Atlantischer Sklavenhandel
Sklavenhandel ist in westlichem Verständnis die Versklavung der Afrikaner und ihr Transport über den Atlantik nach Nordamerika und in die Karibik. Andere Kulturen haben auch mit Sklaven gehandelt; dieser Artikel befasst sich mit amerikanischer und westeuropäischer Sklaverei.
Table of contents |
2 Die Beendung des Sklavenhandels 3 Die Durchsetzung der Beendung des Sklavenhandels 4 Literatur |
Viele Sklaven waren auch Beute, Menschen, die in ethnischen Konflikten oder Kriegen gefangen wurden. Es war üblich, Gefangene zu töten, sie mit anderen Stämmen zu tauschen oder sie eben an der Küste an Sklavenhändler zu verkaufen.
Der Handel wurde durch ein internationales Abkommen Anfang des 19. Jahrhundert verboten, aber dieses Verbot wurde ignoriert, vor allem von arabischen Sklavenhändlern (der Handel mit schwarzen Sklaven auf die arabische Halbinsel hat bis heute nicht völlig aufgehört), und die britische königliche Marine wurde beauftragt, das Verbot zu erzwingen. Daraus folgte schließlich, dass der atlantische Sklavenhandel Ende des 19. Jahrhunderts beseitigt war.
Für die Briten waren für eine Beendigung des Sklavenhandels bedeutende Hindernisse zu überwinden. Im 18. Jahrhundert war der Sklavenhandel ein wesentlicher Bestandteil der atlantischen Wirtschaft. Die Wirtschaftssysteme der europäischen Kolonien in der Karibik, der amerikanischen Kolonien und Brasiliens erforderten viele Arbeitskräfte, die in der Landwirtschaft (z.B. auf Plantagen) eingesetzt wurde. 1790 hatten Inseln wie Britisch Westindien, Jamaika, Barbados und Trinidad eine Sklavenbevölkerung von 524.000, die französischen westindischen Besitzungen 643.000. Andere Mächte wie Spanien, die Niederlande und Dänemark hatten ebenso viele Sklaven. Trotz dieser hohen Zahlen wurden immer weitere Sklaven angefordert. Raue Bedingungen und demographische Ungleichheiten reduzierten die Zahl der Sklaven dramatisch. Zwischen 1600 und 1800 hatten die Engländer ca. 1,7 Millionen Sklaven in die westindischen Besitzungen importiert; die Tatsache, dass ca. 1 Million weniger Sklaven in den britischen Kolonien lebten, als importiert waren, veranschaulicht die Bedingungen, in denen sie zu leben hatten.
Die Barbarei des Sklavenhandels wurde mit wirtschaftlichen Notwendigkeiten begründet. Die Sklaverei war Bestandteil einiger der profitträchtigsten Industrien. 70 Prozent der Sklaven in der neuen Welt wurden beim Zuckerrohranbau und dem arbeitsintensivsten Bereich der Getreidewirtschaft eingesetzt. Andere mussten bei der Kaffee-, Baumwoll- und Tabakwirtschaft sowie im Bergbau arbeiten.
Die gewonnenen Erzeugnisse wurden nach Europa oder Afrika verschifft. Aus Europa importierten die Schiffe dann veredelte Güter und Nahrungsmittel, aus Afrika Sklaven. Die gesamte Wirtschaft des atlantischen Bereichs hing von der Versorgung Westindiens mit arbeitsfähigen oder fortpflanzungsfähigen Sklaven ab, und dieser dreiseitige Handel über den Atlantik prägte den gesamten weltweiten Seehandel. Die Kolonien zählten zum wichtigsten Besitz einer jeden europäischen Macht. Frankreich stimmte z. B. 1763 dem Verlust der Kolonie Neufrankreich im Gegenzug zum Besitz der winzigen Insel Guadeloupe zu.
Um 1800 gehörten die erfolgreichsten westindischen Kolonien dem Vereinigten Königreich. Nachdem sie spät in den Zuckerhandel eingestiegen waren, erwarb die britische Marineführung mit der Kontrolle wichtiger Inseln wie Jamaika, Trinidad und Tobago und Barbados einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Konkurrenten. Dieser Vorteil wurde verstärkt, als Frankreich seine wichtigste Kolonie Santo Domingo 1791 bei einem Sklavenaufstand verlor.
