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dictionnaire historique et critique

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Dictionnaire historique et critique

Das Dictionnaire historique et critique ist eine Kombination aus Enzyklopädie und Realwörterbuch von Pierre Bayle (1647-1706).

Table of contents
1 Übersicht
2 Anti-Enzyklopädie
3 Makro- und Mikrostruktur
4 Ausgaben und Übersetzungen
5 Literatur
6 Weblinks

Übersicht

Das Dictionnaire historique et critique (DHC) erschien zwischen 1694 (1695 [?]) und 1697 (1696 [?]) in zwei Bänden sowie 1702 in vier Bänden, 1820 erneut in in vier bzw. 16 Bänden. Das DHC gilt als eine der bedeutendsten Enzyklopädien der Aufklärung.

Ausgangspunkt für Bayle war Louis Moréris Grand dictionnaire historique, das 1674 in Lyon erschienen war.

Siehe auch: Geschichte und Entwicklung der Enzyklopädie

Anti-Enzyklopädie

Pierre Bayle realisierte mit dem DHC eine Art Anti-Enzyklopädie, die nicht einen als gesichert bezeichneten Wissens- und Forschungsstand darstellt, sondern gegensätzliche Positionen einander gleichgeordnet oder sie gegeneinander abwägend gegenüberstellt; dazu verwendet er eine aufwändige Seitengestaltung mit zahllosen Fußnoten und Querverweisen. In seinem Dictionaire Historique et Critique unternimmt er eine streng quellenkritische Sichtung des theologischen, philosophischen und historischen Wissens seiner Zeit.

Das Buch wurde unmittelbar nach Erscheinen von der Zensur verboten. Dennoch fand das Dictionaire seine Leser und wurde zur "Bibel der Aufklärung", Wilhelm Dilthey spricht sogar von der "Rüstkammer der Aufklärung".

Der Literaturwissenschaftler Paul Michel:

"Jeder Meinung gesellt er sofort eine Gegenmeinung bei, um dem Benutzer selbständiges Denken abzunötigen. Die Paradoxien, die er in seinen Fussnoten erzeugt, führen mitunter freilich in die Nähe einer bodenlosen Skepsis." ([1]).

Die Faktenlabyrinthe, die Bayles erschafft, bewirken genau das Gegenteil, was eine normale Enzyklopädie versucht:
  • Sie stellen Wissen nicht als gesicherte Fakten dar, sondern ziehen Fakten in Zweifel;
  • die Verweise auf Quellen machen Fakten kritisier- und überprüfbar;
  • ebenfalls vollkommen atypisch für eine Enzyklopädie ist die Kultivierung des Stilmittels der Fußnote.

Makro- und Mikrostruktur

Ein Beispiel für den aufwändigen Satzspiegel des Werkes, der ein- und zweispaltigen Satz, Fußnoten und Marginalien kombiniert ist rechts wiedergegeben.

Hannelore Gärtner beschreibt die typische Anordnung der Artikel:

"Auf das Stichwort folgt zunächst eine sachliche Information, meist mit Definition; Großbuchstaben an den entsprechenden Stellen in Klammern eingefügt, verweisen auf den anschließenden Teil, der einzelne Passagen des ersten Teils erläutert, kritisch kommentiert, mit Zitaten beweist oder widerlegt. In diesem Text machen wiederum Zeichen, lateinische oder griechische Buchstaben auf die Randbemerkungen aufmerksam, die Literaturangaben, auch Zitate und Verweisungen auf andere Artikel enthalten." (Hannelore Gärtner: Zur Geschichte der Lexikographie der Encyclopédie. In Hans-Joachim Diesner und Günter Gurst: Lexika gestern und heute''. Leipzig 1976: 98-99)

Bayles Methode wird teilweise auch von Diderot in der Encyclopédie in einer gemäßigteren Form übernommen. Beispielsweise basiert der Artikel Pyrronienne (Skeptizismus) auf Bayles kritischem Eintrag.

Ausgaben und Übersetzungen

Johann Christoph Gottsched (1700-1766) fertigte eine deutsche Bearbeitung an, die als Historisches und Critisches Wörterbuch zwischen 1741 und 1744 veröffentlicht wurde.

Eine Übersetzung ins Englische wurde von Banrad, Birch und Lockman zwischen 1734 und 1941 herausgegeben.

Online-Ausgaben im Web:

  • Dictionnaire historique et critique (1740) -- http://www.lib.uchicago.edu/efts/ARTFL/projects/dicos/BAYLE/search.fulltext.form.html
Vollständige elektronische Version der Ausgabe Amsterdam 1740 in vier Bänden; die 5.158 Lemmata (vedettes) sowie der Volltext, bestehend aus 191.080 Wörtern können in einer strukturierten Datenbank durchsucht werden; in der digitalisierten Ausgabe kann auch in den reproduzierten Bilddateien im Original-Layout geblättert werden (Bilddateien im JPEG-Format). Anbieter: University of Chicago, ARTFL Project.

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