Kategorie

A B C D E
F G H I J
K L M N O
P Q R S T
U V W X Y
Z 0      

fulcher von chartres

fa fb fc fd fe ff fg fh fi fj fk fl fm
fn fo fp fq fr fs ft fu fv fw fx fy fz

Fulcher von Chartres

Fulcher von Chartres (lat. Fulcherus Carnotensis) , geboren um 1059 in oder bei Chartres (Frankreich). Seine Berufung als Kaplan Balduins von Boulogne 1097 lässt darauf schließen, dass er eine kirchliche Ausbildung bis zum Priester genossen hatte, höchstwahrscheinlich an der Schule in Chartres. Er war aber wohl kein Mitglied des Domkapitels, da ihn das Verzeichnis des ?Dignitaires de l?Eglise de Notre- Dame de Chartres? nicht aufführt. Zusammen mit Bischof Ivo von Chartres, der Fulcher in seinem Denken über die Kirche prägt (Reformeifer, trotzdem verständisbereite Haltung zum Königtum), war Fulcher möglicherweise an der Synode in Clermont 1095 anwesend. Im Gefolge des Grafen Stephan von Blois- Chartres macht sich Fulcher 1096 auf den Weg durch Südfrankreich und Oberitalien in Richtung Rom, um nach Konstantinopel zu gelangen, wo sich das Kreuzfahrerheer versammelte. Zusammen mit dem Kreuzfahrerheer zieht Fulcher durch die heutige Türkei. In Marasch, kurz vor Antiochia wird er 1097 zum Kaplan des Grafen Balduin von Boulogne, berufen. Er folgt seinem neuen Herrn nach der Abspaltung vom Hauptheer nach Edessa, dessen Graf Balduin wird. Nach der Eroberung Jerusalems 1099 folgt Fulcher Balduin in die Stadt. Nachdem Balduin 1100 König von Jerusalem geworden war, siedelt er mit seinem Herrn nach Jerusalem über und bleibt wahrscheinlich bis 1115 Kaplan Balduins. Er scheidet daraufhin aus dem Amt aus und wird Kanoniker der Grabeskirche in Jerusalem und kümmert sich wahrscheinlich verstärkt um die Kreuzesreliquie, möglicherweise sogar als "Schatzhüter". Fulcher stirbt höchstwahrscheinlich im Herbst 1027.

Fulcher beginnt seine Chronik frühestens im Spätherbst 1100, spätestens im Herbst 1101 in einer heute nicht mehr erhaltenen Fassung, die allerdings bereits zu seinen Lebzeiten bis nach Europa gekommen sein muss. Er beginnt sein Werk auf Drängen einiger Reisegenossen (?compares mei?), zu denen wahrscheinlich auch Balduin I. gehörte, ?um nicht anheim fallen zu lassen, was der Erinnerung wert war.? Hierbei stand ihm mindestens eine Bibliothek in Jerusalem zur Verfügung , die ihm bei der Ausarbeitung der Chronik half. In dieser Bibliothek mussten die Werke Gesta Francorum Expugnantium Iherusalem des Raimund von Aguilers vorhanden gewesen sein, die ihm als Quellen über die einzelnen Züge dienen.

Fulcher teilt seine Chronik inhaltlich in drei Bücher auf. Buch I handelt von den Vorbereitungen zum ersten Kreuzzug in Clermont 1095 bis zur Eroberung Jerusalems bzw. Gründung des Königreiches Jerusalem durch Gottfried von Bouillon. Das zweite Buch erzählt die Taten Balduins I, dem Nachfolger Gottfrieds und König von Jerusalem von 1100 bis 1118. Das dritte und letzte Buch berichtet über das Leben König Balduins II, bis dieser Teil 1127 mit einer Rattenplage in Jerusalem abbricht, was auf den Tod Fulchers hindeutet.

Fulchers Werk wurde von vielen anderen Chronisten, die nach ihm lebten, benutzt. Wilhelm von Tyrus nutzte die Chronik teilweise als Quelle. Auch Guibert von Nogent, ein Zeitgenosse Fulchers in Europa, kannte sein Werk. Sein Werk darf allerdings nicht als hundertprozentig wahres Werk ansehen werden. Manche Details sind nach neuerer Forschung widerlegt oder stehen mit anderen Chronisten im Widerspruch.

Edition: Fulcheri Carnotensis Historia Hierosolymitana - Gesta Francorum Iherusalem Peregrinantium, Ed. Hagenmeyer, Heinrich; Heidelberg, 1913.

Übersetzung: Ryan, Frances Rita: Fulcher of Chartres, A History of the Expedition to Jerusalem 1095 - 1127, Knoxville 1969.

Literatur: Epp, Verena: Fulcher von Chartres, Studien zur Geschichtsschreibung des ersten Kreuzzuges, Düsseldorf 1990.

Impressum

Datenschutzerklärung