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friedrich julius stahl

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Friedrich Julius Stahl

Friedrich Julius Stahl - eigentl.: Friedrich Julius Jolson (auch: Golson) - (* 16. Januar 1802 in Würzburg; ? 10. August 1861 in Bad Brückenau) deutscher Rechtsphilosoph, Jurist und Politiker, der in den erwecklichen Kreis um Christian Krafft gehörte.

Leben und Werk

Julius Stahl wurde als Sohn jüdischer Eltern geboren, konvertierte1819 in Erlangen unter dem Einfluß des neuhumanistischen Pädagogen und Schulreformers Friedrich Wilhelm Thiersch aber zum Protestantismus. Bei seiner Taufe nahm er den Namen »Stahl« an, der gleichzeitig persönliches Programm sein sollte. In Erlangen wurde er zusammen mit Christian Krafft Begründer einer erwecklichen Bewegung, die sich später zur Erlanger Schule entwickelte.

Stahl studierte in Würzburg, Heidelberg und Erlangen Rechtswissenschaft und habilitierte sich im Herbst 1827 als Privatdozent in München. Im selben Jahr erschien seine erste größere Schrift Über das ältere römische Klagenrecht. Von Schelling angeregt, schrieb er sein wissenschaftliches Hauptwerk Die Philosophie des Rechts nach geschichtlicher Ansicht (Heidelberg 1830-1837), das trotz großer Mängel epochemachend für die Geschichte der Staatswissenschaft war. Stahl trat darin der naturrechtlichen Lehre schroff entgegen und begründete seine Rechts- und Staatslehre »auf der Grundlage christlicher Weltanschauung«. Er forderte die »Umkehr der Wissenschaft« zum Glauben an die geoffenbarte Wahrheit der christlichen Religion.

1832 wurde Stahl zum außerordentlichen Professor in Erlangen, im November zum ordentlichen Professor für Rechtsphilosophie, Pandekten und bayrisches Landrecht in Würzburg ernannt. Später kehrte er nach Erlangen zurück und lehrte hier Kirchenrecht, Staatsrecht und Rechtsphilosophie. 1840 wurde er als Professor der Rechtsphilosophie, des Staatsrechts und Kirchenrechts nach Berlin berufen. 1849 ernannte ihn König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen zum lebenslänglichen Mitglied der damaligen Ersten Kammer, des späteren Herrenhauses. Stahl wurde damit der Hauptwortführer der Reaktion und der ritterschaftlichen Partei, der er bis zu seinem Ende treu blieb. Auch auf kirchlichem Gebiet nutzte er seine Stellung als Mitglied des evangelischen Oberkirchenrats (1852-1858) zur Lockerung der Union, zur Stärkung des lutherischen Konfessionalismus (Neuluthertum) und zur Erneuerung der Herrschaft der Geistlichkeit über die Laienwelt.

Der politische Umschwung infolge der Erhebung des Prinzregenten und der Sturz des Ministeriums Manteuffel beendeten auch Stahls Arbeit im Oberkirchenrat und führten 1858 zu seinen Austritt aus der Behörde, setzte aber den politischen Kampf gegen das »Ministerium der liberalen Ära« im Herrenhaus fort, erlebte die politische Wende zurück zur Orientierung am Herrenhaus jedoch nicht mehr. Julius Stahl, der eine der prägenden Personen für den Konservativismus in Preußen und im Deutschen Reich nach 1871 war, liegt er auf dem St.-Mathäi-Kirchhof in Berlin-Schöneberg begraben.

Weitere Schriften

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Dieser Artikel basiert in Teilen auf Meyers Enzyklopädie von 1888.

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