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bhagavad gita

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Bhagavad Gita

Die Bhagavad-Gita (Sanskrit: Gita ? Gesang; Bhagavan (Bhagwan) ? "der an allem Anteil hat und an allem Anteil gibt" = der Erhabene, der Gnädige, "Gott") ist ein spirituelles Gedicht, eine Selbstoffenbarung des Gottes Krishna an seinen Freund Arjuna auf dem Schlachtfeld von Kurukshetra, Indien, heilige Schrift des Hinduismus, in ihrem mystischen Gehalt jedoch grundsätzlich auf alle Religionen anwendbar.

Die Lehren der Bhagavad-Gita sind eingebettet in einen langwierigen episch-dramatischen Kontext, dargelegt im Epos "Mahabharata" ("Die Nachkommen Bharatas"). Die Söhne des Pandu, Fürstenkinder, werden von ihrem als dämonisch dargestellten Onkel Dritaraschtra und dessen Kindern (dem Stamm der Kurus) um ihren rechtmäßigen Thronanspruch betrogen und einer Vielzahl von Verfolgungen und Grausamkeiten ausgesetzt. Zum Showdown kommt es auf dem Schlachtfeld von Kurukshetra, der "Stätte der Kurus", im Kampf "der göttlichen Ordnung" (dharma) gegen das Widergöttliche (adharma) - einer Schlacht vergleichbar mit der Apokalypse der Bibel.

Arjuna, der dritte der Söhne des Pandu, auf der Seite des "Guten", ist so etwas Ähnliches wie ein "Engel Gottes", der sich weigert zu kämpfen. Auf seinem Streitwagen befindet sich auch der Wagenlenker Krishna, der versucht, Arjuna durch religiös-philosophische Unterweisungen aus seinem Dilemma zu befreien.

Arjuna bittet Krishna, ihn zwischen die beiden Heere zu fahren (= "jenseits von Gut und Böse", Neutralität). Als er auf der Seite der Kurus einen Großteil seiner Familie erblickt, sinkt ihm der Mut, und er durchlebt einen Konflikt, der "Hamlet" vergleichbar wäre. Arjuna soll durch den Kampf die Ordnung der Werte wiederherstellen, aber die Grundlage eben dieser Wertordnung wird "mit der Familie" zerstört. [1. Kapitel].

An diesem Punkt tritt Krishna als Lehrer auf und lächelt über die Worte seines Kriegers: Der Mensch ist nicht durch "seine Familie" definiert, sondern er ist eine spirituelle Seele, die von Körper zu Körper wandert ? fleischliche Bindungen an andere Wesen machen nicht das eigentliche Wesen der menschlichen Seele aus. [Sankhya-Philosophie, 2. Kapitel].

Da alle Bindungen und Abneigungen fortwährend veränderlich und zeitweilig sind, sollte man immerfort so handeln, daß sein Handeln jederzeit als Maßstab für alle gelten kann (vergleiche "kategorischer Imperativ" von Immanuel Kant) [3. Kapitel]

Die Lehre vom selbstlosen Handeln (Yoga), die er Arjuna aus Mitgefühl darlegt, wurde von Krishna am Anfang an den (ihm untergebenen) Sonnengott Vivashwata übermittelt; dieser lehrte sie dem ersten Menschen (Manu); so wurde die Lehre vom Meister an den Schüler weiter gegeben. Krishna selbst inkarniert sich in jedem Zeitalter zu Zeitalter, um die ursprüngliche Lehre wieder herzustellen. [4. Kapitel]

Tugend oder Sünde einer Tat ergeben sich nicht aus dem äußerlichen Tun oder dem Unterlassen von Taten, sondern aus der Geisteshaltung, mit der diese vollbracht werden. [5. Kapitel]

Mäßigung, Toleranz und Seelenruhe sind die Kennzeichen eines Menschen, der der Lehre vom selbstlosen Handeln auf rechte Weise folgt. Ihre Vervollkommnung findet die Lehre vom selbstlosen Handeln im glaubensvollen Vertrauen auf Krishna, der diese Lehre in sich selbst verkörpert. [6. Kapitel]

