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mandarin

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Mandarin

Dieser Artikel befasst sich mit dem Mandarin im sprachwissenschaftlichen Sinne. Für andere Bedeutungen des Wortes Mandarin schauen Sie bitte in den Artikel Mandarin_(Begriffsklärung).


Mandarin ist die allgemein geläufige Bezeichnung für Hochchinesisch, der offiziellen gesprochenen Sprache in der Volksrepublik China und Taiwan. Daneben ist Mandarin eine der vier Amtssprachen in Singapur. Die Schriftsprache stellt wie bei anderen chinesischen Sprachen die chinesische Schrift dar.

Mandarin wird von über 880 Millionen Menschen (auf dem Festland und auf Taiwan) gesprochen und ist damit die am weitesten verbreitete Sprache der Welt. Dies ist zu einem großen Teil das Ergebnis von Anstrengungen sowohl der kommunistischen Regierung auf dem Festland als auch der nationalistischen Regierung in Taiwan, Mandarin als Standardsprache des Chinesischen durchzusetzen.

Neben dem Mandarin gibt es noch viele andere chinesische Sprachen. Die überwiegende Mehrheit der Einwohner Chinas ist in der Lage, Mandarin zumindest zu verstehen. Mit Leuten, die Mandarin nicht verstehen, können Auswärtige dann nur noch dadurch kommunizieren, indem sie chinesische Schriftzeichen niederschreiben ? die sind nämlich unabhängig vom Dialekt (fast) immer gleich.

Table of contents
1 Name
2 Geschichte
3 Mandarin und Peking-Dialekt
4 Varianten des Mandarin
5 Umschriftssysteme
6 Konsonanten
7 Vokale und Töne
8 Aussprache und Grammatik
9 Lehnwörter im Mandarin
10 Mandarin und andere Dialekte
11 Weblinks
12 Literatur

Name

Der Name Mandarin kommt vom portugiesischen Wort mandarim (aus dem Malaiischen menteri class="external">[1 und dem Sanskrit-Wort mantrin-), welches 'Ratgeber, Minister' bedeutet. Das ist die Übersetzung des chinesischen Wortes Gu?nhua (?? bzw. ??), das wörtlich als 'Sprache der Mandarins' (der kaiserlichen Beamten) zu übersetzen ist. Gu?nhua wird von den Chinesen heute als archaisch empfunden, aber es wird von Sprachwissenschaftlern manchmal als Terminus benutzt, der alle Dialekte und Variationen des Mandarin (also nicht nur Putonghua und Guoyu) einschließt.

Ein anderer Terminus, der alle Variationen des Mandarin umfasst, ist B?if?nghua (??? bzw ???), was für 'Dialekte des Nordens' steht.

Die standardisierte Form des Mandarin in der Volksrepublik China heißt Putonghua (??? bzw. ???; pinyin: p?t?nghua; also 'gemeinsame Sprache/Dialekt'). In Taiwan wird das standardisierte Mandarin offiziell Guoyu gennannt (?? bzw. ??; pinyin: guóy?; 'Nationalsprache'). Unter den Überseechinesen, besonders in Südostasien, ist Mandarin als huáy? bekannt (?? bzw. ?? 'chinesische Sprache').

Die Bezeichnung Hany? (?? bzw. ??), oder 'Sprache der Han', wird oft mit Mandarin synonym verwendet, was nicht ganz korrekt ist, denn nicht alle Han-Chinesen haben Mandarin als Muttersprache. Stattdessen bezeichnet Hany? alle chinesischen Dialekte. So betonen Hakka-Sprecher, dass ihr Dialekt als Hany? bezeichnet werden solle, da die Grammatik der Hakka-Sprache klassischen chinesischen Texten am nächsten ist.

Die Bezeichnungen Peking-Chinesisch (??? bzw. ??? B?ij?ng hua oder ???? B?ij?ng f?ngyán) oder auch Peking-Akzent sind ebenfalls ungenau. Sie werden unter anderen in Taiwan von jenen verwendet, die die Unabhängigkeit Taiwans befürworten und der Meinung sind, dass die taiwanische Sprache die nationale Sprache Taiwans sein sollte.

