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marienverehrung

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Marienverehrung

In verschiedenen christlichen Gruppierungen und Kirchen nimmt Maria, die Mutter des Jesus von Nazareth eine besondere Stellung ein.

Entsprechenden Stellen aus der Bibel, sowie der Tradition folgend verbindet man sie mit folgenden Eigenschaften:

Table of contents
1 Sonderstellung Marias
2 Sicht der Konfessionen
3 Literatur

Sonderstellung Marias

Gottesmutter

Maria ist die Mutter von Jesus von Nazareth, der im Christentum gleichzeitig Mensch und Gott ist. Das dritte Ökumenische Konzil in Ephesus 431 erklärte, nach einem Streit Nestorius, Maria zur theotokos, zur Gottesgebärerin. Laut Lukas 11,27-28 ist es nicht die körperliche Mutterschaft, die Maria auszeichnet, sondern ihr vollkommener Gehorsam gegenüber Gott.

Jungfrau

Die Jungfräulichkeit wird in zwei Ausprägungen gesehen:
  1. Jesus wurde nach der neutestamentlichen Überlieferung durch den Heiligen Geist gezeugt, als Maria Jungfrau war, sie hat vor seiner Geburt mit keinem Mann verkehrt.
  2. Maria blieb laut der Tradition der Katholiken und Orthodoxen auch nach der Geburt von Jesus eine Jungfrau, war mit Josef nur dem Namen nach verheiratet (Josefsehe). Diese Jungfräulichkeit wird insbesondere in der katholischen Kirche als besonderes lobenswerte Tugend gewertet.

Die im Neuen Testament in Matthäus 1,23 und Lukas 1,27 bezeugte Jungfräulichkeit fußt unter anderem auf einer problematischen Übersetzung des hebräischen (Ur-)Textes von Jesaja 7,14 in der Septuaginta. "????" (sprich: `almáh), das eine Frau von der Heiratsreife bis zur Geburt ihres ersten Kindes bezeichnet, wurde in der Septuaginta mit "??????o?" (sprich: parthénos), das im Deutschen "Jungfrau" bedeutet, wiedergegeben. Allerdings wurde diese Übersetzung von vorchristlichen Juden durchgeführt, es handelt sich also nicht um ein bloß christliches Verständnis des Textes.

Bezüglich der immerwährenden Jungfräulichkeit Mariens haben die Kirchen der Reformation stets eine ablehnende Haltung eingenommen (die Reformatoren selbst allerdings nicht), da sie biblisch nicht bezeugt ist und neutestamentlichen Aussagen -- zumindest wenn man diese wörtlich versteht -- wiederspricht (Matthäus 12,46). Nach biblischen Aussagen hatte Jesus vier Brüder und wenigstens zwei Schwestern. Das Matthäusevangelium (13,55) nennt auch die Namen der Büder: Jakobus, Joseph, Simon und Judas.

In der Volksfrömmigkeit mancher Länder gibt es auch die "Schwarze Madonna":

Schwarze Madonna

Maria tritt in manchen, vor allem sehr katholisch geprägten Ländern, auch als Schwarze Madonna auf, die häufig nicht als eigene Marienfigur erkannt wird. Man bringt die Schwärze mit dem Alter der Figur in Verbindung oder mit ihrer Hautfarbe, die sie als Mariendarstellung der schwarzen Bevölkerung ausweist. Dieser Zusammenhang lässt sich aber im Einzelfall nicht nachweisen. Vielmehr weist die Schwarze Madonna besondere Charakterzüge auf, die sie von der Jungfrau und Mutter Maria unterscheidet. Sie tritt nicht als die Betende, Gehorsame und sich Unterwerfende auf, als die sie in der kirchlichen Version der Jungfrau und Mutter dargestellt wird. Sie ist eher eine stolze und aufrechte Frau, Schutzpatronin der Frauen, Unterdrückten und Armen. Nossa Senhora Aparecida wurde so zu einer Nationalheiligen des brasilianischen Volkes und spielt in der Befreiungstheologie eine wichtige Rolle. Auch im polnischen Volk gilt eine schwarze Madonna als Nationalheiligtum, die "Schwarze Madonna von Tschenstochau". Auch sie hat nicht nur eine wesentliche religiöse Bedeutung, sondern steht ebenso seit über einem Jahrhundert für den Freiheitswillen des polnischen Volkes.

