Färöische Sprache
Färöisch (Eigenbezeichnung føroyskt, sprich: ['fö:rist]) ist eine westskandinavische Sprache, die von mindestens 44.000 Menschen auf den politisch zu Dänemark gehörenden, weitreichende Autonomierechte besitzenden, Färöern, und weiteren Färingern im Ausland gesprochen wird. Die Gesamtzahl der Muttersprachler auf der Welt ist unklar. Schätzungen reichen von mindestens 60.000 bis zu nicht belegbaren 100.000, wobei die geringere Zahl als realistischer angesehen werden muss.Färöisch ist damit die kleinste der lebenden germanischen Sprachen (indoeuropäische Sprachfamilie).
Färöisch gehört gleichzeitig zu den kleinsten Sprachen in Europa neben Saami (finno-ugrische Sprachfamilie) und Ladinisch (romanisch < indoeuropäisch) mit jeweils unter 100.000 nachgewiesenen Sprechern.
Das Färöische gilt als diejenige Sprache auf der Welt, in der jährlich die meisten Bücher pro Muttersprachler herauskommen.
- SIL code: FAE
- ISO 639-1: fo
- ISO 639-2: fao
Die gegenseitige Verständlichkeit der gesprochenen Sprachen Färöisch und Isländisch ist hingegen eingeschränkt. Färöisch ist im Vergleich zum Isländischen härter, und beide Sprachen weichen von der Schriftsprache deutlich ab. Wie sich Isländer und Färinger im Gespräch verständigen, hängt davon ab, welche weitere skandinavische Sprache der isländische Gesprächspartner beherrscht, oder ob er nur Englisch als Fremdsprache kann. Nahezu alle Färinger sprechen fließend Dänisch als Zweitsprache, und so ergibt sich oft ein interskandinavischer Sprachmix, häufig auch mit englischen Einflüssen. Anders ist es bei Färingern und Isländern, die längere Zeit im jeweils anderen Land leben. Sie lernen die Nachbarsprache in der Regel schnell.Gegenseitige Verständlichkeit Färöisch-Isländisch
Färöisch ist mit Isländisch in der Schriftsprache gegenseitig verständlich. Beide modernen Sprachformen gehen besonders eng auf das Altnordische zurück, welches heute in Form des Altisländischen in der Älteren Skandinavistik erforscht wird.
Graphem | Name | Phonem | Aussprache (vereinfachte "eingedeutschte Lautschrift") |
---|---|---|---|
A, a | fyrra a [firra äa] ("vorderes a") | /a, æ/ | [ea:], (In Fremdwörtern auch: [a:]), [a] |
Á, á | á [åa] | /å/ | [åa:], [å] |
B, b | be [bee] | /b/ | [b] |
D, d | de [dee] | /d/ | [d] |
edd [ädd] | – | stumm oder Gleitvokal [j], [v], [w] zwischen bestimmten Vokalen; bei | |
E, e | e [ee] | /e/ | [e:], [e] |
F, f | eff [äff] | /f/ | [f], -ft- wird meist zu [tt] |
G, g | ge [gee] | /g/ | [g]; im Anlaut vor i, y ,e, ø und vor allen anderen Vokalen als gj-: [dsch]; zwischen Vokalen wie |
H, h | há [håa] | /h/ | [h], in der Kombination hj [tsch] und als hv [kv] |
I, i | fyrra i [firra ii] ("vorderes i") | /i/ | [i:], [i] |
Í, í | fyrra í [firra ui] ("vorderes í") | /ui/ | [ui:], [ui], in der Verschärfung [u] |
J, j | jodd [jodd] | /j/ | [j], nach /g,k,h,s/ bildet es ein [sch] |
K, k | ká [koa] | /k/ | [k], [k(h)] (aspiriert), vor hellen Vokalen meist [tsch] (vor allen anderen als kj) |
L, l | ell [äll] | /l/ | [l] (vier Qualitäten), als ll meist [dl] |
M, m | emm [ämm] | /m/ | [m] |
N, n | enn [änn] | /n/ | [n], -nn- wird oft zu [dn] |
O, o | o [oo] | /o/ | [o:], [å] |
Ó, ó | ó [ou] | /ou/ | [ou:], [ö]; auf Nólsoy [au]; in der Verschärfung [e] auf Su |
P, p | pe [pee] | /p/ | [p], [p(h)] aspiriert |