Die standardisierten Formen des Mandarin Putonghua und Guoyu verwenden als Basis die Aussprache des Peking-Dialektes ohne seine regionalen Spezifika. Trotzdem gibt es regionale Variationen in der Aussprache, und das aus zwei Gründen:

Geschichte


Die heutige Unterteilung der chinesischen Sprache entwickelte sich aus einer frühen gemeinsamen Sprache.

Die meisten Chinesen, die in Nordchina, Sichuan und in einem breiten Band von der Mandschurei im Nordosten Chinas bis in den Südwesten (Yunnan) leben, haben verschiedene Dialekte des Mandarin als Muttersprache. Die Vorherrschaft des Mandarin in Nordchina ist auf die großen Ebenen dieser Region zurückzuführen. Im Süden hingegen hat das von Flüssen zerklüftete Bergland die linguistische Diversität gefördert. Dass im bergigen Sichuan Mandarin gesprochen wird, liegt an einer großen Pestepidemie im 12. Jahrhundert, die die Region entvölkerte. Später wurde sie von mandarinsprechenden Nordchinesen neu besiedelt.

Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts sprachen die Einwohner Südchinas kein Mandarin. Die Beamten und Bürger sprachen viele verschiedene chinesische Sprachen. Das Peking-Mandarin wurde aber während der Qing-Dynastie zum dominanten Dialekt, obwohl im Qing-Reich offiziell die Mandschu-Sprache als Amtssprache gesprochen wurde. Seit dem 17. Jahrhundert hatten die Qing Sprachakademien gegründet, deren Ziel es war, die Aussprache zu normieren und dabei den Peking-Dialekt als Vorbild zu nehmen. Diese Bemühungen hatten aber nur wenig Erfolg.

Dies änderte sich, als in der Volksrepublik China und in der Republik China (Taiwan) ein Grundschulsystem eingeführt wurde, dessen Ziel das Unterrichten und Durchsetzen des Mandarin war. In dessen Folge wird Mandarin heute von der Mehrheit der Menschen auf dem Festland und Taiwan fließend gesprochen. In Hongkong und Macao ist die Bildungssprache offiziell nach wie vor Kantonesisch, wobei Mandarin an Einfluss und Popularität gewinnt.

Mandarin und Peking-Dialekt

Es ist ein häufiges Missverständnis, dass Mandarin und der Peking-Dialekt das Gleiche seien. Es stimmt zwar, dass Standardaussprache und Grammatik der Unterrichtssprache Mandarin auf dem Peking-Dialekt aufbauen, jedoch ist das Standard-Mandarin eine künstliche Sprache, die den Leuten vorgegeben wird. Damit wird von ihnen verlangt, dass sie ihre regionalen Aussprachen aufgeben. In dem riesigen Gebiet von der Mandschurei im Nordosten Chinas bis nach Yunnan im Südwesten ist die Muttersprache Mandarin im weiteren Sinne, aber diese Muttersprachen weichen vom Standard-Mandarin in Aussprache, Vokabular, Semantik und Grammatik mehr oder weniger stark ab.

Was den eigentlichen Peking-Dialekt angeht, so werden die retroflexen Anlaute (zhi, chi, shi, ri) konform zum Standard-Mandarin ausgesprochen, aber es wird an die Silbe häufig ein er angehängt, häufig als Diminutiv. In anderen Regionen Chinas wird das nicht gemacht, weshalb das Mandarin in Peking als ?? eryin bezeichnet wird. Daneben gibt es eine große Anzahl an Wörtern, die außerhalb Pekings nicht benutzt oder vielleicht nicht einmal verstanden werden. Darüberhinaus gibt es in Peking, wie auch in deutschen Großstädten, mehr als einen lokalen Akzent.

Mit Ausnahme dieser Beispiele ist die Pekinger Aussprache mit der des Standard-Mandarin weitestgehend identisch. Daneben kann man allgemein sagen, dass der Unterschied in der Aussprache wächst, je weiter man sich von Peking entfernt. So haben die Einwohner der Stadt Tianjin ebenfalls eine Aussprache, die dem Standard-Mandarin entspricht.

Im Nordosten Chinas werden die j-Anlaute häufig zu g-Anlauten oder k-Anlauten; ebenso sprechen die Leute die ri-Anlaute anders aus.

