Corpuslinguistik vs. traditioneller Ansatz
Die Corpuslinguistik ist eine induktive/empirische Methode zum Gewinn von Wissen über die Sprache: Man stellt eine Theorie auf nach der Beobachtung von möglichst vielen Einzelbeispielen. Sie steht damit in direktem Wettbewerb zu der deduktiven Methode, die bis dato praktisch die einzig gültige (und mögliche) in der Linguistik war, und sich aus der philosophischen Tradition der Linguistik herleitet: Der Wissenschaftler überlegt sich, wie Sprache aufgebaut ist, und versucht danach, in mehreren Sprachen Beispiele für seine Überlegung zu finden. Dieser Ansatz liegt auch sämtlichen Theorien des "Sprachwissenschaft-Papstes" Noam Chomsky zugrunde. Er hat sich bereits klar gegen den Einsatz von corpuslinguistischen Methoden in der Linguistik ausgesprochen.
Der Streit zwischen Corpuslinguistik und traditioneller Linguistik ähnelt dem Streit zwischen Evidenzbasierter Medizin und traditioneller Medizin. Auch dort haben computergestützte Methoden den empirischen Nachweis von vorher eher glaubensbasierten Erkenntnissen leichtergemacht.