Mannigfaltigkeit (Philosophie)
Die Mannigfaltigkeit bezeichnet in der Philosophie qualitativ unterschiedene Strukturniveaus der Materie, der Sprache u.a. Bereiche und die Vielfalt möglicher Prozesse.Die Mannigfaltigkeit und die materielle Einheit der Welt bringen zum Ausdruck, daß die Materie in unendlich vielen qualitativ bestimmten Entwicklungsformen existiert. Die Erkenntnis um diese Zusammenhänge beginnt mit dem Beginn der Geschichte vom Denken, da sie den Menschen mit grundlegende Fragestellungen konfrontiert.
In der Antike wurde versucht, die Verschiedenheit der Erscheinungen auf eine allen Formen zugrunde liegenden Einheit substantieller Natur zurückzuführen (Urmaterie, Urstoff, Ursubstanz), die entweder qualitätslos oder mit bestimmten Qualitäten gedacht wurde.
Demokrits Atomistik ist eine dieser spekulativen Hypothesen, die die naturwissenschaftliche Forschung befruchtet haben.
Bei Heraklit ist der Urgrund aller Mannigfaltigkeit der Erscheinungen die absolute Lebendigkeit, die Kraft des Werdens selbst, die zugleich als ein bestimmter Stoff, oder einem der bekannten Stoffe analog gedacht ist. Jene materialistischen Philosophen, die nicht bemüht waren, die Mannigfaltigkeit der Materie auf eine irgendwie gestaltete Einheit
zu bringen, ließen die verschiedensten Erscheinungsformen der materiellen Welt beziehungslos nebeneinander existieren.
Beiden genannten materialistischen Standpunkten mangelt es an Einsicht und Erkenntnis in das Verhältnis von Einheit und Mannigfaltigkeit. Im ersten Fall wird die Einheit der Welt in ihrer Materialität nicht als Mannigfaltigkeit der Erscheinungs- und Bewegungsformen gesehen, während im zweiten entwicklungsgeschichtliche Zusammanhänge
nicht erfaßt werden können.
Ein hervorragendes Beispiel für die zweite Gruppe bildet die Schrift von Gerolamo Cardano "Die Mannigfaltigkeit [der Dinge]" (de varietate), die erst 1663 von Ch. SPON in "Operum Tomus tertius quo continentur pysica, Lyon [J. A. Huguetan & M. A. Ravaud] veröffentlicht wurde. In der Einführung führt er aus:
" Ob das Universum eines sei, oder mehrere, und wenn es eines ist, ob endlich oder unendlich, und wenn es endlich ist, ob es etwas außerhalb seiner habe, oder nichts, und wenn es etwa etwas außerhalb seiner hat, ob dies beweglich oder unbeweglich ist, auch ob es gezeugt oder ungezeugt ist, und wenn es mehrere sind, ob sie der Zahl nach endlich sind, oder unendlich, nachdem das schon in den Büchern über die Geheimnisse der Ewigkeit [de arcanis ternitatis ] gesagt ist, [und] nachdem das was den Himmel und die Sterne betrifft und die natürlichen und gewöhnlichen Veränderungen, die in der Luft statthaben in den Büchern über die Einfachheit [de subtilitate] bewiesen ist, ....".
Mehr als zweihundert Jahre vor Charles Darwin stellt er nicht nur die Frage nach Existenz eines Universums und die Schöpfungsidee, sondern wirft auch die Frage der Veränderung der Welt auf. Das Beispiel dieses Arztes und Mathematikers, der an der Universität von Pavia lehrte, zeigt die ganze Tragweite, welche materiellen Hypothesen und welcher Mangel an Erkenntis hier zusammentrafen, wobei alle diese Gedanken zu seinen Lebzeiten veröffentlicht, den sicheren Tod durch die Gerichte der Inquisition bedeutet hätten. Zu den Ansichten in der Antike über die Mannigfaltikeit
Zum Verhältnis von Einheit und Mannigfaltigekit
Zur Konzeption der Mannigfaltigekit bei Gerolamo Cardano