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freier deutscher gewerkschaftsbund

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Freier Deutscher Gewerkschaftsbund

Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (abgekürzt FDGB) war die Einheitsgewerkschaft der ehemaligen DDR.

Der FDGB ist Mitglied des Weltgewerkschaftsbundes gewesen.

Rein formell war der FDGB der Dachverband für ca. 15 Einzelgewerkschaften (z.B. IG Metall, IG Transport usw.), de facto wussten das die meisten Mitglieder nicht einmal - lediglich ein handgeschriebener Vermerk auf der letzten Seite des einheitlichen roten Mitgliedsbuches wies darauf hin, welcher "Einzelgewerkschaft" man angehörte. Der bürokratische Gewerkschaftsapparat war integrer Bestandteil und Instrument des politisch-ideologischen Machtgefüges der SED und wie alle anderen Massenorganisationen der DDR nach dem gleichen streng zentralistischem Hierarchiemuster aufgebaut. Die kleinste Einheit war das "Kollektiv", dem praktisch alle Mitarbeiter eines Arbeitsbereichs angehörten, selbstverständlich auch alle staatlichen Leiter und Parteifunktionäre. Auf deren "Vorschlag" wurden gewöhnlich auch die Vertrauensleute - ideologisch verlässliche Kollegen - als unterste FDGB-Funktionäre nominiert und in offener Abstimmung "gewählt". Die höheren Chargen, vom "Abteilungsgewerkschaftsleiter" (AGL) bis zum Leiter der "Zentralen BGL" (Betriebsgewerkschaftsleitung in Kombinaten) waren in der Regel schon linientreue Mitglieder der SED, in Einzelfällen auch von Blockparteien und hauptamtlich tätig. Wie die Chefs der FDGB-Kreis- und Bezirksleitungen war ihr Posten bis zum Rentenalter gesichert, wenn sie sich keine Abweichung von der Linie der "Partei" zuschulden kommen ließen. FDGB-Vorsitzender war nach dem Tod von Herbert Warndke Ende der 70ger Jahre bis zur politischen Wende 1989 Harry Tisch, Mitglied des SED-Politbüros.

Offiziell war die Mitgliedschaft im FDGB freiwillig, inoffiziell war eine berufliche Karriere als Nichtmitglied aber nur schwer möglich. 1986 waren 98% aller Arbeiter und Angestellten im FDGB organisiert und er hatte 9,6 Mio Mitglieder. Er war damit nominell einer der größten Gewerkschaftverbände der Welt. Neben den Karrieremöglichkeiten bot der FDGB auch zahlreiche "Vergünstigungen", die in der Praxis eher Nicht-Diskriminierungen und Nicht-Schikanen waren, wie sie z.B. erklärten Regimegegnern zugedacht wurden.

Im staatlichen System der DDR fielen dem FDGB neben der ideologischen Kontrolle und Gleichschaltung in den Betrieben vor allem soziale Aufgaben zu, die von Krankenbesuchen, Verleihung von Auszeichnungen und Prämien, Geschenken zu besonderen Jubiläen usw. bis zur Vergabe von Kuren und den knappen Urlaubsplätzen reichten. Für letzteres zeichnete offiziell der FDGB-eigene Feriendienst verantwortlich.

Eine große Bedeutung hatte die Einheitsgewerkschaft auch als "Kampfreserve" im wörtlichen Sinn. Mit kleinen Vergünstigungen, notfalls auch mit sanftem Druck wurden viele Arbeiter und Angestellte als Mitglieder der so genannten "Kampfgruppe der Arbeiterklasse" rekrutiert.

Im Mai 1990 wurde der FDGB kurz vor der Wiedervereinigung aufgelöst. Viele ehemalige Mitglieder traten nicht den freien westdeutschen (dann gesamtdeutschen) Gewerkschaften bei, da sie diese unter den vergangenen Eindrücken mit staatlicher Gängelung assoziierten, zumal alte DDR-Funktionäre dort erneut Funktionen innehatten oder weil sie im Zuge der im Schnellverfahren privatisierten DDR-Wirtschaft einfach ihren Arbeitsplatz verloren und deshalb für die Fachgewerkschaften uninteressant waren.

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