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browserkrieg

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Browserkrieg

Als Browserkrieg wird die Konkurrenzsituation zwischen den Internetbrowsern Netscape Navigator und Microsofts Internet Explorer bezeichnet, die dazu führte, dass der Netscape-Browser von seiner Position als Marktführer verdrängt wurde.

Table of contents
1 Das Web wird bunt
2 Microsoft wacht auf
3 Der Internet Explorer kommt auf
4 Wen interessieren Standards?
5 Microsoft gewinnt den Browserkrieg
6 Folgen der hohen Marktkonzentration des Internet Explorers
7 Die Standards zählen wieder mehr
8 Weblinks

Das Web wird bunt

Anfang der 1990er Jahre basierte das World Wide Web noch auf dem HTML-2.0-Standard, der kaum Formatierungen erlaubte, ja nicht einmal Tabellen kannte. In dieser Zeit tauchte am Markt mit dem Netscape Navigator ein neuartiger Browser auf, der den bisherigen Standard deutlich erweiterte, nach Ansicht vieler verwässerte. Das Programm erlaubte neben den bisherigen, relativ einfachen Internetseiten mittels der gleichen Syntax auch das Einbinden von Tabellen und wesentlich mehr Farben. Später kamen außerdem so genannte Frames (Unterfenster), Scripting-Funktionen, und Multimedia-Elemente hinzu. Als 1995 die Benutzung des World Wide Web populär wurde, hatte der Browser Netscape Navigator einen weltweiten Marktanteil von über 80 Prozent. Mit der Verbreitung des Navigators wollte die Firma Netscape die Nachfrage der eigenen Server-Produkte steigern.

Microsoft wacht auf

Bis 1995 unterschätzte Microsoft die spätere Entwicklung des Internets und wies dem neuen Medium kaum Bedeutung zu. Dieses sollte sich schlagartig ändern, als Bill Gates beschloss, massiv in das Internet zu investieren und ein Konkurrenzprodukt zum Navigator zu entwickeln. Microsoft befürchtete, dass sich Netscape zu einem ernsthaften Konkurrenten entwickeln könnte:

"Microsoft ran the risk of being made irrelevant as the technology advanced" (Brad Silverberg, bis 1999 Mitarbeiter bei Microsoft. Deutsch: "Microsoft wäre durch den Technikfortschritt zur Bedeutungslosigkeit verdammt gewesen.").

Weit gravierender als der Verlust der Technologieführerschaft, falls sich Netscape tatsächlich zu einem ernsthaften Konkurrenten entwickelt hätte, war die Tatsache, dass der Navigator nicht nur auf Betriebssystemen von Microsoft lief, sondern auch für Konkurrenz-Plattformen angeboten wurde. Damit gefährdete Netscape indirekt Microsofts Quasi-Monopol auf Betriebssysteme für Personalcomputer.

Der Internet Explorer kommt auf

Im August 1995 veröffentlichte Microsoft die erste Version seines Internet Explorers. Mit einem eigenen Browser wollte Microsoft nicht wie Netscape die Nachfrage nach ihren Serverprodukten steigern, sondern den Marktanteil des Navigator eindämmen, der das Monopol gefährdete. Dabei hatte der Monopolist zwei entscheidende Vorteile gegenüber Netscape: Zum einen verfügte man über wesentlich mehr finanzielle Mittel als der Konkurrent, und zum anderen konnte man den Browser einfach mit seinen Betriebssystemen bündeln, wodurch dieser erheblich an Marktanteil gewinnen würde (was einmal installiert ist, werden die Leute auch benutzen). Nach Berichten des amerikanischen Bundesgerichts investierte Microsoft jährlich mehr als 100 Millionen US-Dollar in die Entwicklung und Vermarktung des Internet Explorers[1]) an der Entwicklung und Vermarktung des Browsers, was angesichts eines relativ kleinen Softwareprojektes wie die Entwicklung eines Browsers eine erhebliche Größenordnung darstellt. Durch die zusätzliche Integration des Internet Explorers in das Windows-Betriebssystem, welches auf 95% aller neu verkauften Personalcomputern installiert wird, gelang es Microsoft, den Marktanteil des Internet Explorers schnell zu erhöhen.

Wen interessieren Standards?

Da nun beide Browserhersteller unbedingt ihre Position am Markt erhalten oder verbessern wollten, begann man immer wieder neue Erweiterungen des HTML-Standards zu erfinden, die den Seitenautoren neue Möglichkeiten gaben und von vielen auch angenommen wurden. Die offiziellen Standards des W3C dienten hierbei anfangs noch als "kleinster gemeinsamer Nenner", mit der vom W3C 1996 eingeführten Formatierungssprachen CSS begann man jedoch auch die Standards nach eigenem Gefallen und möglichst immer inkompatibel zum jeweils anderen zu "interpretieren" oder Teile dieser zu ignorieren (und den Seitenautoren in gleicher Funktion aber anderer Syntax wieder anzubieten).

