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austromarxismus

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Austromarxismus

Der Austromarxismus war eine besondere ideologische Strömung im Rahmen des Marxismus, die vor allem in der österreichischen Sozialdemokratie des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts verbreitet war.

Geschichte des Austromarxismus

Keineswegs kann aber davon ausgegangen werden, dass der Austromarxismus in der oben genannten Zeit eine homogene und somit eine unumstritten hegemoniale marxistische Strömung in der damaligen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP), der Vorläuferorganisation der heutigen SPÖ, war. Unter dem Oberbegriff ?Austromarxismus? sind durchaus unterschiedliche Ansichten zu fassen, insofern ist der Begriff tendenziell eher eine Herkunftsbeschreibung im Sinne einer österreichischen Schule des wissenschaftlichen Sozialismus als die klare Basis eines gemeinsamen inhaltlichen Nenners. Zum Austromarxismus können verschiedene Intellektuelle, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts rund um die österreichische Sozialdemokratie fanden, gezählt werden. Diese Gruppe, die ab 1904 die ?Blätter zur Theorie und Politik des wissenschaftlichen Sozialismus? bzw. die ?Marx-Studien? und ab 1907 die Monatsschrift ?Der Kampf? herausgab, umfasste in weiterer Folge u.a. Max Adler, Rudolf Hilferding, Otto Bauer, Karl Renner und Gustav Eckstein. Das bedeutet, dass hier sehr unterschiedliche Ausrichtungen zusammentrafen, so stand Otto Bauer zeitlebens für den ?linken? Flügel der Sozialdemokratie, Renner hingegen für den pragmatischen oder sogar relativ ?rechten?. Hier findet sich z.B. der Neokantianer Max Adler genauso wie Hilferding, einer der ersten marxistischen Theoretiker des Imperialismus, später in der deutschen Weimarer Republik Finanzminister für die SPD.

Sofern es einen zu guter letzt doch anerkannten gemeinsamen Nenner des Austromarxismus gab, so war dies das Parteiprogramm der SDAP von 1926, das so genannte ?Linzer Programm?. In diesem Programm, das hauptsächlich von Otto Bauer verfasst wurde, wurden die allgemeinen Grundprinzipien des Austromarxismus insoweit dargelegt, wie sie eben allgemein anerkannt und auf einem Delegiertenparteitag mehrheitsfähig waren in der österreichischen Sozialdemokratie.

Es wäre zu eng gefasst, unter ?Austromarxismus? nur spezifische Überlegungen zur österreichischen Situation summieren zu wollen. Keineswegs geht es bei den Arbeiten der Austromarxisten nur um die Anwendung des Marxismus nur auf konkrete Fragestellungen der österreichischen Politik, Ökonomie und der Sozialdemokratie, sondern sehr wohl darum, allgemeine und umfassende Beiträge zur marxistischen Theorie bezüglich unterschiedlicher gesellschaftlicher Bereiche zu liefern. Unter diesem Aspekt ? jenem des Anspruchs allgemeiner gesellschaftlicher Analysen und Konzepte ? ist auch zu verstehen, dass sich ausgehend von der SDAP die ?Internationale II 1/2? bildete und sich diese sodann mit den Resten der II. Internationale zur Sozialistischen Arbeiter-Internationale, deren Sekretär der Sohn Victor Adlers, Friedrich Adler, 1923-1940 war, vereinigte, und in der es durchaus die Zielsetzung der Austromarxisten war, theoretische Hegemonialpositionen zu erlangen, nämlich die Anerkennung ihres Mittelweges zwischen sozialdemokratischem Reformismus und der damals v.a. von den Komintern-Parteien vertretenen revolutionären Orientierung. Zeitlebens blieben die Austromarxisten mehr oder weniger immer der linke Flügel der Sozialistischen Internationale, wenngleich diese 1931 tatsächlich das austromarxistische Konzept des ?Dritten Weges? zumindest partiell übernahm.

Nicht umhin kommt man, diese theoretische austromarxistische Grundlage mit der Praxis der SDAP in Bezug zu bringen. In der politischen Realität war vieles, was in der Theorie und vor allem auch im oben genannten ?Linzer Programm? radikaler formuliert war, dann doch abgeschwächt. Unter dem Strich bleibt aus Sicht des Austromarxismus sowie der österreichischen Sozialdemokratie, dass der Austromarxismus nicht nur in der Praxis keine funktionierende Grundlage für das Erreichen des vorgegebenen Zieles des demokratischen Sozialismus war, sondern dass die SDAP in der Ersten Republik dem aufkommenden Faschismus wenig Wirksames entgegenzusetzen hatte. Mit der Zerschlagung der Organisationen der Arbeiterbewegung durch den Austrofaschismus und erstrecht mit der Annexion Österreichs durch das nationalsozialistische Deutschland starb die austromarxistische Theorie im Wesentlichen ab, nach 1945 spielte sie in der SPÖ keine wirkliche Rolle mehr. Trotzdem gibt es ? vor allem natürlich in Österreich und mitunter in der SPÖ-nahen Sozialistischen Jugend ? durchaus traditionalistische Ausrichtungen, die sich bis heute mitunter auf austromarxistische Theorien berufen. Dies gründet sich vermutlich auch auf eine gewisse Attraktivität des Austromarxismus für jene Menschen, denen die gegenwärtige Sozialdemokratie entschieden zu ?rechts? ist, denen aber jede Revolutionstheorie etwa im Sinne Lenins zu radikal erscheint.

Weblinks

Darstellungen des Austromarxismus:

Kritik des Austromarxismus:
  • Austromarxismus und Sozialdemokratie: http://www.stamokap.org/austromarxismus.html

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