In den südlichen Teilen Chinas werden die retroflexen Anlaute des Standard-Mandarins nicht ausgesprochen. So wird zhi zu zi, chi zu ci, shi zu si und ri klingt mehr wie zi. Das ist in Mandarin von Taiwan sehr üblich. In anderen Gebieten wird nicht zwischen l und n unterschieden, während in wieder anderen Gegenden die ng-Auslaute wie n-Auslaute gesprochen werden.

Das Standard-Mandarin kennt neutrale Töne für die zweiten Silben von Wörtern, vor allem bei Silben, deren Aussprache kurz und leicht ist, so dass eine Unterscheidung der Töne nur schwierig möglich ist. Besonders im Süden jedoch werden die Töne von allen Silben klar und differenziert ausgesprochen.

Varianten des Mandarin

Aus offizieller Sicht gibt es zwei Mandarins: Die Regierung in Peking nennt das Mandarin des Festlandes Putonghua oder 'gemeinsame Sprache', wohingegen die Regierung in Taipei die offizielle Sprache als Kuo-yü ('Nationalsprache') bezeichnet. Offiziell beinhaltet Putonghua Aussprachen aus verschiedenen Regionen, während Kuo-yü zumindest theoretisch nur auf der Pekinger Aussprache beruht. Wenn man die Wörterbücher vergleicht, die in den beiden Chinas herausgebracht werden, dann wird man ziemlich große Unterschiede feststellen. Allerdings sind die Versionen vom Mandarin, das in den beiden Regionen gesprochen wird, vom Standard-Mandarin sowieso sehr unterschiedlich.

Nicht alle Varianten des gesprochenen Mandarin sind überall verständlich. SIL International schreibt:

Die Versionen des Mandarin der Tiefebene von Shaanxi sind für Putonghua-Muttersprachler nicht verständlich. Ebenso ist das Mandarin von Guilin und Kunming für Putonghua-Muttersprachler schwer zu verstehen.

Trotzdem werden gebildete Einwohner der südwestlichen Städte wie Guilin oder Kunming in der Lage sein, neben ihrer Muttersprache ein verständliches Putonghua zu sprechen.

In Nordchina und Sichuan und den anderen Gebieten, wo das Nord-Mandarin gesprochen wird, sind die verschiedenen Variationen des Mandarin Muttersprache der Menschen. Die Zeit, in welcher die Menschen die Möglichkeit zur Massenbildung haben, hat die früheren regionalen Unterschiede jedoch nicht ausgelöscht. Die Menschen Südchinas haben die Sprache des Nordens mit ihrer angestammten Sprache gemischt und es entstand ein Mandarin, welches in punkto Aussprache und Grammatik mit dem Standard-Mandarin nicht übereinstimmt. So wird zum Beispiel das Mandarin, das in Taiwan von Taiwanisch-Muttersprachlern gesprochen wird, oder das Mandarin, das von Hakka-Muttersprachlern gesprochen wird, mit anderer Grammatik und anderem Akzent gesprochen, als der Kuoyu-Standard vorsieht. Somit haben wir eine Version von Mandarin, die man Taiwan-Mandarin nennen kann.

Obwohl Mandarin als Standarddialekt bezeichnet wird, ist es nicht unbedingt von Vorteil, Mandarin im offiziellen Akzent zu sprechen. Spricht man nicht im lokalen Mandarin-Akzent, wird man leicht aus Außenseiter betrachtet. Deshalb machen sich die meisten Chinesen nicht die Mühe, Mandarin mit dem offiziellen Akzent zu sprechen. Dies schließt die politische Führung mit ein.

Umschriftssysteme

Seitdem Reisende aus dem Westen nach China kamen und versuchen, Mandarin zu lernen, bestand der Bedarf nach einem phonetischen Umschriftssystem (Romanisierungssystem, Transliteration bzw. Transkription), um die Aussprache der chinesischen Zeichen niederzuschreiben. Mehrere solche Systeme sind seitdem entstanden. Das erste, das eine weitere Verbreitung fand, war das nach ihren Erfindern benannte Wade-Giles-System im 19. Jahrhundert. Dieses System wird bis heute benutzt, jedoch nicht in der Volksrepublik China. Man kann es in alten (englischsprachigen) Lehrbüchern und Geschichten finden.

