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Mann-über-Bord-Manöver

Das Mann-über-Bord-Manöver (seemannschaftlich) ist ein überlebenswichtiges Verfahren zur Rettung und Bergung eines Menschen, der von einem Wasserfahrzeug aus ins Wasser gefallen ist, was einen der extremsten Notfälle auf Gewässern darstellt.

Mann über Bord! ist ein Kommando, welches genauso ernst genommen werden muss, wie ein Feueralarm. Es darf nur gerufen werden, wenn wirklich ein Mensch ins Wasser gefallen ist. Bei der praktischen Ausbildung wird stets nur ein Gegenstand (eine Boje) ins Wasser geworfen, und dann wird immer nur Boje über Bord gerufen, niemals aber Mann über Bord, weil das ja auch passiert sein könnte und dann keine Fehler mehr gemacht werden dürfen (der Ausbilder übernimmt das Kommando).

Table of contents
1 Erste Schritte
2 Beobachten des Opfers
3 Der Rudergänger
4 Die Bergung
5 Versorgung nach der Bergung
6 Überlebenschancen
7 Vorbeugung

Erste Schritte

Das Kommando wird von jedem gerufen, der Zeuge wird, wie ein Mensch ins Wasser fällt (dann wird immer auch gerufen, auf welcher Schiffseite das passiert ist, also z.B. Mann über Bord an Backbord!), oder dem das Fehlen dieser Person als erstes auffällt. Im ersten Fall bestehen bessere Überlebenschancen des Opfers, im zweiten Fall muss man die komplizierte Suche einleiten. Dann wird immer (ob bei Tag oder Nacht, Flaute oder Sturm, Sommer oder Winter) und sofort SAR-Unterstützung angefordert, also Seenotrettungskreuzer, Wasserschutzpolizei und Rettungshubschrauber der Bundesmarine (in Deutschland). Dafür gibt es eine Einsatzleitzentrale, welche entscheidet, was wie von wo angefordert werden muss.

An Bord muss in beiden Fällen schnell gehandelt werden. Ist das Wasser kälter als 20° Celsius besteht zusätzlich akute Unterkühlungsgefahr des Opfers. Es gilt hier die Regel: Jeder Grad über Null ist eine Minute Überlebensdauer im Wasser. Das bedeutet: Das dann sofort einzuleitende Mann-über-Bord-Manöver hat absolute Priorität vor allen anderen Dingen, und jeder Mann der Besatzung ist an seinem Posten. Es verlangt die Einhaltung grundlegendster Regeln der Seemannschaft und ist daher ein zentraler Teil von ihr, der in der Praxis immer wieder geübt werden muss.

Beobachten des Opfers

Wird beobachtet, wie ein Mensch über Bord geht, muss er stets im Auge behalten werden. Vom Menschen ist im Wasser nur der Kopf zu sehen, der so klein ist, wie ein Fußball. Daher ist das Beobachten des Opfers bei höherem Wellengang schwierig und bei Nacht aussichtslos, wenn es sich nicht an einer sofort ausgebrachten Blitzboje festhält.

Während eine Person (die sich auf dem Vordeck, also im vorderen Teil des Schiffs befindet) die Pflicht hat, das Opfer zu beobachten und ständig seine Position durchzugeben (hierzu wird auch sofort die GPS-MOB-Taste (MOB = Man over board) gedrückt, falls GPS vorhanden (auch daher kann GPS über Leben und Tod entscheiden), um die ungefähre Position des Beobachtens oder Feststellens des Überbordgehens festzuhalten (und an die Leitzentrale durchzugeben, falls gesucht werden muss).

Der Rudergänger

Das Schiff wird sofort gestoppt und gewendet, hierbei ist zu beachten, dass man das Opfer immer gegen den Wind ansteuert. An welche Schiffseite man sich das Opfer holt, hängt von der Situation ab (siehe unten). Ist man nahe genug dran am Opfer, wird die Fahrt so verringert und die Maschine gestoppt, dass das Boot mit dem Vorschiff direkt an der angestrebten längsseitigen Position zum Stehen kommmt. Dieser Teil des Manövers ist der einfachere Teil, er lässt sich erlernen und muss von jedem Bootsführer beherrscht werden. Der Mann auf dem Vordeck, welcher das Opfer die ganze Zeit beobachtet hat, gibt dann die Anweisungen, damit das Opfer nicht unter das Boot gerät.

Wer in der praktischen Eignungsprüfung zum Bootsführer eine über Bord geworfene Boje bei laufendem Motor erreicht oder sie rammt (die Anweisungen des Mannes auf dem Vordeck missachtend oder nicht umsetzen könnend), hat den Bootsführerschein automatisch nicht bestanden, denn durch die Schraube und den Rumpf (unter dem man als bewusstloses Opfer nicht mehr auftaucht, wenn das Schiff stoppt) besteht allerhöchste Lebensgefahr, falls der Notfall wirklich eingetreten sein sollte.

