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berndeutsch

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Berndeutsch

Berndeutsch ist der Schweizerdeutsche Dialekt, der im Kanton Bern gesprochen wird.

Table of contents
1 Verbreitung
2 Aussprache
3 Wortschatz
4 Grammatik
5 Rechtschreibung
6 Weblinks

Verbreitung

Es existiert kein einheitlicher, klar abgegrenzter Berndeutscher Sprachraum. "Typisches" Berndeutsch wird in der Stadt Bern und den angrenzenden Regionen des Mittellandes gesprochen. In den Tälern des Berner Oberlandes gibt es hingegen Dialekte, welche sich sowohl vom Stadtbernischen als auch untereinander stark unterscheiden. Andererseits werden im Nordosten des Kantons Freiburg, im Süden des Kantons Solothurn und im Südwesten des Kantons Aargau Dialekte gesprochen, die mit dem Berndeutschen praktisch identisch sind.

Aussprache

In den folgenden Merkmalen unterscheidet sich Berndeutsch von den meisten anderen Schweizer Dialekten:
  • /l/ vor einem Konsonanten oder am Ende der Silbe wird als geschlossenes "u" ausgesprochen, beispielsweise Miuch (Milch), Fauue (Falle), Esu (Esel);
  • /nd/ wird meist "ng" ausgesprochen, zum Beispiel angers (anders), Ching (Kind), Hang (kann "Hand" oder "Hang" bedeuten), aber beispielsweise Fründ (Freund);
  • Der Diphthong ei wird wie die Zusammensetzung der Einzelvokale ausgesprochen, also wie im Englischen "take" oder "mail";
  • Immer weiter ins Alpengebiet zurück weicht der ursprünglich im ganzen Berner Mittelland verbreitete Schwund von /n/ vor folgendem /x/ (ch) und /kx/, vgl. veraltend treiche (trinken), däiche (denken) sowie das immer noch übliche Scheiche (Bein; verwandt mit 'Schinken').
Diese Ausspracheregeln gelten für das "typische" Berndeutsch im Mittelland (siehe Abschnitt Berner Oberland.

Wortschatz

Größtenteils entspricht der Berndeutsche Wortschatz dem allgemeinen Schweizerdeutschen Wortschatz. Es existieren jedoch Besonderheiten, zum Beispiel gäng/geng/ging (immer) oder Schaft (Schrank, in den meisten anderen Schweizer Dialekten Chaschte). Einige spezifisch berndeutsche Worte, wie Gieu (Knabe) oder seckle (rennen), stammen ursprünglich aus dem Mattenenglischen, einem vom Rotwelsch beeinflussten Dialekt im Mattequartier in Bern.

Grammatik

Die berndeutsche Grammatik unterscheidet sich in vielen Bereichen von der standarddeutschen. Sie ist aber weitgehend identisch mit der Grammatik in anderen schweizerdeutschen Dialekten.

Ihr auffallendste Merkmal ist die Höflichkeitsform: Es wird nicht gesiezt, sondern geihrzt. Anstelle von Grüezi (Grüß Sie) wird also in Bern Grüessech (Grüß Euch) verwendet.

Wie im gesamten westlichen Schweizerdeutschen hat der Plural beim Verb nicht nur noch eine Form, sondern deren zwei, da die 2. Person Plural eine eigene Endung bewahrt vgl.:

  • Standarddeutsch: wir sind/haben, ihr seid/habt, sie sind/haben
  • Zürichdeutsch: mir sind/händ, ihr sind/händ, si sind/händ
  • Berndeutsch: mir sy/hei, d(i)r syt/heit, si sy/hei

Bemerkenswert ist die Tatsache, dass, wie in anderen Schweizerdeutschen Dialekten, die Zahlwörter "zwei" und "drei" ein grammatisches Geschlecht aufweisen (doch ist diese Unterscheidung im Rückgang begriffen):

  • zwe Manne (zwei Männer)
  • zwo Froue (zwei Frauen)
  • zwöi Ching (zwei Kinder)
  • drei Manne (drei Männer)
  • drei Froue (drei Frauen)
  • drü Ching (drei Kinder)

Rechtschreibung

Berndeutsch ist hauptsächlich eine gesprochene Sprache, auch wenn eine vergleichsweise umfangreiche berndeutsche Literatur existiert. Es gibt keine einheitliche Rechtschreibung, aber trotzdem lassen sich zwei Hauptrichtungen der berndeutschen Rechtschreibung ausmachen, wobei jedoch jeder einzelne Autor jeweils persönlichen Gepflogenheiten folgt:

  • Die Tendenz, sich soweit als möglich an das standarddeutsche Schriftbild anzupassen. Dieser Ansatz ist der ältere (beispielsweise bei Rudolf von Tavel, Simon Gfeller, Otto von Greyerz, Carl Albert Loosli), und ist vermutlich auch heute noch der üblichste. Beschrieben ist er im Buch Bärndütschi Schrybwys von Werner Marti.

  • Die Tendenz, die berndeutschen Laute möglichst konsequent widerzugeben. Dieser Ansatz geht auf das Buch Schwyzertütschi Dialäktschrift von Eugen Dieth zurück. Im Unterschied zu anderen Regionen der Schweiz hat sich dieser Ansatz im Bernbiet nicht durchgesetzt, was wohl daran liegt, dass es schon vor der Publikation dieses Ansatzes eine relativ umfangreiche berndeutsche Literatur gab.

Wie alle anderen Dialekte der Deutschschweiz ist Berndeutsch als geschriebene Sprache gegenwärtig in Bereichen im Vormarsch, wo eine "quasi-mündliche" Ausdrucksweise verwendet wird, d.h. in SMS, Chat und persönlichen Briefen und E-Mails. Dabei wird meist "nach Gefühl" und mehr oder weniger phonetisch geschrieben. Dabei lassen sich die Schreibungen nicht in die zwei oben genannten Ansätze einordnen, was einerseits daran liegen mag, dass die jungen Schreiber kaum Kenntnis von der Mundartliteratur haben, andererseits daran, dass sie sich nicht an etablierte Regeln halten wollen. Typisch für SMS-Berndeutsch ist die Verwendung des Buchstabens ä für den schwachen e-Laut und die konsequente Kleinschreibung, zum Beispiel ä huärä schibä (eine Hurenscheibe = sehr bekifft/betrunken).

Weblinks

  • my bärndütschi syte - Private Homepage mit zahlreichen Artikeln in Berndeutsch und über das Berndeutsche
  • Ts Totemügerli von Kabarettist Franz Hohler - Eine Sprachparodie auf das Berndeutsche
  • Berner Oberländer Dialekte (PDF-Format)
  • Sprachliche Varietäten in der Stadt Bern - mit Hörbeispielen

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