Gott (der Allmächtige) allein ist Krishna; wer zu ihm seine Zuflucht nimmt, hat mit der Welt nichts mehr zu schaffen. Wer einen "anderen" Gott wählt, tut dies entsprechend der Neigung seines Herzens - die Tiefe seiner Hingabe und die Früchte seines Glaubens erhält er von Krishna zugewiesen. (Die Verehrung anderer Religionen wird somit von der Bhagavad-Gita ausdrücklich gutgeheißen). [7. Kapitel]

Wer sich akribisch nach den überlieferten religiösen Regeln richtet, erlangt seine Erlösung gemäß diesen Regeln; wer allein auf Krishna setzt, erlangt Befreiung in der Todesstunde. [8. Kapitel]

Gott durchdringt alles, aber Gott kann durch nichts gebunden werden; keine Religion ist besser als die andere. Wer Gott von ganzem Herzen liebt, erlangt dadurch Erlösung, unabhängig von seinem Vorleben, seinem Status, seiner Religionszugehörigkeit oder Kaste [9. Kapitel].

Gott ist alldurchdringend; für Arjuna umschreibt Krishna seine übernatürliche All-Gegenwart in einer Reihe leicht faßbarer Vergleiche. [10. Kapitel].

Arjuna verlangt, das was er gehört hat, mit eigenen Augen zu sehen [11. Kapitel].

Arjuna fragt, welche Gläubigen von Gott bevorzugt werden ? diejenige, die Gott als unsichtbar/gestaltlos betrachten, oder diejenigen, die Gott den Allmächtigen in einer offenbarten Gestalt (hier: in der von Arjuna geschauten Gestalt Krishnas) verehren? Krishna erklärt beide Arten der Verehrung als gleichermaßen gut, aber Hingabe sei bei einer Fixierung auf das Gestaltlose schwieriger zu erreichen (Liebe braucht einen konkreten Gegenstand) [Bhakti Yoga, 12. Kapitel].

Gott ist alldurchdringend; wer diese alldurchdringende Kraft in sich selbst wahrnimmt, ist erlöst. [13. Kapitel]

Gedanken, Worte und Handlungen können erfüllt sein von sattwa (Selbstlosigkeit), rajas (Egoismus) und tamas (Trägheit). Wer alles, was existiert, begreift als gemeinsame Frucht von Selbstlosigkeit, Egoismus und Trägheit, der ist erlöst. [14. Kapitel]

Je mehr wir uns in die materielle Welt verstricken, desto mehr entfernen wir uns von uns selbst. Dies wird symbolisiert durch einen Baum, der seine Wurzeln im Himmel hat und mit der Krone nach unten immer tiefer die materielle Welt hineinwächst. Der Baum steht für Illusion; das erste, was der Gottsuchende tun muß, ist diesen Baum "mit der Axt der Erkenntnis" umzuhauen. [15. Kapitel]

Selbstlosigkeit und Egoismus ? wie sie sich zeigen und zu welcher Wiedergeburt sie führen [16. Kapitel]

Darlegungen über Glauben, Religionsausübung, das rechte Denken und Handeln, und Ernährung (anhand der Klassifikation nach sattwa / rajas / tamas) [17. Kapitel]

Vorgegebene Pflichten dürfen niemals aufgegeben werden. Vorbildlich handelt, wer diese Pflichten in einer selbstlosen Haltung erfüllt. Herausragend handelt, wer seine Pflichten selbstlos und vollkommener Hingabe an Gott erfüllt. Das Wesen Gottes offenbart sich im höheren Selbst; die Verkörperung des höheren Selbst ist Krishna. Wer Zuflucht bei Gott / dem höheren Selbst nimmt, dem verspricht Krishna, er werde ihm vor allem Übel beschützen. [18. Kapitel]

(Arjuna leistet Krishnas Empfehlungen Folge und zieht auf seinem Streitwagen in den Kampf.)

Die Bhagavad-Gita wurde u. a. übersetzt von Paul Deussen, Franz Hartmann, Leopold von Schroeder und Friedrich Rückert (ins Lateinische). Sie übte großen Einfluß aus auf die Theosophie.

Siehe auch: Bhagavad Gita Wie Sie Ist

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