemöllers Vorträge und Predigten galten zunehmend als oppositionell.

Schließlich schlug er die radikalsten Wege innerhalb der Bekennenden Kirche ein. Der altpreußische Bruderrat, dem er angehörte, sah sich als "wahre Kirchenleitung". Eine häretisch gewordener Kirchenrat könne nicht mehr Kirchenleitung sein. Dabei fand Niemöller wenig Gefolgsleute. Viele setzten demgegenüber auf die vom Reichskirchenminister Kerrl eingesetzten Kirchenausschüsse, in denen alle kirchlichen Gruppierungen vertreten waren - mit Ausnahme der Bruderräte und der Thüringer Richtung der Deutschen Christen.

Niemöller - immer noch Nationalsozialist - scheute sich nicht, Unrecht zu benennen und die staatliche Kirchenpolitik zu attackiern. So wandte er sich zusammen mit hunderten anderen Pfarrern gegen verbale Angriffe Alfred Rosenbergs, des Chefideologen der Nationalsozialisten, was 1935 zu einer ersten Verhaftung führte.

In Haft

Am 1. Juli 1937 wurde Niemöller erneut verhaftet und im Februar 1938 zu 9 Monaten Haft verurteilt, die er jedoch durch seine Untersuchungshaft bereits verbüßt hatte. Einen Tag später wurde er als "persönlicher Gefangener" Adolf Hitlers im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert. 1941 wurde er in das KZ Dachau verlegt, wo er seine Zelle mit drei katholischen Priestern teilte.

Während seiner Haftzeit erfuhr Niemöllers Theologie einen Neuansatz. Hatte er bislang vor allem den Dienst am Volk als kirchliche Aufgabe betont, so erkannte er in der Kreuzigung Jesu Christi nun ein Geschehen für alle Völker; daher habe Kirche vor allem an der Überwindung von Grenzen, Rassen und Ideologien arbeiten. Zudem musste er einsehen, dass die Kirchen in Deutschland für die nationalsozialistische Machtergreifung mitverantwortlich gewesen waren.

1945 wurde er während eines Hinrichtungstransportes nach Südtirol zunächst von deutschen, dann von amerikanischen Soldaten befreit. Bis zum 19. Juni 1945 musste er amerikanischen Dienststellen noch in Italien zur Verfügung stehen, bevor er nach einem Hungerstreik nach Deutschland zurückkehren konnte.

1945 - 1984

Hier hatte aber nun mittlerweile Otto Dibelius die Leitung der Kirche in Berlin übernommen. Für Niemöller schien kein Platz mehr zu sein, auch wenn er von 1945 bis 1955 dem Rat der EKD angehörte und ihr Auslandsbeauftragter war. Anders als Dibelius, der mit einer bischöflichen Struktur sympathisierte, dachte Niemöller an eine konsequente Überwindung des Landeskirchentums von bruderrätlichen Traditionen her: die Kirche solle von den Gemeinden her aufgebaut sein, territoriale Traditionen und konfessionelle Gegensätze dürften künftig nicht mehr von Bedeutung sein. Inzwischen war das Beharrungsvermögen jedoch zu groß geworden.

Das Ehepaar von Ysenburg-Büdingen, das 1936 von Martin Niemöller getraut worden war, nahm ihn und seine Familie im November 1945 in Schloss Büdingen auf, wo er bis zur Wahl zum Kirchenpräsidenten wohnte. Seit dem Frühjahr 1946 gestaltete er den Aufbau der hessen-nassauischen Kirche mit. Es gelang ihm, konzeptionelle Elemente der Bruderräte in das "Leitende Geistliche Amt" einfließen zu lassen. Schließlich wurde er am 1. Oktober 1947 zum Kirchenpräsidenten berufen. Das Amt bekleidete er bis 1965.

Im von ihm mit erarbeiteten Stuttgarter Schuldbekenntnis wird die Mitschuld der Kirchen für den Nationalsozialismus betont. Damit wurde den deutschen evangelischen Kirchen der Weg zurück in die ökumenische Gemeinschaft eröffnet. An den Vollversammlungen des Ökumenischen Rates der Kirchen nahm er von 1948 bis 1975 teil; von 1961 bis 1968 war Niemöller einer der sechs Präsidenten des ÖRK.

Scharf kritisierte Niemöller die Gründung der Bundesrepublik Deutschland, die Wiederbewaffnung Deutschlands, die Positionen der Kirche im Kalten Krieg sowie die Rüstungspolitik der Großmächte. Seine dabei oft verletztenden und überscharf formulierte Ansichten brachte ihm Ablehnung wie große Beachtung ein.

1954 wandte sich Niemöller radikal pazifistischen Positionen zu, um derentwillen er auch nicht die Zusammenarbeit mit Kommunisten scheute. In Zeiten von ABC-Waffen schien ihm Krieg nicht nur absurd, sondern christlich unverantwortbar zu sein. So war in seinen Augen die Ableistung von Militärdienst mit christlichem Glauben unvereinbar. Viele seiner folgenden Reisen sollte sein Versöhnungsbereitschaft dokumentieren zu setzen und dem Frieden zu dienen. Während schärfster politischer Konflikte besuchte er 1952 auf Einladung des russisch-orhodoxen Patriarchen Moskau. 1959 attackierte er die Ausbildung zum Soldaten als "die Hohe Schule für Berufsverbrecher". Während des Vietnam-Krieges reiste er 1967 nach Nord-Vietnam. Im Alter griff der die bundesdeutsche Politik an und unterstützte die außerparlamentarische Opposition; auch der Kirche traute Reformfähigkeit nicht mehr zu, so dass er schließlich die hessen-nassauische Synode verließ.

Niemöller wurden vielfache Ehrungen zuteil. Er erhielt u. a. die Wichernplakette der Inneren Mission, den Lenin-Friedenspreis der UdSSR, das Großkreuz des Bundesverdienstordens, die Albert-Schweitzer-Friedensmedaille, die DDR-Friedensmedaille in Gold sowie Ehrendoktorwürden in Eden/USA, Budapest, Göttingen, Halifax/Chicago, Neu-Delhi und Chicago verleihen dem Ausdruck.

Nur wenige Vertreter der Kirche besaßen im Nachkriegsdeutschland ein so ausgeprägtes Profil. Zudem steht er exemplarisch für viele Evangelische in Deutschland. Dem Nationalprotestantismus folgte das Engagement für die Ökumene, begeisterung für das Militär wurde durch den Pazifismus abgelöst.

In seiner Soazialethik bewegte sich Niemöller zwischen der lutherischen Prägung durch sein Elternhaus und reformiertem Einfluss. So erkannte er in engem Rahmen eine relative Autonomie des Politischen an, zunehmend aber betrachtete er politische als Glaubensentscheidungen. Die Frage "Was würde Jesus dazu sagen?" wurde zu einem Markenzeichen von Niemöllers Denken.

Ein Zitat

Als die Nazis die Kommunisten holten,
habe ich geschwiegen;
ich war ja kein Kommunist.

Als sie die Sozialdemokraten einsperrten,
habe ich geschwiegen;
ich war ja kein Sozialdemokrat.

Als sie die Gewerkschafter holten,
habe ich nicht protestiert;
ich war ja kein Gewerkschafter.

Als sie die Juden holten,
habe ich nicht protestiert;
ich war ja kein Jude.

Als sie mich holten,
gab es keinen mehr, der protestierte.

Weblink

Siehe auch: Soldaten sind Mörder

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