Kategorie

A B C D E
F G H I J
K L M N O
P Q R S T
U V W X Y
Z 0      

chemische waffe

ca cb cc cd ce cf cg ch ci cj ck cl cm
cn co cp cq cr cs ct cu cv cw cx cy cz

Chemische Waffe

Chemische Waffen sind künstlich hergestellte Giftstoffe, die gezielt als Waffen gegen einen Kriegsgegner entwickelt und hergestellt werden. Sie gehören zu den ABC-Waffen.

Offiziell werden Chemische Waffen als Chemische Kampfmittel bezeichnet.

Bei chemischen Waffen wird landläufig von Giftgasen gesprochen. Hiermit sind meist eher die chemischen Kampfstoffe gemeint, die unmittelbar den menschlichen Organismus angreifen. Die Vorstellung als Gas ist nur bedingt richtig. Oft werden chemische Kampfstoffe als Flüssigkeiten verteilt. Diese geben nach und nach die eigentlichen Substanzen als Gase frei. Gasmasken, wie sie bei der Armee eingesetzt werden, schützen gegen viele moderne Kampfstoffe nur unzureichend, da die Substanzen meist nicht nur durch die Lunge, sondern auch über die Haut aufgenommen werden können. Einen vollständigen Schutz bietet daher nur ein Ganzkörperschutz.

Table of contents
1 Chemische Kampfmittel
2 Einsätze von chemischen Waffen
3 Internationale Ächtung
4 Weblinks
5 Literatur

Chemische Kampfmittel

Chemische Kampfmittel werden in folgende Kategorien unterteilt:

Chemische Kampfstoffe

Die chemischen Kampfstoffe werden noch einmal in verschiedene Kategorien unterteilt. Die Kategorisierung erfolgt nach dem Wirkungsort des Kampfstoffes:

  • Lungenkampfstoff: Greifen direkt die Lunge an. Dadurch wird die Sauerstoffzufuhr des Körpers unterbrochen, was zum Tode führt. Darunter fallen u.a. Phosgen, Diphosgen, Perstoff und Chlorpikrin.

  • Blutkampfstoff: Auch hier wird die Sauerstoffzufuhr des Körpers blockiert. Allerdings wird bei diesen Kampfstoffen das Blut angegriffen, das den Sauerstoff zu den einzelnen Organen transportiert. Darunter fallen u.a. Cyanwasserstoff, Arsenwasserstoff und Chlorcyan.

  • Hautkampfstoff: Hier wird die Haut des Körpers angegriffen. Dies kann tödlich sein, wenn die angegriffene Hautfläche groß genug ist. Hautkampfstoffe werden aber eher dazu eingesetzt den Gegner kampfunfähig zu machen und ihn dabei nicht unbedingt zu töten. Darunter fallen u.a. Stickstofflost, Schwefellost, Lewisit und Nesselstoffe (siehe auch Lost).

  • Nervenkampfstoff: Wohl der gefürchtetste chemische Kampfstoff. Hier wird das Nervensystem des Menschen blockiert, so dass wichtige Teile des Körpers (Lunge, Herz, etc.) gelähmt werden. Darunter fallen u.a. VX, Sarin, Tabun und Soman.

  • Psychokampfstoff: Hier wird die Psyche des Menschen angegriffen, um ihn vorübergehend kampfunfähig zu machen. Darunter fallen u.a. Lysergsäurediäthylamid (LSD) und Benzilsäureester.

Einsätze von chemischen Waffen

Erster Weltkrieg

Der erste Einsatz von chemischen Kampfstoffen im Ersten Weltkrieg, fand im August 1914 durch französische Truppen statt, die Xylylbromid, ein Tränengas, entwickelt von der Pariser Polizei, gegen deutsche Truppen anwandten. Erste Versuche beider Seiten mit Stoffen wie Bromessigsäureethylester (Frankreich März 1915) und Dianisidinchlorsulfonat, einem feinkristallinen Pulver, das Schleimhäute der Augen und Nase reizte, (Deutschland 27. Oktober 1914 bei Neuve-Chapelle) verliefen unzufriedenstellend, da die Stoffe sich beim Abschuss durch die entstehende Hitze zersetzten.