R, r | err [ärr] | /r/ | [r] (im Anlaut gerollt), rn wird meist zu [dn], rs meist zu [(r)sch] |
S, s | ess [äss] | /s/ | [s] immer stimmlos, zusammen als sj [sch], oft auch als sk(j) |
T, t | te [tee] | /t/ | [t], [t(h)] aspiriert, zusammen als tj [tsch] |
U, u | u [uu] | /u/ | [u:], [u] |
Ú, ú | ú [üu] | /uu/ | [üu:], [ü], in der Verschärfung [i] |
V, v | ve [vee] | /v/ | [v] |
Y, y | seinna i [saidna ii] ("hinteres i") | /i, y/ | [i:], [i]; in Fremdwörtern auch: [ü:], [ü] |
Y´, y´ | seinna í [saidna ui] ("hinteres í") | /ui/ (identisch mit í) | identisch mit í: [ui:], [ui] |
Æ, æ | seinna a [saidna äa] ("hinteres a") | /æ/ | [ea:], [a] |
Ø, ø | ø [öö] | /ø/ | [ö:], [ö] |
Weitere Diphtonge | |||
ey | – | /ei/ | [ei:], [e] (wie in "hey"), auch in der Verschärfung [e] |
ei | – | /ai/ | [ai:], [ai] (wie im deutschen "ei"), in der Verschärfung [a] |
oy | – | /oi/ | [oi:], [oi] (wie im deutschen "eu"), in der Verschärfung [å] |
Anmerkungen:
- "Vorderes und hinteres a, i und í" bezeichnen nur die alphabetische Reihenfolge, keineswegs einen Artikulationsort im Gaumen. Die entsprechenden Paare verhalten sich weitgehend identisch im Falle des a und vollkommen gleich klingend bei i,y bzw. í,y´. Gerade die letzteren beiden Paare machen es dem Schüler im Diktat schwer.
- Ø, ø wird manchmal auch Ö, ö geschrieben.
- Der Großbuchstabe Ð wird nur verwendet, wenn ein Eigenname ganz in Großbuchstaben gesetzt wird, so zum Beispiel auf Landkarten oder bei Firmenlogos, denn ð kommt immer nur innerhalb oder am Ende eines Wortes vor. Im Gegensatz zum Isländischen ist es immer ein stummer Gleitlaut (wenige Ausnahmen), und nie der stimmhafte Dentallaut, welcher im Isländischen und Englischen erhalten ist: wie in mother oder Sey
isfjör . Etymologisch ist es auch verwandt mit dem weichen dänischen d. Dort, wo der dänische Sprecher in verwandten Wörtern der eigenen Sprache ein weiches d sprechen würde, kommt meist im färöischen Pendant dasur vor. Das liegt an der "etymologisch ausgerichteten" morphophonemischen Standardschreibung, die 1846/91 von Hammershaimb eingeführt wurde, und sich gegenüber den phonetischen Orthographie-Modellen (von Jens Christian Svabo (1746-1824) und später Jakob Jakobsen (1864-1918)) durchsetzen konnte. - Alle Vokale und Diphtonge können sowohl kurz als auch lang sein, wobei die kurze Form oft anders realisiert wird (siehe "Lautschrift"). Unbetonte Vokale treten immer nur als a, i oder u auf. Bestimmte lange Diphtonge werden in ihrer kurzen Form monophtongisiert, sodass sich beispielsweise ein kurzes /ó/ nicht vom /ø/ unterscheidet.
- In der "vereinfachten eingedeutschten Lautschrift" dieses Artikels wird vorausgesetzt, dass ein deutscher Sprecher ein kurzes /e, i, u, ö/ ebenso aussprechen würde, wie im Deutschen, wobei also der Vokal dunkler ist als in der langen Variante und in der IPA-Lautschrift anders dargestellt wird.
- Das ú ist der einzige "gewöhnungsbedürftige" Laut für deutsche Muttersprachler (von anderen Feinheiten der färöischen Phonetik abgesehen, die aber in der Artikulation nicht bedeutungsunterscheidend sind). Dieser Diphtong baut auf einem abgedunkelten ü auf und wird zum hellen u, wobei noch ein Gleitvokal [w] am Ende angedeutet werden kann. Letzteres kann auch über den anderen "u-Diphtong" ó gesagt werden, der in früheren Orthographie-Modellen auch als "ow" dargestellt wurde.
