Kategorie

A B C D E
F G H I J
K L M N O
P Q R S T
U V W X Y
Z 0      

dresden weia er hirsch

da db dc dd de df dg dh di dj dk dl dm
dn do dp dq dr ds dt du dv dw dx dy dz

Dresden-Weißer Hirsch

Der Weiße Hirsch ist ein Ortsteil des Dresdener Ortsamtsbereiches Loschwitz.

Table of contents
1 Geschichte bis 1945
2 Geschichte ab 1945
3 Gegenwart

Geschichte bis 1945

Der Weiße Hirsch war bis zu seiner Eingemeindung nach Dresden 1921 eine selbständige Gemeinde. Bereits zwischen 1500 und 1600 wird eine Schänke in der Gegend vermutet. Gegen 1665 gibt es ein Winzerhaus ohne Schankrecht. Spätere Besitzer erwerben Schankrecht und errichten 1686/87 ein neues Gebäude (Gutshaus) mit Namen "Weißer Hirsch". Vor dem Siebenjährigen Krieg erneuter Bau, der noch heute den Mittelteil des Gebäudes (goldene Hirsch-Darstellung) gegenüber dem Parkhotel bildet. Bereits um 1830 sollen erste Sommerfrischler im Gutshaus gewohnt haben. Ludwig Küntzelmann kaufte das Gut 1874 und die Gutsfelder wurden zu Baugrundstücken aufgeteilt. Auf den Parzellen wurden Villen (nicht zu verwechseln mit den heute von Immobilienspekulanten errichteten sog. Stadtvillen) und Pensionen erbaut. Das alte Gutsherrenhaus wurde für die Nutzung als Kurhaus erweitert. Ein Teil der Dresdener Heide , an die der Weiße Hirsch grenzt, wurde samt dem Stechgrund zu einem Kurpark umgewandelt. International wurde der Weiße Hirsch durch das Wirken von Dr. Heinrich Lahmann um 1890 bekann. Dieser eröffnete sein Sanatorium am stadtnahen Ausgang des Ortes im Jahr 1888. Grundlagen seiner Therapie waren "gesunde Lebensweise" und "richtige Ernährung". Von den zu jener Zeit maßgeblichen Wissenschaftlern wurde er deshalb verspottet. Erst nach seinem Tode wurden seine Prinzipien anerkannt. Vor dem Ersten Weltkrieg zählte man pro Jahr über 7000 Kurgäste. Zum Lahmannschen Sanatorium gehörten zu dieser Zeit zehn Villen. Der Waldpark war erweitert worden und Tennisplätze, ein Luftbad und ein Konzertplatz kamen hinzu.Es wird berichtet, daß das Lahmannsche Sanatorium Thomas Mann als Anregung für seinen Zauberberg diente.

Geschichte ab 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es keinen Kurbetrieb im eigentlichen Sinne mehr. Das Lahmannsche Sanatorium wurde von der Siegermacht Sowjetunion als Militärlazartett für Angehörige der Sowjetarmee (Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland) genutz und war für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Der Kurpark verwahrloste, wurde während der DDR-Zeit 1957 wieder hergestellt und dem Konzertplatz wurden gastronomische Einrichtungen hinzugefügt. Es fanden wieder Konzerte und Freilichtfilmveranstaltungen statt. Um 1975 begann die zweite Phase des Verfalles, die in der Gegenwart ihren Höhepunkt erreicht hat. Eine größere Zahl der Villen wurden nach 1945 von ihren Besitzern oder Bewohnern teils freiwillig verlassen (in vielen Fällen fürchteten die Bewohner auf Grund ihres großen Angagements für das NS-Regime die Reaktionen der sowjetischen Besatzungsmacht und flohen in eine der westlichen Besatzungszonen), ein kleiner Teil der Besitzer wurde enteignet. Später wurden durch Wohnungszuweisungen der Kommunalen Wohnungsverwaltung in den Villen vorzugsweise Günstlinge des neuen Regimes untergebacht. Viele aus der Sowjetunion zurückkehrende deutsche Wissenschaftler, die dort erfolgreich an der militärischen und zivilen Atomforschung mitgearbeitet hatten, wie z.B. Prof. Manfred von Ardenne, aber auch hohe Wehrmachtsoffiziere wie Generalfeldmarschall Paulus, der sich offenbar aus Furcht vor Auseinandersetzungen mit seinen ehemaligen Kameraden in der DDR sicherer als in der Bundesrepublik Deutschland fühlte, zogen auf den Weißen Hirsch. Außerdem DDR-Prominenz der zweiten und dritten Reihe. So war es durchaus typisch für eine Schulklasse mit 42 Schülern aus dem Einzugsbereich Weißer Hirsch (diese Schüler besuchten die 60. Oberschule in Bühlau - das alte Schulhaus auf der Luboldtstraße war nur für 150 Schüler vorgesehen und erst 1972 wurde ein Teil der Dresdener Heide abgeholzt, um an der Kurparkstraße ein neues Schulgebäude zu bauen), daß zwei Elternteile Mitglieder des Zentralkomitees der SED, drei Elternteile Professoren und ein Vater Präsident des Deutschen Roten Kreuzes war.

Gegenwart

Neben dem schon genannten völlig verrotteten Kurpark samt Konzertplatz ist auch das Sanatorium in denkbar schlechtem Zustand. Bis zum Abzug der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland 1994 von diesen noch einigermaßen in Ordnung gehalten, ist das Sanatorium auf Grund erfolgloser Immoblienspekulation heute eine Ruine.Der größte Teil der Villen wurde saniert und zu Wohnungen der gehobenen Kategorie ausgebaut. Allerdings fehlt offenbar eine finanzkräftige und kulturell anspruchsvolle neue Elite als Mieter. Denn es gibt heute weder gute Restaurants noch ansprechende Geschäfte (ausgenommen vielleicht die Weißig mit pseudo-bayerischen Balkonbalustern a la Baumarkt. Trotzdem ist der Weiße Hirsch auf Grund seiner Lage oberhalb des Elbhanges eine der besten Wohnlagen in Dresden. Mit der Standseilbahn der
Dresdner Verkehrsbetriebe ist der Weiße Hirsch auf interessante Art zu erreichen. Und ein Spaziergang entlang der Spuren vergangener Zeiten ist sehr aufschlußreich.

Impressum

Datenschutzerklärung