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Fallas

Die Fallas (sprich: Fayas), ein spanisches Frühlingsfest mit Anklängen an den Karneval, finden jedes Jahr in València vom 12 bis zum 19. März statt. Ihren Ursprung haben die Fallas in einem einfachen Volksbrauch aus dem 18. Jahrhundert: am Ende der kalten Jahreszeit stellten Zimmerleute und Handwerker Holzreste und Möbel auf die Strassen und zündeten diese Zu Ehren des Hl. Joseph an. Mit der Zeit hängte man auch Strohpuppen vor die Fenster und über die Strassen oder lehnte sie auf Holzpodesten an die Hauswände und verbrannte sie ebenfalls vor zahlreichen Zuschauern.

Aus den einfachen Puppen wurden nach und nach satirische Bildwerke im dreidimensionalem Format, die kunstvoll aus Holz, Gips und Pappe gefertigt dem sozialen und politischen Protest dienten. Heute sind die größten Figuren (die wie das Fest auch ?Fallas? genannt werden) haushohe Gebilde, die oft mehr als zehn Tonnen wiegen und soviel wie ein Eigenheim kosten.

Künstler und Handwerker arbeiten nicht selten ein Jahr lang an den närrischen Monumenten, die Sportler, nationale Größen und lokale Prominenz humorvoll glorifizieren oder verzerren. Obwohl in den vergangenen Jahrhunderten von der Obrigkeit misstrauisch beäugt und zeitweise verboten, sind die Fallas heute ein von der Stadtverwaltung gefördertes Spektakel und haben sich zu jenem berauschenden und farbenfrohen Standfest entwickelt, das eine Millionenstadt wie Valencia Jahr für Jahr in den Ausnahmezustand versetzt.

Dass die Fallas im Ausland kaum bekannt sind mag daran liegen, dass es sich trotz ihrer Größe um ein familiäres, vorwiegend privat bzw. ehrenamtlich organisiertes Fest handelt.

Der treibende Motor der Fallas sind die fast 150.000 Mitglieder der Fallas-Vereine aus den knapp 400 Stadtvierteln Valencias, die einen Häuserblock oder mehrere Straßenzüge umfassen. Die Mitglieder entrichten einen Jahresbeitrag und beteiligen sich das ganze Jahr über an den Festvorbereitungen. Jeder Fallas-Verein wir von einem Präsidenten vertreten und organisiert ganzjährig Feste, Tombolas, Wettbewerbe etc., um Geld für das Fest zu sammeln. Im Mittelpunkt steht dabei die Errichtung einer eigenen Falla aus Holz und Pappe, die das Stadtviertel repräsentieren soll. Dazu werden spezialisierte Handwerker und Künstler unter Vertrag genommen. Weitere Aufgaben sind das Vorbereiten der Trachtenumzüge, das Zusammenstellen der Musikkapelle oder der Aufbau der Vereinshalle, in dem sich das Stadtviertel während der Festwoche trifft. Und natürlich möchte jedes Stadtviertel einen der begehrten Preise erhalten, die während der Fallas in verschiedenen Kategorien vergeben werden (beste Falla-Figur, bestes Feuerwerk, Schönheitskönigin, etc.).

Ehrgeiz und Bürgerstolz spielen bei den Fallas eine große Rolle. Der Wettkampf-Charakter zwischen den einzelnen Stadtvierteln sorgt für Impulse und lässt die Fallas Jahr für Jahr wachsen. Dem Besucher oder Touristen erschließen sich die Feierlichkeiten innerhalb der Stadtteil-Vereine nur am Rande. Doch neben den Aktivitäten der knapp 400 Stadtviertel gibt es während der Fallas auch ein offizielles Programm, das von der Stadtverwaltung getragen wird und jedem zugänglich ist.

Zum offiziellen Programm gehört z.B. die Ofrenda de Flores, der zweitätige Opfergang zu Ehren der Virgen de los Desamparados (Heilige Jungfrau der Schutzlosen), die gleichzeitig die Stadtpatronin Valencias ist. An der Ofrenda de Flores' nehmen 140.000 Männer, Frauen und Kinder in bunten Trachten teil. Die Herren kommen im Sonntagsstaat, die Damen in Röcken aus feinster Seide und teuerstem Brokat, die Haare kunstvoll aufgesteckt. In den Gala-Kostümen steckt nicht selten ein ganzes Monatseinkommen. Auf dem Plaza de la Virgen'' wird eine 14 Meter hohen Holzstatue der Heiligen Jungfrau aufgebaut. Darauf wird mit vielen verschiedenen Blumensorten und Farben das Madonnenkleid angefertigt.

Es ist ein Fest für Ohr und Auge ? und auch für die Nase. Denn jede Gruppe schleppt Blumen mit sich, riesige Körbe oder kleine Wagen voll bunter Blüten. Es sind fast fünfzig Tonnen Rosen und Nelken, Gladiolen und Tulpen, Anemonen und Lilien - Blumen, die aus ganz Spanien nach Valencia eingeflogen werden und den Plaza de laVirgen in einer Duftorgie versinken lassen.

Doch auch die pyrotechnischen Megaspektakel werden von der Stadt organisiert bzw. von Sponsoren finanziert. Für die Fallas stecken die Valencianer Jahr für Jahr Fast hundert Tonnen Pulver in Kracher und Böller, die in der Festwoche rund um die Uhr gezündet werden: die bunten bei Nacht, die lauten am Tag.

Die allabendlichen Feuerwerke am Ufer des Turia ziehen jedes Mal mehrere hunderttausend Zuschauer an. Eine Besonderheit sind die Mascletás, die jeden Tag um 14 Uhr am Rathausplatz gezündet werden und ebenfalls zehntausende Besucher anlocken. An langen Schnüren montierte Knaller explodieren im Sekundentakt und entfachen eine Sinfonie aus dumpfem Grollen, gewaltigen Paukenschlägen und pfeifenden, zischenden Tönen. Das tiefe, rhythmische Donnerkonzert geht durch Mark und Bein und versetzt die Menge minutenlang in Trance. Für das jüngere Publikum gibt es am Abend meist Popkonzerte mitten in der Stadt mit bekannte spanischen Künstlern.

Als Besucher der Fallas ist man neben diesen Großveranstaltungen konstant beschäftigt, schließlich gibt es fast 400 Fallas-Figurengruppen in den unterschiedlichen Stadtvierteln zu bewundern: ein spannender Streifzug, denn jedes Stadtviertel hat sein eigenes Programm mit kleinen Feuerwerken, Mascletás, Wettbewerben etc. Auf dem Weg durch die Stadt stößt man zudem ständig auf eine der über 350 Kapellen, die während der Festwoche durch die Strassen ziehen und Pasodoble spielen.

Ihren Höhenpunkt finden die Feierlichkeiten am Abend des 19. März. Zu Ehren des Heiligen Josephs, dem Stadtpatron Valencias, werden die knapp 400 Figurengruppen in jedem Stadtviertel verbrannt. In dieser Nacht gleicht die Stadt einem Feuermeer. Hoch schlagen die Flammen in den Abendhimmel. Überall lodern kleine und große Feuer, erhellen Gluten Fassaden. Über den Häusern steht schwarzer Rauch. Ganz Valencia scheint zu brennen. Das aufregendste Frühlingsfest Spaniens ist zu Ende.

Weblinks

  • http://www.fallas.com

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