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machismus

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Machismus

Table of contents
1 Definition
2 Die physikalischen Arbeiten
3 Die Entwicklung des Machschen Prinzips
4 Das "Ökonomieprinzip" in der Denkarbeit bei Mach
5 Machs Auffassung von den Empfindungen als Wahrnehmungsakt
6 Machs Abkehr von Vorstellungen des mechanischen Materialismus
7 Die Wirkungen Machs auf bedeutende Physiker
8 Die Forderung Machs zur Restriktion der Theorienbildung
9 Ein Urteil von Albert Einstein zur späten Entwicklung bei Mach
10 Werke

Definition

Der Machismus bezeichnet eine subjekiv-idealistische philosophische Richtung, die nach Ernst Mach, Physiker und Philosoph (Geboren in Turas (Tuøany, Mähren), 18. Februar 1838; gestorben in Haar bei München, 19. Februar 1916) benannt wurde.

Die physikalischen Arbeiten

Machs Arbeiten auf dem Gebiet der Experimentalphysik lassen sich so kurz umreißen: Das positivistische Prinzip, alle Aussagen auf Beobachtungsdaten ("Empfindungsreihen") zu beziehen, wandte Mach auf die Bewegungsgesetze der Newtonschen Mechanik an.

Bewegungen als Ortsveränderungen haben relativen Charakter. Die Kennzeichnung von Bewegungen durch Trägheitskräfte stützt sich auf eine zweite, von der Ortsveränderung unabhängige Datenreihe.

Die Entwicklung des Machschen Prinzips

Folglich sind kräftefreihe beschleunigte Bewegungen denkbar. Der "absolute" Raum als Ursache der Trägkeitskräfte ist nicht nachweisbar, mithin eine metaphysische sinnleere Annahme. Wie die Gravitationskraft sind Trägheitskräfte Beziehungen zwischen Massen, etwa die Masse der Fixsterne zu relativ zu ihnen beschleunigt bewegten Massen (Machsche Prinzip).

Das Mach'sche Prinzip wurde zu einem grundlegenden Element der Allgemeinen Relativitätstheorie. Mach berechnete die akustische Effekte, die bei Durchbrechung der Schallmauer auftreten.

In der Flugtechnik galt "1 Mach" als neue Maßeinheit für Geschwindigkeiten. Die Machsche analytiche Methode, Begriffe und Sätze in Bezug auf Beobachtungsdaten zu deuten, wandte Einstein bei der Relativierung der klassischen Begriffe "Raum", "Zeit", "Bewegung" usw. an, ebenso Heisenberg bei der Relativierung der " absoluten physikalischen Stetigkeit".

Im "Wiener Kreis" wurde die positivistisch-erkenntnisanalytische Methode Machs weiter ausgestaltet. Starken Widerhall fand die Mach'sche Philosophie in Russland. Seine positivistsich-kritische Methode erhielt hier den Namen "Machismus".

Das "Ökonomieprinzip" in der Denkarbeit bei Mach

Nach Mach stammen auch die Sätze der Mathematik aus der Erfahrung. Ihre Gewißheit gründet sich auf ihre relativ leichte Überprüfbarkeit und zahllose empirische Bestätigungen. Die mathematische Symbolsprache ist eine Kurzschrift, die Denkarbeit erspart (Ökonomieprinzip).

Dem gleichen "ökonomischen" Ziel dient die Mathematisierung der empirischen Wissenschaften. Sie erleichtert die Gewinnung von Voraussagen und läßt erkennen, auf welche Experimente es ankommt, was sonst nur durch viele mühevolle Erprobungen zu erreichen wäre.

In seinem letzten Werk, "Kultur und Mechanik" (1916), untersucht Mach die ethischen Aufgabe der Wissenschaften. Seine Auffassungen des Erkennens ergibt sich aus seiner 1886 erfolgten Veröffentlichung "Analyse der Empfindungen".

Machs Auffassung von den Empfindungen als Wahrnehmungsakt

Das Werk enthält Aussagen u.a. über optische Phänomene. Der Begriff "Empfindungen" hat hier nichts mit der "Empfindsamkeit" des achtzehnten Jahrhunderts als Ausdruck einer seelischen Verfassung gemein, sondern bezeichnet lediglich den neutralen Wahrnehmungsakt - die Rezeption von psychophysischen Gegebenheiten.

Die Unterscheidung zwischen der Frage nach dem Empfindenden und dem Empfundenen stellt sich dabei für Mach nicht mehr, jeder Dualismus ist verschwunden: "Farben, Töne, Wärmen, Drücke, Räume, Zeiten usw. sind in mannigfaltiger Weise miteinander verknüpft, und an dieselben sind Stimmungen, Gefühle und Willen gebunden."

Ding, Körper und Materie sind nichts als eine Verknüpfung von Elementen, als da sind Farben, Töne usw; das Subjekt ist selbst ein Elementenkomplex, nichts als die Registratur der Empfindungen. Es gibt keine Grenze zwischen psychischen und physischen Vorgängen, sondern nur unendlich vielfältige Verknüpfungen.

Körper und Ich sind nur eine Vorstellung, aus Gründen der Denkökonomie entstanden und keineswegs absolut beständig. Die scheinbare Kontinuität entsteht nur aus der Langsamkeit der Veränderungen, die eine Kette von jeweils nur leicht variierten Zuständen bewirkt, die Materie- oder Subjektkonsistenz suggerieren.

