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Buchdruck

Beim klassischen Buchdruck handelt es sich um ein Hochdruckverfahren, das in Europa durch Gutenberg in der Mitte des 15. Jahrhunderts erfunden und etabliert wurde.

Heute werden Bücher meist im Offsetdruckverfahren gedruckt, selten im Tiefdruckverfahren. Letzteres wird meist für Zeitschriften und Kataloge verwendet.

Table of contents
1 Geschichte und Entwicklung
2 Rolle Gutenbergs
3 Bedeutung des Buchdrucks
4 Schwarze Kunst und Schriftsatz
5 Siehe auch
6 Literatur
7 Weblinks

Geschichte und Entwicklung

Die ältesten gedruckten Bücher (Blockbücher) wurden im so genannten Blockdruckverfahren hergestellt, bei dem jede einzelne Seite komplett in einen Holzdruckstock geschnitten und dann abgezogen wurde. Den großen Durchbruch für den Buchdruck in Europa erzielte jedoch Johannes Gutenberg, der den Druck mit beweglichen Lettern im Abendland einführte. Gutenberg schuf um 1450 die Grundlagen zur massenhaften identischen Herstellung von Büchern und damit zur Verbreitung bezahlbarer Information. Die gedruckten Bücher, die noch im 15. Jahrhundert entstanden, heißen auch Inkunabeln oder Wiegendrucke.

In Ostasien wurden einzeln geschnittene Lettern aus Metall in Korea bereits um 1232 entwickelt. Der Druck mit beweglichen Lettern läßt sich in China sogar bereits im 11. Jahrhundert als Erfindung von Bi Sheng nachweisen; seine Arbeitsmethoden wurden von Shen Kuo in den Meng Xi Bi Tang ("Traumstrom-Essays") aufgezeichnet.

Der Buchdruck, so wie Gutenberg ihn erfunden hatte, dauerte bis etwa 1930 in fast unveränderter Form an. Zwar wurden neue Schriften geschnitten (zum Beispiel Baskerville, Bodoni, Futura), jedoch änderte sich nichts an der Art der Arbeit.

Im 20. Jahrhundert wurde die Arbeit des Setzers mechanisiert. Die Monotype, eine automatische Schriftgießmaschine, die einzelne Lettern nach einem Gießzettel goss, und die Linotype (diese goss ganze Zeilen), veränderten den Ablauf, jedoch nicht das Prinzip der Bleilettern. Erst um 1960 gab es fotomechanische Umsetzungen der Technik - den Fotosatz.

Heute werden Bücher vorwiegend im Offsetdruck produziert; Dieser Nachfolger des Foto(-Hand)satzes kommt aber in letzter Zeit in Bedrängnis durch die nächste Generation: Digitaldruck. Während beim Offsetdruck noch Vorlagen produziert wurden, verzichtet man bei Digi-Druckverfahren auf die Herstellung von Druckvorlagen völlig. Diese Techniken schaffen die Voraussetzungen für das "Book on demand".

Rolle Gutenbergs

Gutenbergs technische Leistung bestand darin, eine Reihe von Verfahren zu entwickeln, die das System des Buchdrucks erst ermöglichten:

Alle diese Entwicklungen waren jedoch zur Zeit Gutenbergs prinzipiell bekannt und im ostasiatischen Raum seit rund zwei Jahrhunderten etabliert; möglicherweise gelangte das Wissen um diese Verfahren über Handeslwege wie die Seidenstraße nach Europa:

"Es scheint, dass Gutenberg die chinesischen Prinzipien nur auf das deutsche Alphabet anwandte und einige technische Verbesserungen einführte" (Lio Guojun und Zheng Rusi, Die Geschichte des chinesischen Buches, Beijing 1988).

Es ist auch nicht jeder damit einverstanden, dass Gutenberg der (erste abendländische) Erfinder war; der Holländer Laurens Janszoon Coster könnte auch der erste gewesen sein.

