Belagerung von La Rochelle
Die Belagerung von La Rochelle durch Truppen des französischen Königs Ludwig XIII begann am 4. August 1627 und endete am 27. Oktober 1628 mit der Kapitulation der von Hugenotten bewohnten Stadt.
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Im 16. Jahrhundert strahlte die Reformation in Form einer calvinistisch geprägten Glaubenslehre auch auf Frankreich aus. Vor allem im Südwesten des französischen Königreichs nahmen viele Menschen den neuen Glauben an und wurden fortan als "Huguenots" (Hugenotten) bezeichnet. Mehrere französische Adelsgeschlechter konvertierten zum Protestantismus, wodurch sich die Konflikte mit der Krone verschärften. 1562 brach der erste der insgesamt acht Hugenottenkriege aus, in denen auch La Rochelle umkämpft war.
Die am Golf von Biscaya gelegene Stadt La Rochelle war einer der wichtigsten Stützpunkte der Hugenotten. Der venezianische Ingenieur Scipione Vergano ließ 1569 die mittelalterlichen Mauern der Stadt mit zeitgemäßen Bastionen und Wällen ausbauen, wodurch La Rochelle zu einer der stärksten Festungen der Hugenotten wurde. Am 11. Februar 1573 begann ein Heer unter König Karl IX mit der Belagerung von La Rochelle, die am 6. Juli desselben Jahres durch Verhandlungen beendet werden konnte. Die königlichen Truppen hatten 34.000 Kanonenkugeln auf die Stadt abgefeuert und acht erfolglose Sturmangriffe unternommen. Insgesamt wurden über 20.000 Belagerer getötet oder verwundet. Seitdem galt La Rochelle als nahezu uneinnehmbar.
Unter König Heinrich IV fanden die Kriege ein Ende. Heinrich IV. war selbst ein Hugenotte, nahm aber 1593 den katholischen Glauben an. Mit dem Edikt von Nantes (1598) garantierte er den Hugenotten politische und religiöse Privilegien und gestand ihnen mehrere Sicherheitsplätze zu, in denen sie auf Staatskosten eigene Garnisonen unterhalten durften. Nach Heinrichs Ermordung 1610 wurde sein Sohn als Ludwig XIII. zum französischen König gekrönt. Ludwigs absolutistische Bestrebungen richteten sich unter anderem gegen die Sonderrechte der Hugenotten, was deren Widerstand provozierte. 1621 erhoben sich die Hugenotten, woraufhin Ludwig XIII. einen Feldzug gegen sie unternahm. Dabei scheiterte er an der Eroberung von Montauban und Montpellier und musste am 10. Oktober 1622 das Edikt von Nantes bestätigen. Die Befestigungsanlagen von La Rochelle und Montauban durften beibehalten werden.
1624 wurde Kardinal Richelieu zum neuen leitenden Minister unter Ludwig XIII. ernannt. Richelieu trat für die vollständige Beseitigung der politischen Sonderrechte der Hugenotten ein und übte dabei einen großen Einfluss auf König Ludwig aus. Ludwig verschärfte seine gegen die Hugenotten gerichtete Politik, was erneut zu Erhebungen führte. Unter Benjamin de Rohan stellten die Hugenotten im Januar 1625 Truppen in der Provinz Poitou auf. Diese besetzten die Île de Ré westlich von La Rochelle und setzten von dort aus nach Oléron über, wo sie die königliche Garnison besiegten. Benjamins älterer Bruder Henri II. de Rohan hatte währenddessen mit der Aushebung von Truppen in Languedoc begonnen. In dieser Situation richteten die Hugenotten Forderungen an den König. Ludwig XIII. erklärte sich zu einer Bestätigung des Edikts von Nantes bereit, verlangte aber im Gegenzug die Beschränkung der Befestigungsanlagen von La Rochelle auf die mittelalterliche Mauer und die Einsetzung eines königlichen Verwalters als oberste Autorität in der Stadt. Die Rohans lehnten dies ab und ersuchten ausländische Unterstützung.
Benjamin de Rohan begab sich in das protestantische England, um dort militärische Hilfe zu erbitten. Er nahm Kontakt zum Duke of Buckingham George Villiers auf, der mit dem englischen König Karl I befreundet war. Villiers ließ eine Flotte mit 5000 Soldaten bemannen und begab sich mit Benjamin nach La Rochelle. Als sie am 25. Juli 1627 vor der Stadt eintrafen, entschieden sich Villiers zunächst für einen Angriff auf die Insel Ré, die bereits von königlichen Truppen besetzt worden war. Die englischen Soldaten gingen im Osten der Insel an Land und schlugen einen Angriff der Franzosen zurück, welche sich daraufhin in das Fort St. Martin zurückzogen. Villiers ließ das Fort belagern, während unter den Bewohnern von La Rochelle Uneinigkeit darüber herrschte, wie man sich gegenüber den Engländern verhalten solle.Hintergrund