Mach betrachtet den Wahrnehmungsvorgang eines Naturwissenschaftlers wie folgt: "Nicht die Körper erzeugen Empfindungen, sondern Elementenkomplexe (Empfindungskomplexe) bilden die Körper.Erscheinen dem Physiker die Körper als das Bleibende, Wirkliche, die Elemente als ihr flüchtiger vorübergehender Schein, so beachtet er nicht, daß alle "Körper" nur Gedankensymbole für Elementenkomplexe (Empfindungskomplexe) sind".

Machs Abkehr von Vorstellungen des mechanischen Materialismus

Machs erkenntnistheoretischen Ansichten trugen wesentlich dazu bei, daß der naturwissenschaftliche Materialismus um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert mehr und mehr von subjektivistisch-idealistsichen und skeptizistischen Auffassungen verdrängt wurde.

Mach verwarf den überkommenen, mechanischen Materialismus, der seit langem fragwürdig geworden war und vor den neuen Entdeckungen(wie Röntgenstrahlen, Radium, Atomzerfall usw.) versagte, die materialistische Weltauffassung überhaupt.

Er ging dabei keineswegs folgerichtig vor, sondern verwendete, wo es sich als zweckmäßig erwies, unbedenklich auch materialistische Ansätze in seiner Lehre, daß z. B. Farben, Töne, Drucke, Räume, Zeilen usw. die eigentlichen "Weltelemente" seien. Nicht selten ließ Mach trotz seines idealistischen Ausgangspunktes eine materialistische Deutung des Begriffs Erfahrung zu.

Die Wirkungen Machs auf bedeutende Physiker

Mach hat durch seine Persönlichkeit sowie durch das richtige Anliegen, das in seiner Erkenntniskritik lag, namhafte Physiker des 20. Jahrhunderts wie Albert Einstein, Werner Heisenberg, Wolfgang Pauli u. a. beeinflusst und dadurch an entscheidenden Stellen "fördernd in die Entwicklung der Naturwissenschaften eingegriffen", wie es Heisenberg ausdrückte.

Die Forderung Machs zur Restriktion der Theorienbildung

Dies gilt vor allem für die von Mach vertretene programmatische Forderung, alles physikalisch "Sinnlose", d. h. grundsätzlich "nicht sinnlich Aufzeigbare", aus der Theoriebildung der Physik auszuschließen.

Dieses Postulat war bei der Begründung der speziellen Relativitätstheorie heuristisch ebenso fruchtbar wie beim Ausbau der Quantenmechanik. Bei den Anhängern und Nachfolgern Machs wurde der Machismus zu einer extrem subjektiv-idealistischen Weltauffassung ausgebaut, aus der alle materialistischen Ansätze verbannt wurden.

Auffassungen dieser Art wurden um 1930 besondern von den Mitgliedern des Wiener Kreises im logischen Empirismus vertreten und später in den USA weitergeführt, ohne dass sich etwas in der idealistischen Grundhaltung änderte.

Ein Urteil von Albert Einstein zur späten Entwicklung bei Mach

Eine heute noch beachtenswertes Urteil hat Albert Einstein über die Machsche Konzeption abgegeben:

"Ich sah seine Schwäche darin, daß er mehr oder weniger glaubte, daß die Naturwissenschaft aus einer bloßen Ordnung des empirischen Materials bestehe; d. h. er erkannte nicht das freie konstruktive [schöpferische] Element bei der Formierung von Begriffen.

In einer Weise dachte er, daß Theorien durch Entdeckungen entstehen und nicht durch Erfindungen. Er ging sogar so weit, daß er Empfindungen nicht nur als Material betrachtete, die man untersuchen müßte, sondern sozusagen als die Bausteine der realen Welt; dabei glaubte er, er könne den Unterschied zwischen der Psychologie und der Physik überwinden.

Wenn er die vollen Konsequenzen gezogen hätte, hätte er nicht nur den Atomismus, sondern auch die Vorstellung einer physikalischen Realität ablehnen müssen."

(Albert Einstein, in: Colin Chant u. John Fauvel, Darwin to Einstein, Historical Studies in Science and Belief, Milton Keynes 1980, Seite 245)

Werke

Kompendium der Physik für Mediziner, 1863;

Einleitung in die Helmholtzsche Musiktheorie, 1866;

Die Geschichte und die Wurzel des Satzes der Erhaltung der Arbeit, 1872;

Optisch-akustische Versuche, 1873;

Grundlinien der Lehre von den Bewegungsempfindungen, 1875;

Die Mechanik in ihrer Entwicklung, historisch-kritisch dargestellt, 1883, 7. Aufl. 1912;

''Beiträge zur Analyse der Empfindungen, 1886, 4. Aufl.

Die Analyse der Empfindungen und das Verhältnis des Phys. zum Psych., 1903;

Populär-wissenschaftliche Vorlesungen, 1886, 4. Aufl. 1910;

Leitfaden der Physik für Studierende, gem. mit G. Jaumann, 1891;

Über das Prinzip der Vergleichung in der Physik, in: Verh. der Ges. dt. Naturforscher, 1894;

Die Prinzipien der Wärmelehre, historisch-kritisch entwickelt, 1896, 2. Aufl. 1900;

Erkenntnis und Irrtum. Skizzen zur Psychologie der Forschung, 1905, 2. Aufl. 1906, französ. 1908, russ. 1909;

Die Leitgedanken meiner naturwissenschaftlichen Erklärung und ihre Aufnahme durch die Zeitgenossen, in: Scientia 10, 1910;

Leitgedanken meiner naturwissenschaftlichen Erkenntnislehre, in: Physikal. Z., 1910;

\Kultur und Mechanik, 1916

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