Im 20. Jahrhundert wurden von Seiten der Sprachwissenschaftler verschiedene Umschriftsysteme eingeführt, wobei mit Zhuyin eines sogar ein neues Silbenalphabet entwickelte. Das erfolgreichste dieser Systeme war das Hanyu Pinyin, das 1958 von der Volksrepublik China als offizielles Umschriftsystem für die chinesische Sprache anerkannt wurde. Später entschlossen sich auch die Vereinten Nationen und andere internationale Organisationen, Pinyin zu übernehmen. In den 1950er Jahren, als der Kampf gegen das Analphabetentum geführt wurde, gab es sogar Überlegungen, die chinesischen Zeichen zugunsten von Pinyin abzuschaffen. Dies wurde aufgrund der hohen Anzahl von Homonymen im Chinesischen jedoch wieder verworfen.

In Taiwan werden eine Reihe von verschiedenen Umschriftsystemen benutzt. Die Regierung der Republik China beschloss 2002 die Verwendung von Tongyong Pinyin, jedoch dürfen die lokalen Regierungen auch andere Umschriften benutzen. In Schulen wird die Aussprache mit Hilfe von Zhuyin gelehrt. Bestrebungen, Zhuyin zugunsten von Pinyin abzuschaffen, sind nicht sehr weit gediehen, weil man keine übereinstimmenden Meinungen darüber hat, welche Form des Pinyin man verwenden sollte, und auch wegen des großen Aufwandes der Umstellung des Lehrmaterials und der Umschulungen für die Lehrer.

Weniger verbreitete oder veraltete Umschriftssysteme sind:

Konsonanten

Die Konsonanten, welche Standard-Mandarin, Putonghua und Guoyu verwenden, sind die folgenden:

Bilabial Labiodental Alveolar Retroflex Alveolar-palatal Velar
Plosiv p p? t t? k k?
Nasal m n
Frikativ f s ? ? ? x
Affrikat ts ts? t? t?? t? t??
Lateraler Approximant l

Vokale und Töne

Mandarin ist eine tonale Sprache wie alle anderen chinesischen Sprachen auch. Eine Silbe kann einen der vier Töne oder auch gar keinen haben. Ein anderer Ton bedeutet dabei in der Regel einen anderen Sinn, aber ein Wort (Phrase, Satz) kann jeweils nur einen Ton haben, unabhängig von der Gemütsverfassung des Sprechers. Es gibt in diesem (sprachwissenschaftlichen) Sinne also keinen freundlichen oder rauhen Ton im Mandarin. Die verschiedenen Töne sind:

  1. Erster Ton oder Hoher Ton (?? y?n píng, wörtliche Bedeutung: yin-Niveau):
    ein konstant hoher Ton, fast gesungen anstatt gesprochen.
  2. Zweiter Ton oder steigender Ton (?? yáng píng, wörtliche Bedeutung: yang-Niveau), oder sprachwissenschaftlich, hoch-steigend:
    Ein Ton, der von der mittleren in die hohe Tonlage steigt.
  3. Dritter Ton (niedriger oder niedrig-fallend-steigender Ton, ?? shàng sh?ng, wörtliche Bedeutung: "hinauf-Ton"):
    die Tonhöhe sinkt aus mittlerem Niveau nach unten und steigt in der Regel wieder in das mittlere Niveau.
  4. Vierter Ton oder fallender Ton (?? qù sh?ng, wörtliche Bedeutung: 'weg-Ton'):
    die Tonhöhe fällt scharf nach unten und die Silbe wird kürzer mit mehr Affekt ausgesprochen.

Andere Tonhöhen, die manchmal Töne genannt werden:
  • Fünfter Ton, neutraler Ton oder nullter Ton (?? q?ng sh?ng, wörtliche Bedeutung: 'leichter Ton'):
    Klingt kurz und leicht und wird deshalb häufig nicht als ein eigener Ton betrachtet. In den meisten Varianten des Mandarin gibt es Worte, bei denen die zweite Silbe weniger stark ausgesprochen wird als die erste. Die zweite erhält dann den sogenannten neutralen Ton. Es ist jedoch ein Aussprachefehler, Silben neutral zu sprechen, die einen der anderen vier Töne haben müssen.

