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fidonet

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FidoNet

Das FidoNet ist ein Mailboxnetz aus weltweit ca. 10000 Systemen.

Diese verwenden sowohl hinsichtlich des Datenformats als auch der Datenübertragung ein eigenes Protokoll und spezielle Software. Die Protokolle ermöglichen das Versenden individueller (Netmails) und öffentlicher (Echomails) Nachrichten. Netmails sind begrenzt mit E-Mails vergleichbar, Echomails in den einzelnen Echos mit der Konzeption des Usenet.

Das Netz ist in sechs geographische Zonen unterteilt:

  • Zone 1: Nordamerika
  • Zone 2: Europa
  • Zone 3: Ozeanien
  • Zone 4: Lateinamerika
  • Zone 5: Afrika
  • Zone 6: Asien

Eine genaue Auflistung der Regionen innerhalb der Zonen gibt es hier.

Innerhalb der Zonen gibt es Regionen und Netze, die einfach durch Zahlen bezeichnet werden. Jedes Netz wird von mindestens einem Host und evtl. mehreren Hubs mit Nachrichten versorgt.

An den Hub angeschlossen sind die so genannten Nodes. Dies sind in der Regel kleinere Mailboxsysteme, die eine überschaubare Menge an Points, welche das letzte Glied in dieser Kette darstellen, mit Nachrichten versorgt. Points gelten nicht als Mitglieder des FidoNets, sondern sind reine Nutzer. Im Gegensatz zu den Nodes haben Points in der demokratischen Struktur keine Rechte.

Entsprechend dieser technischen Struktur ist eine weltweite eindeutige Fido-Net-Adresse nach folgendem Schema aufgebaut:

Zone:Net/Node.Point (also z.B. 2:270/1200.1)

Darüber hinaus existieren so genannte unabhängige Nodes, die in den meisten Fällen als Gateways fungieren. Als Standard für ein Gateway in das Usenet dient die Software von Martin Junius, Fidogate. Über viele Jahre wurde so die Erreichbarkeit des Benutzers Max Mustermann des o.g. Mailbox-Systems über die Adresse Max_Mustermann@p1.f1200.n270.z2.fido.de gewährleistet. Ein Nebeneffekt des Transports von Fido Echo-Mails ins Usenet und umgekehrt ist, dass viele Mails ehemaliger Fidonet Points und Nodes sich auch heutzutage in Googles Usenet Archiv wiederfinden lassen.

Die Übertragung der Daten erfolgt asynchron (Store and Forward). Das Netz ist sternförmig aufgebaut, jedes System schickt die Nachrichten an das nächsthöhere System in der Hierarchie weiter. Lediglich die direkte Übertragung von Netmails vom Sendersystem per direkter Verbindung an das Zielsystem, so genannte Crashmails, richtet sich nicht nach der Hierarchie. (Manchmal wird auch die Weitergabe von Netmails getrennt von den Echomails abgewickelt um schnellere Laufzeiten von Netmails ohne signifikant hoehere Kosten zu erreichen, allerdings ist das inzwischen die Ausnahme.)

Der eigentliche Boom des Fido setzte mit der Einführung von ISDN in Europa ein. Durch die höhere Bandbreite konnte deutlich mehr Nachrichtenvolumen bei gleichen Kosten transportiert werden. Die analogen Modems schafften seinerzeit ein maximale Übertragungsgeschwindigkeit von 19.200 BPS mit den digitalen ISDN-Modems waren 64.000 BpS möglich.

Durch das größere Transfervolumen kamen auch die Fileechos in Mode. Fileechos benutzen die gleiche Technologie, die zur Verbeitungen der Nodelisten eingesetzt wurde. Fileechos konnten eine beliebige Zielsetzung haben, wie z.B. Spiele, Texte oder nach Betriebssystem. Einspeisen (sog. Hatchen) konnte jeder Teilnehmer des Fileechos.

Getragen wird dieses Netz ausschließlich von Privatpersonen, Kommerz ist im Fidonet strengstens verboten. Das war allerdings nicht immer so, es gab eine Zeit lang von Firmen finanzierte Nodes, die insbesondere Support-Echos für ihre Produkte verteilten.

Um eine Übersicht aller angeschlossenen Systeme zu haben, aber auch um ein korrektes Routing der Nachrichten zu garantieren, wird die Nodelist erstellt, in der alle Nodes des Fidonets aufgelistet sind. Jeden Freitag wird die Liste aktualisiert und eine Auflistung der Änderungen zur letzten Liste versendet, die so genannte Nodediff, welche von den angeschlossenen Systemen automatisch verarbeitet werden kann. Die Nodelist enthält neben den Informationen zur Nodenummer auch Angaben über den Betreiber des Nodes, den geographischen Standort, der Telefon- oder IP-Nummer, den möglichen Übertragungsprotokollen sowie den Zeitfenstern, wann das System erreichbar ist. Aufgrund dieser Informationen können Nodes und auch Points entscheiden, an welcher Stelle die direkten Netmails, die Crashmails, abgegeben werden können.

Die öffentlichen Beiträge werden in Echos veröffentlicht, die in ihrer Funktion den Newsgroups des Usenet sehr ähnlich sind. Fast alle Echos haben einen Moderator. Dieser hat die Funktion dafür zu sorgen, dass die Beiträge inhaltlich zum Thema des Echos passen, und die allgemeinen Regeln des Fidos eingehalten werden. Der Moderator wird meist turnusmäßig von den Echo-Teilnehmern gewählt. Bei mehrfachen Regelverstößen kann das Fido-Net-System, über welches die Regelverstöße in das Fido-Netz gelangten, vom Bezug des Echos und sogar vom gesamten Fidonet ausgeschlossen werden.