Die Bergung

Umstritten: An welcher Seite ist zu bergen?

Bergung auf der Luvseite:

Bergung auf der Leeseite:
  • Pro:
    • Bordwand ist auf der Leeseite niedriger (Schiff liegt durch Winddruck immer schräg).
  • Contra:
    • Bei einer Bergung sind die Retter im Einfluss der schlagenden Segel und des Großbaumss und können über Schoten stolpern.
    • Das Schiff kann sich über den zu Rettenden schieben und ihn verletzen

Leinenverbindung und Flaschenzug

Die Bergung ist wiederum schwierig, und wenn das Opfer bewusstlos, und man an Bord nur alleine oder zu zweit ist, besonders schwierig. Oft ertrinken und erfrieren Opfer infolge der Unmöglichkeit der Bergung. Wichtig ist das sofortige Herstellen einer Leinenverbindung und dann wird damit im günstigsten Fall ein Flaschenzug (am Baum des Segelmastes o.ä.) eingerichtet. Das wird schon von den anderen Besatzungsmitgliedern am Anfang des Manövers begonnen. Oft ist der Flaschenzug die einzige Chance, die das Opfer hat.

Erscheint die Bergung wegen Entkräftung, zu hoher Bordwand und Ausbleiben der SAR-Unterstützung aussichtslos, besteht aber zumindest eine Leinenverbindung, so kann man nur noch hoffen, dass das Opfer den Transport in den nächsten Hafen überlebt. Natürlich muss es hierzu so geschleppt werden, dass es niemals unter das Boot gerät, oder gar in die Schraube.

Versorgung nach der Bergung

Ist das geborgene Opfer unterkühlt muss es natürlich in trockene Sachen gesteckt und einen warmen Raum unter Deck beobachtet werden, bis die Rettungsmannschaften eintreffen (die immer bei Unterkühlung alamiert werden müssen). Gibt es unter Deck keine kräftige Heizung, so ist die effektivste Methode, es aufzuwärmen, das Spenden eigener Körperwärme über möglichst großflächigen Hautkontakt (sich nackt unter einem Schlafsack aneinander schmiegen). Hierbei ist falsche Scham (wie auch bei der Mund-zu-Mund-Beatmung) völlig fehl am Platz. Die eigene Körperwärme kann einem anderen Menschen das Leben retten.

Zu allen anderen Aspekten der Erstversorgung von Unfallopfern, siehe die Verweise bei: Erste Hilfe

Überlebenschancen

Die Überlebenschancen eines vom Boot ins Wasser gestürzten Menschen gibt es, und sie hängen - natürlich neben der Sicht und den Temperaturen - zum großen Teil vom obigen Manöver ab, aber auch dann sind sie - statistisch gesehen - gering, denn das Meer ist meist kälter, als es der Mensch längere Zeit verträgt. In wärmeren Gewässern können Menschen aber auch mit Glück tagelang überleben.

Vorbeugung

Lifebelts und Schwimmwesten

Einen Lifebelt (engl., wörtlich: Lebensgurt - ein Befestigungsgurt mit dem man sich am Boot einpiekt = einhakt) zu benutzen, ist bei Sturm besser, als über Bord zu gehen. Und Schwimmwesten (die immer so ausgeführt sein müssen, dass sie auch den Kopf eines bewusstlosen Opfers gerade nach oben an die Luft halten) sind bei jedem Wetter Pflicht an Bord (besonders bei Sportbooten).

Jeder verantwortungsvolle Bootsführer muss seine unerfahrenen Gäste einweisen. Er selber könnte das Opfer sein. Alkohol an Bord während der Fahrt ist zwar "üblich" (und für den Bootsführer verboten!), erhöht aber nicht die Überlebenschancen des Opfers (vor allem auch, wenn es selber getrunken hat).

Falsche Scham

Häufige Unfallursache ist das Urinieren über Bord. Grundsätzlich muss man sich hierzu mit einer Hand am Boot festhalten, wenn es denn unumgänglich ist (warum eigentlich? Es gibt doch zur Not die Pütt, den Eimer). Hierbei schaut der Rest der Besatzung dann instinktiv weg. Schaut sie nach einer Weile wieder hin und fehlt der Mann, wird das Mann-über-Bord-Manöver in seiner höchsten Eskalationsstufe, nämlich mit dem Beginn der Suche eingeleitet.

Grundsätzlich gilt auf Fahrt bei nicht vorhandener Toilette an Bord:
Niemals alleine an Deck gehen! Niemals jemanden alleine an Deck gehen lassen! Den Mann beobachten!

Alle Mann über Bord

Es soll wirklich mal passiert sein, dass die komplette Mannschaft einer Yacht, welche ruhig vor sich hintreibt, bei schönstem Wetter kollektiv zum Baden ins Wasser gesprungen ist. Der letzte Mann hat leider vergessen, eine Leiter an der glatten und hohen Bordwand anzubringen. Niemand hat überlebt.

siehe zu solchen Fällen: Darwin Award

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