Die britischen Inseln produzierten den meisten Zucker, und schnell wurden die Briten die größten Zuckerverbraucher. Westindischer Zucker verbreitete sich als allgemeiner Zusatz zu chinesischem Tee. Produkte amerikanischer Sklavenarbeit verbreiteten sich bald in jeden Bereich der britischen Gesellschaft. Tabak und Kaffee und besonders Zucker wurden zu unentbehrlichen Elemente des allgemeinen Alltags.
Um seine Kolonien zu unterstützen, verfügte Großbritannien auch über die größte Flotte von Sklavenschiffen, die zumeist über Liverpool und Bristol verkehrten. In Liverpool war bis Ende des 17. Jahrhunderts eins von vier Schiffen, das in See stach, ein Sklaventransport. Dies waren hochprofitable Unternehmen und spielten eine überaus wichtige Rolle in der Wirtschaft beider Städte.
Dieser Meinung widersprach 1944 der westindische Historiker, Eric Williams, der vorbrachte, das Ende des Sklavenhandels rühre allein aus ökonomischen Entwicklungen, und keineswegs aus moralischen Erwägungen.
Williams' These wurde allerdings bald in Frage gestellt. Williams gründete sein Argument auf den Gedanken, die westindischen Kolonien hätten sich Anfang des 19. Jahrhunderts in einem Niedergang befunden und so ihren politischen und ökonomischen Wert für Großbritannien verloren. Dieser Niedergang hätte sich als ökonomisch lästig erwiesen und die Briten zum Akzeptieren seiner Beseitigung bewogen.
Hauptproblem dieses Arguments scheint, dass der Niedergang erst nach dem Verbot des Sklavenhandels 1807 begann, der zuvor aber wirtschaftlich blühte. Der Niedergang in Westindien ist wohl eher ein Ergebnis der Unterdrückung des Sklavenhandels, als seine Ursache. Die fallenden Preise für durch Sklaven produzierte Waren wie Zucker und Kaffee, können leicht diskontiert werden, während man beweisen kann, dass der Preisniedergang zu erhöhter Nachfrage führte und wirklich die Gesamtmenge erhöhte, profitiert für die Importeure. Die Profite aus den Sklavenhandel blieben bei rund 10 Prozent der Investition und belegen keinerlei Niedergang. Die Bodenpreise in Westindien - eine wichtige Hilfsgröße für die Analyse der Wirtschaft der Region - verringerten sich erst, nachdem der Sklavenhandel eingestellt war. Die Zuckerkolonien befanden sich nicht im Niedergang, sondern 1807 in Wirklichkeit an der Spitze ihres ökonomischen Einflusses.
Eine dritte Generation von Gelehrten wie Drescher und Anstey haben die meisten ökonomischen und politischen Argumente von Williams bestätigt, aber mit moralischen Erwägungen kombiniert, die das Ende des Sklavenhandels hervorbrachten.
Die Strömungen, die die größte Rolle spielten, um Westminster wirklich von der Ächtung des Sklavenhandels zu überzeugen waren religiöser Natur. Das Aufkommen evangelikaler protestantischer Gruppen verbunden mit den Quäkern bewirkte, dass die Sklaverei als humanitäre Schande erachtet wurde. Diese Menschen waren wohl eine Minderheit, aber sie waren leidenschaftliche mit vielen einzelnen Personen engagiert. Diese Gruppen hatten auch eine starke parlamentarische Präsenz und kontrollierten 35-40 Sitze mit ihrem Einfluss; dieser zahlenmäßige Einfluss wurde durch die Regierungskrise verstärkt. Bekannt als die "Heiligen" galt diese Gruppe unter Leitung von William Wilberforce als wichtigste Partei im Kampf gegen die Sklaverei. Diese Parlamentarier sahen ihr Engagement häufig als persönliche Schlacht gegen die Sklaverei in einem göttlich angeordneten Kreuzzug an.
