Müller-Gang
Der Müller-Gang ist - neben dem Urnierengang oder Wolff-Gang - einer jener embryonalen Genitalanlagen, die bei beiden Geschlechtern vorhanden sind und aus dem im Rahmen der normalen (weiblichen) Sexualdifferenzierung der Eileiter und der Uterovaginalkanal entsteht. Benannt ist er nach seinem Erstbeschreiber Johann Müller (1801-1858), dem bedeutenden deutschen Physiologen und vergleichenden Anatomen.
Table of contents |
2 Männliche Sexualdifferenzierung 3 Weibliche Sexualdifferenzierung 4 Entwicklungsstörungen |
Zu Beginn lässt sich der Müller-Gang in 3 Abschnitte gliedern:
Indifferentes Stadium
Der Müller-Gang entsteht im Bereich der Urogenitalleiste als längliche Einstülpung des Zölomepithels und somit aus dem Mesoderm, verläuft parallel dem Wolff-Gang und mündet wie dieser in die Kloake ein.Männliche Sexualdifferenzierung
Im Rahmen der männlichen Sexualdifferenzierung wird von den Sertoli-Zellen der fetalen Hoden das Anti-Müller-Hormon (AMH) gebildet. Dabei handelt es ich um ein Proteohormon, das die Rückbildung der Müller-Gänge bewirkt. Fehlt es oder wird seine Bindung an den entsprechenden Rezeptor verhindert, kommt es neben der Entwicklung typisch männlicher Sexualmerkmale gleichzeitig zur Ausbildung jener Strukturen, die bei der weiblichen Sexualdifferenzierung aus dem Müller-Gang entstehen. Dies wird als Müller-Gang-Persistenzsyndrom bezeichnet.Weibliche Sexualdifferenzierung
Da weiblichen Feten konsequenterweise kein AMH bilden können, kommt es bei ihnen im Gegenteil zu einer weiteren Ausdifferenzierung des Müller-Gangs, wobei Östrogene unterschiedlichen Ursprungs für diese Weiterentwicklung verantwortlich sein dürften. Entwicklungsstörungen
Sog. Müller-Gang-Anomalien - oder korrekter: Störungen der Verschmelzung des unteren Anteils des Müller-Gangs - sind die Ursache für viele Fehlbildungen der Gebärmutter wie des Uterus duplex, des Uterus bicornis, der Zervixatresie u.a.
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