Betrachtet man die drei Marienfiguren auf dem Hintergrund der Darstellung dreifachen Großen Göttin in verschiedenen Mythen, so kann man zu dem Schluss gelangen, dass hier Elemente älterer Kulturen bzw. vorchristlichen Denkens in die Marienverehrung eingeflossen sind. Dies würde auch die Verankerung der Marienkulte im Volk erklären, das auch nach der Christianisierung noch an manchen alten Riten und Vorstellungen festhielt. Die dreifache Göttin tritt wie Maria als Jungfrau, als Mutter und als Schwarze Göttin in Erscheinung. Die Schwarze Göttin hat zwar als Schwarze Madonna ihren dämonischen Charakter der vorchristlichen Darstellung verloren, wird aber in anderer Funktion an der Seite der Entrechteten in ihrer alten Macht wieder sichtbar.

Ein schönes Beispiel für diese "Funktion" der Schwarzen Madonna, die beobachtet werden kann, auch wenn die Beteiligten sie vielleicht nicht beabsichtigen, ist eine Madonnenfigur, die von Professor Adolf Wamper aus dem Lehm eines Kriegsgefangenenlagers während seiner Internierung gestaltet wurde, und die anlässlich der Eröffnung des Friedensmuseums "Brücke von Remagen" 1980 ausfindig gemacht wurde. In der offiziellen Darstellung heißt es, dass sie durch das mehrmalige Tränken mit Leinöl schwarz geworden sei und deshalb später den Namen "Schwarze Madonna" erhielt. (siehe: Kapelle 'Schwarze Madonna')

Sicht der Konfessionen

Orthodoxe Kirche

Die orthodoxen Kirchen verehren Maria als die Mutter Gottes und als Jungfrau. Sie sehen sie als heilig und sündlos, aber durch ihre unterschiedliche Auffassung von Erbsünde, ist die unbefleckte Empfängnis für sie kein Thema. Die Himmelfahrt Marias wird unter dem Namen "Maria Entschlafung" gefeiert. Grundsätzlich ist die Marienverehrung in der Orthodoxen Kirche immer auf Christus bezogen; beispielsweise wird auf Ikonen Maria fast ausschließlich mit Kind dargestellt.

Katholische Kirche

Von der Erbsünde bewahrt ("unbefleckt empfangen")

Die katholische Kirche lehrt, dass der Mensch am Ende seines Lebens von allen Sünden erlöst und zu einer vollkommenen Gemeinschaft mit Gott gelangt (biblisch: Himmel). Dieses Erlösungswerk vollzog Gott bei Maria schon im Moment ihrer eigenen Empfängnis im Leib ihrer Mutter Anna (hebr. Hannah). Das heißt, Maria, die Frau die Gott als Mensch geboren hat, hatte zu Lebzeiten an der Erbsünde keinen Anteil. Diesen Umstand feiert man am 8. Dezember am Fest der unbefleckten Empfängnis oder Emfängnis Mariae (Maria immaculata).

Verwechselt wird diese Thematik fälschlicherweise oft mit der Jungfräulichkeit Mariens bei der Geburt Jesu. Maria selbst hatte einen gewöhnlichen Menschlichen Vater, nach der Tradition hieß er Joachim (hebr. Jehojakim).

In der katholischen Kirche nimmt die Marienverehrung eine wichtige Rolle ein. Die Dogmen der leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel und der unbefleckten Empfängnis gibt es nur in der römisch-katholischen Kirche.

Innerhalb der katholischen Kirche, insbesondere in Deutschland, divergieren die Ansichten über dieses Thema zum Teil erheblich: In der Volksfrömmigkeit ist Maria allgegenwärtig, während sich in Intellektuellenkreisen viele mit diesem Thema schwertun. Zeitgenössische Betrachtungen betonen gern Marias Stärke, wie sie sich vor allem in ihrem Jubellied, dem Magnificat (Lukas 1,46-55), widerspiegelt.

Katholische Ausdrucksformen der Marienverehrung sind Marien-Wallfahrtsorte, wie Lourdes, Fátima, Tschenstochau, Kevelaer, neuerdings auch Medjugorje - und zahlreiche Marienfeste oder das Rosenkranzgebet.

Evangelische Kirchen

Bei den Evangelischen spielt die Marienverehrung in der Praxis kaum eine Rolle. Luther bekämpfte die katholische Vorstellung von Maria als Himmelskönigin sowie die teilweise verbreitete Vorstellung von Maria als Mittlerin, die Christus erst gnädig stimmen muss: durch den Opfertod Christi sei uns vollkommene Gnade zuteil geworden, Christen brauchen keinerlei Fürsprache und Vermittlung. Allerdings hielt er auch Marienpredigten und schätzte in seinen Auslegungen (etwa des Magnificats) Maria als Beispiel menschlicher Demut und Reinheit.