Bei Netscape ruht man sich zusätzlich auf seinem scheinbar uneinholbaren Marktanteil aus und fügte in seinem Browser (damals in Version 4) lieber Funktionen für Online-Shopping oder datenschutzrechtlich fragwürdige Suchhilfen ein, statt kritische Fehler zu beheben.

Microsoft gewinnt den Browserkrieg

Microsofts Aufwand hatte Netscape nichts entgegen zu setzen, was zur Folge hatte, dass der Marktanteil des Navigator von 1995 bis 2003 von über 80 Prozent auf unter vier Prozent sank, während der Marktanteil des Internet Explorers im selben Zeitraum von unter drei Prozent auf über 95 Prozent stieg. 1998 wurde Netscape von AOL für 4,2 Milliarden US-Dollar aufgekauft [1]. Seitdem wurden viele der Enwickler des Navigator entlassen, und zwischenzeitlich sollte die Arbeit sogar ganz eingestellt werden [1].

Letztenendes gab Netscape 1998 auf und gab den Quellcode des Browsers als Open Source frei. In dem hieraus entstandenen Projekt Mozilla wurde das Programm vollständig neugeschrieben (der Quellcode der Version 4 gilt als unwartbar und notorisch instabil). Nun machte Netscape den Fehler, zu ungeduldig zu sein und so eine instabile Beta-Version von Mozilla als Netscape 6.0 anzubieten. Dies zerstörte den Ruf der Marke endgültig.

Folgen der hohen Marktkonzentration des Internet Explorers

Heute liegt der Marktanteil des Internet Explorers bei über 95%. Das hat zur Folge, dass der Internet Explorer kaum noch weiterentwicklelt wird: "The features we had in Mosaic are pretty close to what we have in Internet Explorer in 2003. It's not identical, but it's very much the same" (Jakob Nielsen, Experte für Benutzerfreundlichkeit im Internet). Die Absicht Microsofts künftige Versionen des Internet Explorers nur noch zeitgleich mit neuen Windowsversionen herauszubringen, wird das Innovationstempo noch weiter verlangsamen, denn Microsoft bringt nur alle paar Jahre neue Versionen seines Betriebssytems heraus. Die weite Verbreitung des Internet Explorers hat außerdem dazugeführt, dass Internetseiten für diesen Browser "optimiert" werden. Das kann sogar so weit führen, das Nutzer alternativer Browsern von bestimmten Angeboten wie Online-Banking oder Online-Shopping ausgeschlossen werden. Weil der Internet Explorer so weit verbreitet ist, richten sich viele Autoren bei der Gestaltung ihrer Internetseiten nicht mehr an den offiziellen HTML-Standard des World Wide Web Consortiums, sondern gestalten ihre Internetseiten so, das sie im Internet Explorer am besten aussehen, ohne sie mit alternativen Browsern zu testen. Deshalb sind einige Internetseiten nicht mehr kompatibel zu alternativen Browsern, und können nur vom Internet Explorer vollständig dargestellt werden. Der hohe Marktanteil des Microsoft Browsers trägt außerdem zur schnelleren Verbreitung von Computerviren bei. Autoren von Viren machen sich beim Programmieren ihrer Schädlinge die Tatsache zu Nutzen, das fast alle Computernutzer die selbe Software (Windows-Betriebssystem, Internet Explorer, Microsoft Office usw.) installiert haben. Wird in einem dieser Programme eine neue Sicherheitslücke bekannt, führt diese "Softwaremonokultur" dazu, das sich Viren schneller verbreiten können.

Die Standards zählen wieder mehr

Aufgrund der notorischen Sicherheitsprobleme nahezu aller Microsoft-Produkte und ausgefeilter Funktionen alternativer Browser (zu denen neben Mozilla bzw. Mozilla Firefox auch Opera von der gleichnamigen norwegischen Firma, das KDE-Programm Konqueror und Apples Safari gehören), entsteht in den letzten Jahren vor allem auf technischen Internet-Seiten wieder eine heterogene Browserlandschaft, die Optimierungen für einige wenige Browser unmöglich macht. Zusätzlich kommen immer mehr Spezialprogramme auf PDAs und Mobiltelefonen auf, die ebenfalls Browserfunktionen bieten und bedient werden müssen. Parallel dazu arbeiten die Browserhersteller immer mehr an der Umsetzung der vorhandenen Standards, statt weitere eigene Erweiterungen zu erfinden. Dadurch gewinnen die Standards des W3C wieder an Bedeutung und der Satz "sie brauchen Browser xy für diese Seite" wird zur Seltenheit. Lediglich im Bereich Online-Banking wird den Kunden oftmals noch mit teilweise fragwürdigen Begründungen die Benutzung des Internet Explorers vorgeschrieben.

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