Der erste erfolgreiche Einsatz von chemischen Waffen fand am 22. April 1915 bei Ypern in Flandern statt, als deutsche Truppen 150 Tonnen Chlorgas aus Flaschen nach dem so genannten Haberschenschen Blasverfahren entweichen ließen. Da Chlor schwerer ist als Luft, sank es nach unten in die französischen Schützengräben und forderte dort rund 5000 Tote und 10.000 Verletzte. Bald darauf wurden chemische Kampfstoffe auch von der Gegenseite eingesetzt. So setzte Frankreich als erste der kriegführenden Nationen an der Somme am 22. Februar 1916 Phosgen (ClCO) in Reinform ein, nachdem Deutschland es bereits am 31. Mai 1915 als 5%ige Beimengung zum Chlorgas verwendet hatte. Dieses Gas wird für den größten Anteil an allen Gasverletzten verantwortlich gemacht. Später wurden die Kampfstoffe durch Giftgasgranaten verschossen, bei denen durch farbige Kreuze (Blaukreuz, Gelbkreuz, Grünkreuz) erkennbar war, welche Art von Kampfstoff sie enthielten.

Buntschießen

Bestimmte - nicht tödliche, aber stark reizend wirkende - Kampfstoffe (Blaukreuzkampfstoffe) durchdrangen die Filter der Gasmasken. Die Reizstoffe zwangen den Gegner die Gasmaske abzunehmen. Gleichzeitig oder kurz nach diesen "Maskenbrechern" wurden lungenschädigende - oftmals tödliche - Kampfstoffe (Grünkreuz) eingesetzt. Diese Kombination von "Maskenbrechern" und Lungengiften wurde verharmlosend Buntschießen genannt.

Chemische Waffen verursachten im ersten Weltkrieg insgesamt etwa 100.000 Tote und 1,2 Millionen Verwundete auf beiden Seiten.

Zwischen den Weltkriegen

Ein weiteres Mal wurde Giftgas im Krieg zwischen Italien und Äthiopien verwendet, der von 1935-1936 geführt wurde. Dabei setzten die italienischen Truppen Senfgas ein.

Ab 1919 wurde das Konzept der kolonialen Kontrolle aus der Luft von Winston Churchill erstmalig umgesetzt. Die Royal Air Force sollte die Kontrolle der Kolonien im Nahen Osten übernehmen. Neben konventionellen Waffen wurden Giftgaseinsätze aus der Luft geflogen.

Vorbehalte britischer Militär wies Churchill zurück: "Ich verstehe den Widerstand gegen den Einsatz von Gas nicht. Ich bin sehr dafür, Giftgas gegen unzivilisierte Stämme einzusetzen", ließ er verlauten. Das eingesetzte Gas müsse ja nicht tödlich sein, sondern nur "große Schmerzen hervorrufen und einen umfassenden Terror verbreiten".

nach 1945

Im Vietnamkrieg wurden von Seiten der USA Napalm und Agent Orange eingesetzt.

Am 16. März 1988 setzte der Irak Giftgas in der kurdischen Stadt Halabdscha ein. Dabei wurden etwa 5000 Menschen, fast ausschließlich Zivilisten getötet.

Internationale Ächtung

Angesichts der Gräuel des ersten Weltkriegs wurde 1925 im Genfer Protokoll betreffend das Verbot der Anwendung von Giftgasen und bakteriologischen Mitteln der Einsatz von Giftgasen verboten. Das Verbot wurde im zweiten Weltkrieg beachtet, obwohl nicht alle beteiligten Länder dem Protokoll beigetreten waren.

Seit 1997 sind chemische Waffen durch das Chemiewaffenkonvention international geächtet; auch die Entwicklung, Herstellung und Lagerung sind verboten.

Siehe auch: ABC-Waffen, Binär-Waffen, Zyklon B

Weblinks

  • Literatur

    • Jochen Gartz: Chemische Kampfstoffe, 2003, Löhrbach, ISBN 3922708285
    • Olaf Groehler: Der lautlose Tod, 1990, Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, ISBN 3-499-18738-8

Impressum

Datenschutzerklärung