Die erste Petition gegen den Sklavenhandel und die Sklaverei in Nordamerika stammt aus dem Jahr 1688 von Franz Daniel Pastorius, einem deutschen Auswanderer aus Germantown, Pennsylvania.
Vier Nationen setzten sich heftig gegen die Aufgabe des Sklavenhandels zur Wehr: Spanien, Portugal, Brasilien (nach seiner Unabhängigkeit) und Frankreich. Großbritannien nutzte jedes Mittel, diese Nationen zum Gehorsam zu bewegen. Portugal und Spanien, die bei Großbritannien nach den Napoleonischen Kriegenn verschuldet waren, willigten erst allmählich nach großen Zahlungen ein, den Sklavenhandel einzustellen. 1853 hatte die britische Regierung an Portugal über drei Millionen Pfund und an Spanien über eine Million zur Beendigung des Sklavenhandel gezahlt. Brasilien willigte jedoch nicht ein, den Sklavenhandel zu stoppen, bis Großbritannien militärische Maßnahmen gegen seine Küsten ergriff und 1852 mit einer Blockade drohte.
Für Frankreich suchten die Briten zuerst eine Lösung während der Verhandlung am Ende der Napoleonischen Kriege, aber Russland und Österreich willigten nicht ein. Die Franzosen und die Regierung hegten große Befürchtungen hinsichtlich eines Zugeständnisses an Großbritannien. Großbritannien verlangte nicht nur, dass andere Nationen den Sklavenhandel verbieten, sondern verlangte auch das Recht, dieses Verbot polizeilich zu überwachen. Die königliche Marine verschaffte sich die Legitimation, alle verdächtigen Schiffe zu untersuchen und die festzunehmen, die als Sklaventransporter entdeckt oder für diese Zwecke ausgerüstet waren. Aus diesem Grunde trieb Frankreich so lange den Sklavenhandel. Während es sich formal einverstanden erklärte, den Sklavenhandel 1815 zu verbieten, erlaubte es Großbritannien nicht die polizeiliche Überwachung, noch tat es viel, um es selbst zu erzwingen; so erfolgte ein ausgedehnter jahrelanger Sklaven-Schwarzmarkthandel. Während die Franzosen den Sklavenhandel ursprünglich mehr als die Briten abgelehnt hatten, machten sie ihn nun zum Gegenstand des nationalen Stolzes und lehnten britische Vorschriften rundweg ab. Solche reformerischen Impulse wurden durch die konservative Gegenreaktion nach der Revolution in ihr Gegenteil verkehrt. Der französische Sklavenhandel kam folglich erst 1848 zum vollständigen Erliegen.
Siehe auch: SklavenbefreiungGeschichte
Der Sklavenhandel begann in Amerika im 16. Jahrhundert; die meisten Schiffe befanden sich im Besitz von Europäern, die Afrikaner für diesen Handel kauften. Zu diesen Schiffen wurden sie oft von Arabern, die sich die
Jagd auf schwarzen Sklaven zum Geschäft gemacht hatten, gebracht.Die Beendung des Sklavenhandels
Wie kam es zur Aufhebung des Sklavenhandels, wenn er ökonomisch so wichtig und erfolgreich war? Die Geschichte der Beantwortung dieser Frage ist lang und interessant. Vor dem Zweiten Weltkrieg nahmen britische Gelehrte an, die Aufhebung der Sklaverei sei vielleicht eine der drei oder vier Tugenden in der Geschichte der Völker.Die Durchsetzung der Beendung des Sklavenhandels
Nachdem die Briten ihren eigenen Sklavenhandel beendeten, sahen sie sich ökonomisch gezwungen, anderen Völkern das gleiche ökonomische Korsett zu verpassen, sonst würden die britischen Kolonien durch die anderer Nationen benachteiligt werden. Der britische Feldzug gegen den Sklavenhandel anderer Nationen war ein beispiellose Akt einer Politik der Einmischung in fremde Angelegenheiten. Dänemark, ein kleiner Partner im internationalen Sklavenhandel und die Vereinigten Staaten verboten den Handel gleichzeitig wie Großbritannien. Andere kleinere Handelsnationen, wie Schweden folgten bald, ebenso die Holländer.Literatur
Hugh Thomas, The Slave Trade, 1997 (engl.)