Diese Überlegungen sind allerdings eher akademisch-historiographischer Natur, da Gutenbergs eigentliche Leistung nicht in der Entwicklung, sondern in der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Etablierung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern liegt. Im asiatischen Raum waren die Verfahren zwar bekannt und wurden auch genutzt, fanden jedoch aufgrund der staatlichen Monopolisierung keine vergleichbare Akzeptanz und Verbreitung. Der Buchdruck mit allen seinen wirtschaftlichen, kulturellen und wissenschaftsgeschichtlichen Auswirkungen entwickelte sich in der uns heute bekannten Form als kulturprägende Informations- und Kommunikationstechnologie ausschließlich in Europa. Gutenbergs Leistung besteht darin, dieses Potenzial erkannt und genutzt zu haben.

Bedeutung des Buchdrucks

Die Erfindung und Etablierung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern bildet einen bedeutenden kulturhistorischen Einschnitt, der einen grundlegenden Paradigmenwechsel in der Informations- und Kommunikationsverarbeitung Europas einleitete.

Mediengenealogisch gibt es nur wenige als vergleichbar grundlegend angesehende Meilensteine:

Die Medientheorie leitet aus Gutenbergs Leistung grundlegende Konsequenzen ab.

Der Buchdruck ermöglichte die exakte Reproduktion von Wissen in einem zuvor nie gekannten Ausmaß; während Bücher zuvor manuell in Skriptorien kopiert wurden, wurde der menschliche Faktor ersetzbar; auch Transkriptionsfehler bei der Abschrift wurden vermeidbar.

Die Autorschaft bekam Bedeutung; es wurde wichtig, wer etwas gesagt bzw. geschrieben hatte, was und wie er präzise formuliert hatte und wann dies zu datieren war; dies ermöglichte das Adressieren und Referenzieren von Urhebern; es entstand die Regel: "Ein Autor, ein Werk (Titel), ein Informationsbündel" (Giesecke 1989: 325). Zuvor hatte der Autor eine vergleichsweise geringe Bedeutung gehabt, die Abschrift eines Werkes von Aristoteles in Paris musste nicht identisch mit der in Bologna sein (vgl. Giesecke 1989: 325); teilweise war es gar nicht möglich, ein Werk einem bestimmten Autor zuzuordnen ? dies war auch nicht von Bedeutung gewesen.

Bücher wurden normiert und standardisiert, indem sich die Kennzeichnung durch Seitenzahlen (Paginierung), Inhaltsverzeichnisse, Register sowie Titelblätter durchsetzte.

Das Lesen veränderte sich; während Bücher zuvor laut (vor-) gelesen wurden, entwickelte sich der Vorgang des Lesens zum heutigen Stilllesen.

Eine allgemeine Alphabetisierung bekann und leitete eine Bildrungsrevolution ein.

Das Denken veränderte sich in Anpassung an die Schriftform; der visuelle Anteil an gedruckten Büchern (Illumination) wurde zurückgedrängt durch Prämierung der Linearität der Schrift; Argumentationen wurden streng kausal.

Die Ausdifferenzierung der Wissenschaften wurde beschleunigt und die wissenschaftliche Methodik setzte sich gegen das mitteralterliche Denken in Bildern und Metaphern durch (Wiedergeburt der Wissenschaft).

Wissen wurde allgemein zugänglicher, da gedruckte Bücher preiswerter als die handschriftlich Kopierten waren, da es mehr Exemplare eines Buches gab und Schriften zu zirkulieren begannen. Nach- und Raubdrucke beschleunigten die Verbreitung weiter; die typographische Erfassung des gesamten "klassischen" Wissens dauerte nur etwa fünfzig oder sechzig Jahre (Eisenstein 1969: 52). Latein als Universal- und Wissenschaftssprache wurde abgelöst durch Nationalsprachen, die zunächst jedoch noch dialektisch waren.

Die Zunahme an verfügbarem Wissen beförderte den Meinungsstreit und die gesellschaftliche Willensbildung.

Aus der zunehmenden geographischen Verbreitung von Druckwerken entwickelte sich die Notwendigkeit der Normierung und Standardisierung der Sprache; Dialekte werden im Druck verdrängt, die Herausbildung von Nationalsprachen beginnt, dies wiederum ermöglicht und fördert die Entwstehung von Nationalstaaten.

