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intellectus agens

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Intellectus agens

Table of contents
1 Zur Definition des Begriffs
2 Zur Fortentwicklung bei Avicenna und Averroes im Mittelalter

Zur Definition des Begriffs

(lat) intellectus agens eigentlich: der tätige Verstand oder die tätige Vernunft - bezeichnet einen Begriff von dem bedeutendsten Kommentator der Schriften von Aristoteles in der hellenistischen Zeit, Alexander von Aphrodisias. Damit will er die Tatsache erfassen, daß alle Menschen über einen seinem Wesen nach gleichen Intellekt verfügen.

Zum Rückgriff auf Aristoteles

Alexander greift hierbei auf die von Aristoteles getroffene Unterscheidung zwischen

  1. individueller,
  2. passiver (leidender)
  3. bloß empfangender
  4. allgemeiner
  5. tätiger (handelnder)
  6. schöpferischer

Vernunft zurück. Letztere wird freilich bei Aristoteles, für den die Sklaven nur sprechende Werkzeuge sind, nicht als allgemein-menschliche Eigenschaft, sondern als reine, von der - stofflich verstandenen - Materie unabhängiger, diese bestimmender Geist aufgefaßt.

Zur Fortentwicklung bei Avicenna und Averroes im Mittelalter

Im Anschluß an Alexander deuten Avicenna und Averroes den intellectus agens im humanen und damit ansatzweise auch schon toleranten Sinne als einheitlichen, für alle Menschen geltenden Intellekt(als Gattungsvernunft), dessen Inhalt schon nicht mehr Religion, sondern Wissenschaft und Philosophie ist.

Dergestalt wird die Lehre vom intellectus agens Bestandteil des lateinischen Averroismus(vor allem bei Siger von Brabant) und damit Element antitheologischen und religionskritischen Denkens im Mittelalter, Teil der Ideologie frühbürgerlicher und antifeudaler Opposition.

Zur Aufnahme des intellectus agens in der Scholastik

Auf orthodoxer Seite hingegen wird in der Hochscholastik der intellectus agens hingegen bei Albertus Magnus in Anlehnung an Grossetestes Lichtmetaphysik als das außerweltliche (göttliche) ungeschaffene Licht ( itellectus universaliter agens ) verstanden oder, wie bei Thomas von Aquin, als über die Erfahrung hinausgehender tätiger Verstand, der freilich seinerseits durch den göttlichen Geist bestimmt wird.

Zur Aufnahme in der Renaissance und bei Spinoza

Die Verbindung zur neuzeitlichen Philosophie wird durch den Renaissanceplatoniker Leon Ebreo(in: Dialoghi d' amore) hergestellt, der den aristotelisch verstandenen intellectus agens mit der Platonischen Ideenlehre ( Idee) verbindet, auf den wiederum Spinoza in seinem Frühwerk Tractus de Deo et homine eiusque felicitate(Kurze Ableitung von Gott, dem Menschen und seinem Glück) fußt.

Wird hier der tätige Verstand noch ganz auf überweltliche Prinzipien bezogen, so erscheint er in Spinozas Hauptwerk, der Ethica (Ethik) - allerdings nicht mehr im Sinne von Gattungsvernunft - als wirklicher endlicher und unendlicher Verstand, der das enthält, was in der Natur notwendig vorhanden ist (Lehrsatz 30 , 31).

Zur Aufnahme bei Leibniz und Marx

Ein solch unendlicher Verstand ist auch jede Leibnizsche Monade als ursprüngliches, tätiges geistiges Prinzip. Damit wird übergeleitet zur klassischen bürgerlichen deutschen Philosophie, die die aktive, schöpferische Rolle der Vernunft, die wie Karl Marx es nennt, tätige Seele entwickelt, "aber nur abstrakt, da der Idealismus natürlich die wirkliche, sinnliche Tätigkeit als solche nicht kennt."

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