In der Reformierten Kirche akzeptierte Zwingli die Marienverehrung, so weit sie biblisch begründet ist. Calvin lehnte dann jegliche evangelische Marienverehrung ab, da sie immer in der Gefahr sei, zum Götzendienst zu werden. Mit ihm stimmen auch die Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden überein. Maria ist zwar - wie viele andere biblische Personen auch - ein Vorbild des Glaubens und der Hingabe, kann und darf aber nicht im Gebet angerufen werden. Sie wartet nach 1. Thessalonicher 4,16f mit allen in Christus Entschlafenen auf den Tag der sichtbaren Wiederkunft Jesu, an dem die verstorbenen und die zu diesem Zeitpunkt lebenden Christen gemeinsam Jesus Christus "entgegen geführt" werden. Außerdem ist aus freikirchlicher Sicht nach Deuteronomium 18,10f die Kontaktaufnahme zu Verstorbenen verboten. Das gilt auch im Blick auf Verstorbene, die im Glauben Außergewöhnliches geleistet haben (siehe dazu 1. Samuel 28)

Die unterschiedliche Sicht am Beispiel

Ein Beispiel für die Unterschiede in der Haltung zur Marienverehrung in katholischer und evangelischer Tradition bietet die zweite Strophe des Weihnachtsliedes "Es ist ein Ros entsprungen". Das Lied, dessen Ursprung vermutlich in einem Eifeler Karthäuserorden im 15./16. Jahrhundert liegen und dessen erste beide Strophen erstmals bei Frater Conradus, der von 1582-188 Prokurator der Mainzer Kartause war, bezeugt sind, findet sich heute im katholischen Gesangbuch "Gotteslob" und im "Evangelischen Gesangbuch" in zwei Versionen.

Die ursprüngliche Fassung lautet:

Das Röslein, das ich meine
Alß vns Zacharias beschrebt
Das ist Maria die reine
Die vns das blumlein hat bracht
Der Engel gab ir den radt
Sie solt en kindlein geberen
Vnd bleiben ein reine maigt.
zitiert nach: Martin Rößler: Es ist ein Ros entsprungen; in Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch, Heft 2; Göttingen 2001; Seite 17

In Bezug auf Maria klingt in der im Gotteslob gebotenen Version die gleiche Tendenz an:
Das Röslein, das ich meine,
davon Jesaja sagt,
ist Maria, die Reine,
die uns das Blümlein bracht.
Aus Gottes ewgen Rat
hat sie ein Kind geboren
und blieb doch reine Magd.
zitiert nach Gotteslob. Ausgabe Trier; 26. Auflage, 1997; Nr. 132

Deutlich anders hingegen ist der Text im Evangelischen Gesangbuch, der Michael Praetorius? im Jahr 1609 veröffentlichter Textfassung im Wesentlichen folgt:
Das Blümlein, das ich meine,
davon Jesaja sagt,
hat uns gebracht alleine
Marie, die reine Magd;
aus Gottes ewgem Rat
hat sie ein Kind geboren,
welches uns selig macht.
zitiert nach Evangelisches Gesangbuch. Ausgabe West; 1997; Nr. 30

Maria wird in der ursprünglichen Textfassung mit dem Rosenstock (lat.: virga) verglichen, aus dem das Blümlein Jesus hervor ging. Das Besondere dieser Geburt ist, dass die Mutter "reine Magd" war und auch jungfräulich blieb (lat. für Jungfrau: virgo). Dem Theologen und Musiker Michael Praetorius ist dieser Gedanke ob seines lutherischen Schriftverständnisses fremd, er lehnt ihn ab. Er sieht die Gefahr, dass hier Marienverehrung einziehen könnte. Und so steht das "Röslein" ? im Original statt "Blümlein" ? nicht für Maria, sondern Jesus wird, wenn es auch unlogisch ist, mit Rosenstock und Blume zugleich verglichen. Die Arbeitsgemeinschaft für ökumenisches Liedgut fand für dieses Lied einen Kompromiss, der vielleicht die Richtung für eine akzeptable Mittelposition zur Wertschätzung Mariens für zumindest alle westkirchlichen Konfessionen weist:

Das Röslein, das ich meine,
davon Jesaja sagt,
ist Maria, die Reine,
die uns das Blümlein bracht.
Aus Gottes ewgen Rat
hat sie ein Kind geboren,
welches uns selig macht.
zitiert nach Gotteslob. Ausgabe Trier; 26. Auflage, 1997; Nr. 133

Siehe auch: Ave Maria, Angelus, Rosenkranz, Magnificat, Madonna, Maiandacht, Mariä Himmelfahrt, Unbefleckte Empfängnis, Jungfräulichkeit Marias, Kirchenjahr

Literatur

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