Diese Entwicklungen werden auch unter dem Begriff der Gutenberg-Galaxis zusammengefasst oder auch als alphabetisches Monopol bezeichnet. Die Weiterentwicklung und Auflösung dieses Medienverbundes untersucht Friedrich Kittler in seinen Diskursanalysen unter dem Begriff der Aufschreibesysteme, die schließlich zur heutigen Turing-Galaxis überleiten.

Ein Defizit dieser medientheoretischen Betrachtungen in der Tradition von McLuhan, Eisenstein, Kittler, Giesecke et al. ist die unzureichende Berücksichtigung der Bedeutung der visuellen Informationsgehalts an sich sowie der Rolle des Bildes in dieser Mediengenealogie (vgl. auch Iconic turn und Pictorial turn). Vergessen wird dabei beispielsweise, dass auch der Buchdruck zunächst einmal ein visuelles Medium ist: Schrift ist visualisierte Sprache.

Die erste visuelle Zeitenwende war der Übergang von gesprochener zu visualisierter Sprache, die weitere Entwicklung der Visualisierung verläuft jedoch nicht synchron zur Ausprägung des linearen Gutenberg-Universums. Die technische Reproduzierbarkeit des Bildes weist gänzlich andere, zeitlich versetzte Meilensteine auf und ist nicht nur einfach eine Folgeerscheinung im Sog des Buchdrucks. Visuelle Meilensteine sind beispielsweise die Entdeckung des Mikroskops und des Teleskop, also die Nutzung des Lichts, sowie daran anschließend die Nutzung nichtsichtbarer Strahlen (erstmals bei der Verwendung der Röntgenstrahlen).

Auch die Erfindung und Etablierung der Fotografie um 1839 passt systematisch kaum in die schriftfixierte Betrachtung der Gutenberg-Galaxis. Vgl. hierzu auch Vilém Flussers technische Bilder, seine Kommunikologie sowie die Projektion der telematischen Gesellschaft.

Schwarze Kunst und Schriftsatz

Verloren hat der Buchdruck aber seine Besonderheiten: Jahrhunderte waren die "Ritter der schwarzen Zunft" stolz auf ihren Beruf und ihre bemerkenswerten Leistungen. Ein hochdifferenziertes Regelwerk galt es zu befolgen.

Der Schriftsatz in heutiger Zeit kann aufgrund der Zeitvorgaben diesem nicht mehr folgen. Zwar gibt es in heutiger Zeit auch Software, mit denen Ligaturen (verbundene Lettern) gesetzt werden können, jedoch geht das Wissen um die Schwarze Kunst mehr und mehr verloren.

Noch gibt es einige Künstler, die Buchdruck üben wie Gutenberg vor 500 Jahren - und bei Treffen, beispielsweise in Mainz bei der Minipressen-Messe, dann wird wieder die Sprache der Schwarzen Kunst gepflegt. Dort geben Fachbegriffe den Ton an, zum Beispiel:

Siehe auch

  • Buchdruckerwappen
  • Buchgeschichte
  • Buchformat, Buchherstellung, Buchbinden
  • Druck_(Reproduktionstechnik) und Druckerei
  • Druckersprache, Durchschuss
  • Satztechnik, Typografie, Setzkasten
  • Liste bedeutender Erfindungen

Literatur

Zur Erfindung des Buchdrucks siehe das Standardwerk von
  • Andreas Venzke: Johannes Gutenberg ? Der Erfinder des Buchdrucks und seine Zeit. 3. Auflage. Piper-Verlag. München 2000 ISBN 3492229212

Zur historischen Bestimmung der Buchdruck-Erfindung siehe das Werk von
  • Elizabeth Eisenstein: The printing revolution in early modern Europe. Cambridge University Press. Cambridge 1983 ISBN 0521447704

Zum soziologisch-wirtschaftlichen Hintergrund der Erfindung des Buchdrucks siehe das noch immer moderne Werk von
  • Hans Lülfing: Johannes Gutenberg und das Buchwesen des 14. und 15. Jahrhunderts. VEB Fachbuchverlag. Leipzig 1969
sowie die aktuelle Monographie
  • Michael Giesecke: Der Buchdruck in der frühen Neuzeit. Eine historische Fallstudie über die Durchsetzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien. Frankfurt/M. 1998 ISBN 3518289578

Weblinks




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