Flektion der Wortarten
im Aufbau
maskulinum | femininum | neutrum | |
---|---|---|---|
Singular | |||
Nominativ | træl-ur | oyggj | horn |
Akkusativ | træl | oyggj | horn |
Dativ | træl-i | oyggj | horn-i |
(Genitiv) | træl-s | oyggj-ar | horn-s |
Plural | |||
Nominativ | træl-ir | oyggj-ar | horn |
Akkusativ | træl-ir | oyggj-ar | horn |
Dativ | træl-um | oyggj-um | horn-um |
(Genitiv) | træl-a | oyggj-a | horn-a |
Bedeutung | |||
Sklave | Insel | Horn |
Anmerkungen:
- Die Dativendung -um des Plurals findet sich grundsätzlich in allen Klassen (nicht nur der Nomen) und wird in allen färöischen Dialekten als [un] ausgesprochen. Generelle Eselsbrücke für diese Form: í Føroyum [ui 'förjun] ("in den Färöern" = auf den Färöern).
- Die Genitivform wird üblicherweise in Klammern gesetzt, weil sie in der gesprochenen Sprache (aber auch der geschriebenen) selten vorkommt, gewisse Genitivformen bei bestimmten Wörtern als "nicht existent" gelten, und der Genitiv meist zusammen mit Präpositioen im Dativ umschrieben wird. Dennoch gilt:
Siehe zum Beispiel: grindabo
Artikel
Allgemein unterscheiden sich die skandinavischen Sprachen von den anderen germanischen Sprachen dadurch, dass der bestimmte Artikel dem Nomen angehängt wird, also ein Präfix ist. Dies ist im Färöischen nicht anders, und es bildet in dieser Hinsicht eine Gemeinsamkeit mit dem Norwegischen und Schwedischen indem es in atributiven Stellungen eine doppelte Determination gibt - im Gegensatz zum Dänischen und Isländischen. Das heißt: Wenn ein determiniertes Substantiv durch ein Adjektiv näher beschrieben wird, taucht in dem Satz nicht nur der Artikel als einzelnes Lexem auf, sondern zusätzlich noch als Präfix an dem betreffenden Nomen.
Beispiel:
Wikipedia, | tann | frælsa/fría | alfrø |
Wikipedia, | die | freie | Enzyklopädie-die |
Anmerkung:
- Die färöische Sprachpolitik richtet sich sehr nach derjenigen in Island, und daher ist der Begriff ensyklopedi als (aus dem Dänischen entlehnter) Internationalismus zwar nicht unüblich, wird aber meist durch das Wort alfrø
i - was ungefähr die Vorstellung vermittelt, dass hier "alle Wissenschaften" (-frøi = -wissenschaft) zusammengetragen werden - ersetzt.
angehängter bestimmter Artikel
Grundsätzlich gilt, dass die Nominativform des angehängten bestimmten Artikels bei männlichen und weiblichen Nomen immer -(i)n und bei sächlichen -(i)maskulinum | femininum | neutrum | |
---|---|---|---|
Singular | |||
Nominativ | ein | ein | eitt |
Akkusativ | ein | ein-a | eitt |
Dativ | ein-um | ein-i/ein-ari | ein-um |
(Genitiv) | ein-s | ein-ar | ein-s |
Plural | |||
Nominativ | ein-ir | ein-ar | ein-i |
Akkusativ | ein-ar | ein-ar | ein-i |
Dativ | ein-um | ein-um | ein-um |
(Genitiv) | ein-a | ein-a | ein-a |
Anmerkungen:
- Die Aussprache verhält sich wie im Deutschen erwartet - mit Ausnahme der bereits bekannten Dativendung -um, die auch hier als [un] realisiert wird.
- Wie oben bereits erwähnt, gibt es die Pluralform dieses Wortes in keiner anderen germanischen Sprache. Hiermit wird zum Beispiel unterschieden, dass man sich "ein Paar Schuhe" kauft, und nicht "einige Schuhe", wobei diese Konstruktion nicht als Dual dargestellt wird, den es im Altnordischen noch gab.
Beispiel: eg keypti einar skógvar = "ich kaufte *eine Schuhe" (ein Paar) gegenüber: eg keypti skógvar = "ich kaufte Schuhe" (egal wieviele und ob Paare).
Adjektive
Zahlwörter
Pronomen
Verben
Präpositionen, Adverben und Konjunktionen
Färöische Textproben
im Internet
Färöische Begriffe
In den folgenden Artikeln werden einzelne färöische Begriffe erklärt:
Literatur
Einführungen
Wörterbücher
Färöisch-Dänisch-Färöisch
Die beiden hier aufgeführten Titel sind färöisch-dänische bzw. dänisch-färöische Wörterbücher. Das Føroysk-Donsk OrEnglisch-Färöisch
Sprachgeschichte
Das 2004 erschienene Buch Faroese. An Overview and Reference Grammar (s.o.) stellt die Sprachgeschichte des Färöischen in einem eigenen Kapitel äußerst detailliert dar.