Im Gegensatz zum Usenet läuft die Kommunikation im FidoNet jedoch "privater" ab: Während viele Newsgroups im Usenet mit Spam überschwemmt werden und einige Benutzer entgegen der Netiquette unter einem Pseudonym schreiben, ist das FidoNet in der Regel Spam-frei und bietet durch die allgemeine Beachtung der Verhaltens-Regeln eine von vielen als angenehmer empfundene Atmosphäre. Darüberhinaus ist bei der Anmeldung zum FidoNet ein Kontakt zum Betreiber (SysOp) einer Mailbox nötig.

Die Technologie wurde von vielen privaten und kommerziellen Organisationen verwendet, um dezentrale Kommunikation zu ermöglichen. Hierzu wurden Nummern für die geographische Zone verwendet, die das Fidonet selbst nicht benutzt (sog. "Othernets"). Ein für Deutschland bekanntes Beispiel war das vom Verlag Heinz Heise initiierte Gernet (Zone 21).

Table of contents
1 Geschichte
2 Weblinks

Geschichte

Gegründet wurde das FidoNet 1984 von Tom Jennings. Seit Ende der 1990er gehen die Mitgliederzahlen zurück, hauptsächlich da vollwertige Internetzugänge mittlerweile Standard geworden sind. Zur Hochzeit enthielt die sog. Nodelist über 30.000 Einträge weltweit.

Fido Putsch im Jahre 1993 innerhalb des Netzes 2:24 (Deutschland)

Fido sollte von seiner Struktur her eigentlich regional-hierarchisch organisiert sein. Das bedeutet das der eigene Server, der sog. Uplink, sich in mittelbarer Umgebung zur eigenen System (Node) befindet (idealerweise im Gültigkeitsbereich des Ortstarifes der Telefongesellschaft).

Mit den Jahren verlangten allerdings verschiedene Hubs und Uplinks Gebühren von ihren untergeordneten Systemen um die eigenen Kosten decken zu können. Dies bedingte eine Konkurrenz innerhalb des Netzes, die dazu führte das das Netz zusehends fragmentierte und sich die Nodes Uplinks außerhalb ihres Bereichs suchten.

Es bildete sich innerhalb des Netzes eine Bewegung, die die Nodes wieder in eine regional orientierte Struktur zwingen wollte. Nach vielen Wochen und Monaten der Auseinandersetzung vor allem unter den Netzkoordinatoren (NCs) schloß sich ein nicht unerheblicher Teil des Netzes zusammen um eine "gewaltsame" Übernahme anzustreben, indem man die Nodelistkeeper auf seine Seite zog bzw. eigene Nodelisten einführte. Die Nodeliste ist von daher Dreh- und Angelpunkt des Netzes, da sie zum einen die Adressen der angeschlossenen Systeme führt, und zum anderen das Routing auf ihr basiert.

So kam es dann das am 2. Juli 1993 mit der Nodelist 176 ein Teil des Netzes sich abspaltete und zum neuen offiziellen FidoNet (Fido-Lite) wurde. Die Nodes die nicht mitzogen wurden innerhalb des Fido-Classic geführt welches seine eigene Nodelistenlogik weiterführte. Seitdem mußten faktisch alle System innerhalb des Netzes eine Fido-Lite und eine Fido-Classic Nodelist führen.

Am 12. Juli 1993 schrieb Juergen Hermann in den globalen Fido News :

+++ news flash +++ news flash +++ news flash +++ news flash 
FidoNet lost 500 nodes - first major disruption of so-far constant
growth - more losses to come - keep your lines open for the next HUGE
nodediff - a great step towards enforcing THE POLICY
+++ news flash +++ news flash +++ news flash +++ news flash 

Fido heute (2004)

Die öffentlich (als Point) lesbaren deutschen Echos stehen zum größten Teil verlassen, einige existieren nur noch auf der Area-Liste der angewählten ("gepollten") Mailbox. Die Zahl der noch aktiven (deutschen) Benutzer ist mittlerweile auf eine überschaubare Zahl gesunken und setzt sich zu etwa 50% aus per Fido-over-IP (Abfrage der Mailbox über das Internet) und zu 50% aus direkt (ohne Internet) anwählenden Benutzern zusammen. Die meisten Mailboxen beziehen ihre Nachrichten heutzutage mittels überregionaler Anbindung per Internet, um eine schnellere Weiterleitung von Nachrichten (es wird in sehr kurzen Abständen gepollt), sowie einen Betrieb unter sehr geringen Kosten (durch Verwendung einer Flatrate) zu ermöglichen. Viele Mailboxen wurden jedoch inzwischen abgeschaltet und so ist es auch schwer, überhaupt noch einen Zugang zum FidoNet zu finden. Die Entwicklung der zur Teilnahme benötigten Software ist ebenfalls größtenteils zum Erliegen gekommen und läuft auf neueren Betriebssystemen meist nur noch fehlerhaft.

20 Jahre nach seiner Gründung ist das FidoNet vom am Ende der 90er Jahre für Privatanwender immer erschwinglicher gewordenen Internet zunehmend verdrängt worden. Kaum jemand weiß heutzutage etwas mit dem Begriff FidoNet anzufangen - die Kommunikation läuft heutzutage in den für die meisten Benutzer wesentlich komfortableren (da allein mit einem Webbrowser erreichbaren) Webforen ab, welche jedoch anders als das FidoNet oder beispielsweise das Usenet keine inhaltliche Vernetzung untereinander bieten können.

Weblinks

  • Einsteigerinformationen
  • Fidonet-Online bietet Lesen von Echos ohne Anmeldung

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