  • Eintrittston. Mandarin hatte einmal einen fünften Ton, der 'Eintrittston' genannt wird und auch in anderen chinesischen Sprachen vorkam. In der Jin-Sprache ist er noch erhalten. Dieser Eintrittston klingt ein bißchen wie ein Pfeil, der in ein Holzbrett einschlägt, was bedeutet, daß er ein Ton von sehr kurzer Dauer ist und auf einen Konsonanten oder Knacklaut endet. In alten Wörterbüchern wird dieser Ton mit einer hochgestellten 5 bezeichnet. Im Standard-Mandarin ist dieser Ton jedoch nicht vorhanden.

Die meisten Umschriftssysteme wie beispielsweise Pinyin, MPS II und Tongyong Pinyin verwenden diakritische Zeichen über den Vokalen, um die Töne darzustellen. Auch Zhuyin verwendet diakritische Zeichen. Wade-Giles verwendet zum Beispiel eine hochgestellte Zahl am Ende der Silbe, um den Ton zu verdeutlichen. Auf die Darstellung der Töne wird in allen diesen Umschriftssystemen im allgemeinen verzichtet, wenn es sich nicht um Lehrbücher handelt. In Gwoyeu Romatzyh werden die Töne nicht mit speziellen Symbolen, sondern mit Buchstaben des Alphabets dargestellt. Folglich gibt es in Gwoyeu Romatzyh eine sehr komplizierte Orthographie.

Die Töne kann man hier hören: http://www.wku.edu/~shizhen.gao/Chinese101/pinyin/tones.htm (auf das blau-rote Yin-Yang-Symbol klicken).

Die Aussprache der Töne ändert sich nach den Regeln des Tonsandhi. Das häufigste Auftreten des Tonsandhi ist, dass von zwei aufeinanderfolgenden Silben im dritten Ton die erste Silbe im zweiten Ton ausgesprochen wird. Folgen drei Silben im dritten Ton aufeinander, so liegt es an den regionalen Gewohnheiten und den persönlichen Präferenzen, ob die erste Silbe einen dritten oder zweiten Ton bekommt.

Aussprache und Grammatik

Die Anzahl an Silben im Chinesischen ist sehr klein, und jede Silbe wird nach dem Muster optionaler Anlaut + Vokal + optionaler nasaler Auslaut gebildet. Nicht jede Silbe, die nach diesem Muster gebildet werden könnte, wird wirklich benutzt. Deshalb gibt es nur ein paar hundert Silben (und folglich stark ausgeprägte Homophonie. So gibt es im Mandarin keinen m-Auslaut (wohl aber in Dialekten, z.B. im Hakka). Wenn Chinesen englisch sprechen und einen starken chinesischen Akzent beibehalten, dann wird das englische Wort time häufig wie tyne ausgesprochen.

Siehe auch Chinesische Grammatik

Lehnwörter im Mandarin

Aufgrund der geringen Anzahl zur Verfügung stehender Silben ist es für Chinesen sehr schwierig, Worte auszusprechen, in denen viele Konsonanten aufeinander folgen können, wie es in den meisten europäischen Sprachen der Fall ist. Dazu kommt, dass es nur für jene Silben Zeichen gibt, die auch wirklich im Chinesischen verwendet werden. Obwohl es ein offizielles System gibt, wie ausländische Wörter in chinesische Zeichen übertragen werden sollen, wird es nur für Namen verwendet, weil es häufig zu verwirrenden Ergebnissen führt.

So wurde beispielsweise das Wort Telefon in den 1920er Jahren als dalüfeng übersetzt. Später wurde das in dianhua (??, elektrische Sprache) geändert. Andererseits blieb man bei Mikrofon bei ???, maikefeng, obwohl diese rein phonetische Umschrift langsam von ??, Sprachrohr, verdrängt wird.

Wegen der engen Beziehung zwischen den chinesischen hanzi und den japanischen Kanji hat das Mandarin viele japanische Wörter übernommen, die ihrerseits im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert aus den europäischen Sprachen ins Japanische übernommen worden waren.

Wegen der obengenannten Schwierigkeiten bei der Umschrift aus ausländischen Sprachen ins Mandarin ist es üblicher, neue Wörter in Mandarin zu erfinden, als das ausländische Wort zu übernehmen. Dabei sind diese neuen Wörter meist mehrsilbig (d.h. sie bestehen aus mehreren Zeichen). Eine der Silben steht meist für den Oberbegriff des neuen Worts, was ähnlich der Zusammensetzung vieler chinesischer Schriftzeichen ist.

So ist es für viele technische Erfindungen geschehen ? das Wort Zug heißt auf Mandarin ?? bzw. ?? ? wörtlich 'Feuerwagen'. Die vielen technischen Begriffe aus dem Lateinischen und Griechischen, die man in den meisten europäischen Sprachen findet, sind im Chinesischen nicht vorhanden.

Zeichen, die nur für die Umschreibung ausländischer Wörter verwendet werden, gibt es zwar, aber nicht häufig, und sie stammen zum Großteil aus dem chinesischen Mittelalter, wo sie gebraucht wurden, um Ausdrücke aus dem Sanskrit ins Chinesische zu übertragen.

Mandarin und andere Dialekte

Zum Missfallen aller Chinesen, deren Muttersprache nicht Mandarin ist, hat die vorherrschende Rolle des Mandarin dazu geführt, dass außerhalb Chinas das Mandarin als einzige chinesische Sprache angesehen wird. Obwohl sowohl die Volksrepublik China als auch Taiwan Mandarin zur Amtssprache erklärt haben und sich für die landesweite Verbreitung einsetzen, gibt es kein Interesse daran, die lokalen Sprachen und Dialekte durch Mandarin zu ersetzen. In der Praxis ist Mandarin davon auch weit entfernt, denn besonders im Süden der Volksrepublik und in Taiwan werden nach wie vor die lokalen Dialekte im täglichen Leben verwendet. Jene, die nur Mandarin sprechen, sind in diesen Regionen mit einem großen sozialen Handicap konfrontiert, denn viele Menschen in diesen Regionen sprechen kein Mandarin oder sie sprechen es nur sehr schlecht; dies trifft vor allem auf alte Leute zu.

In den Regionen der Volksrepublik China, wo vor allem Han-Chinesen leben, ist die Koexistenz zwischen Mandarin und den lokalen Dialekten im allgemeinen problemlos. Mandarin wird als gemeinsame Arbeits- und Kommunikationssprache gefördert, gleichzeitig ist die Führung der Volksrepublik China vorsichtig, was den Status der lokalen Dialekte angeht und will deren Benutzung nicht einschränken. Mandarin wird deshalb vor allem aus praktischen Gründen gelernt und gesprochen, weil es häufig die einzige Möglichkeit der Verständigung zwischen Leuten aus verschiedenen Regionen darstellt. Zuweilen kommt es schließlich sogar vor, dass Dialekte aus sehr nah beieinander gelegenen Gebieten für die jeweiligen Personen nicht verständlich sind.

In der Republik China (Taiwan) ist die Beziehung zwischen Mandarin und den lokalen Dialekten, speziell dem Taiwanesischen, bedeutend komplizierter. Bis in die 1980er Jahre versuchte die Regierung, die Nutzung des Taiwan(es)ischenen zu beschränken und gab ihm ein Image des Primitiveren. Dies hat sich in den 1990er Jahren stark geändert; extreme Befürworter der Unabhängigkeit Taiwans lehnen das Mandarin zugunsten der taiwanesischen Sprache ab. Bemühungen, Mandarin als Amtssprache durch Taiwanesisch oder einen mehrsprachigen Standard abzulösen, haben bisher aber noch keine Fortschritte gezeigt.

Weblinks

  • http://www.sprachprofi.de.vu/english/zh.htm - Freies Material für Studierende des Mandarin
  • http://www.chinesedc.com/4WenYi/Language/sino-tibetan1.htm - Quellen zur chinesischen Sprache, auf denen die obenstehende Karte und die Graphik beruhen.

Literatur

  • Mandarin Chinese, A functional Reference Grammar, Charles N. Li & Sandra A. Thompson, University of California Press, 1981


Beurteilung:
Exzellenter Artikel


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