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anton von stabel

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Anton von Stabel

Anton von Stabel (* 9. Oktober 1806 in Stockach; ? 22. März 1880 in Karlsruhe) war Regierungschef, Justiz- und Außenminister in Baden.

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Donaueschingen studierte er Jura in Tübingen und Heidelberg. Als Rechtsanwalt hatte er am Hofgericht Mannheim seine erste Anstellung. 1838 wurde er nach der abgeschlossenen Advokatur Hofgerichtsassessor, danach 1841 Hofgerichstrat in Freiburg im Breisgau und bekleidete dort eine Professur an der Universität. Nach Mannheim kehrte er 1847 als Vizekanzler an das Oberhofgericht zurück. 1849 wurde er Justizminister in Karlsruhe während der Revolutionszeit.

In der Ersten Kammer des Ständehauses wirkte er bis 1860 als Oberhofrichter und Führer der liberalen Opposition. Großherzog Friedrich I. (Baden) ernannte ihn zum Justiz-, Außenminister und zum Regierungschef, während der Liberale August Lamey zum Innenminister ernannt wurde. Mit der Regierung Stabel/Lamey ergab sich erstmals mit den Mehrheitsverhältnissen der Zweiten Kammer ein Übergang von der absoluten zur parlamentarischen Monarchie. Erstmals in Deutschland wurde 1864 unter dieser Regierung ein eigenständiger Verwaltungsgerichtshof als zweite Instanz eingerichtet.

Diese Justizreform erbrachte weiterhin:

  • eine einheitliche bürgerliche Prozessordnung für Zivil- und Strafsachen
  • ein Gerichtsverfassungsgesetz in Selbständigkeit von den Verwaltungsinstanzen
  • Schöffengerichte für geringfügige Strafsachen

  • unter dem Oberhofgericht wurden unabhängig von ehemaliger Herrschaftszugehörigkeit fünf Kreis- und Hofgerichte in Konstanz, Freiburg, Offenburg, Karlsruhe und Mannheim mit Appelationssenaten und Schwurgerichten sowie sechs Kreisgerichte in Villingen, Waldshut, Lörrach, Baden-Baden, Heidelberg und Mosbach eingerichtet.

Die unterste Instanz bildeten die mit Einzelrichtern besetzten 66 Amtsgerichte. Gleichzeitig wurde die volle Mündlichkeit und Öffentlichkeit für alle Straf- und Zivilverfahren angeordnet. Zum Reformwerk gehörte auch die Eingliederung der Notariate in die Gerichtsorganisation.

Diese Justizreform diente als Vorbild für die spätere Reichsgesetzgebung.

Stabel hat im Vorwort zu seinem Grundsatzwerk "Institutionen des französischen Zivilrechts" die Praktizierenden darauf verwiesen, "statt nur den Präjudizien einmal wieder den Prinzipien nachzuforschen", was auch heute noch gilt.

1861 hat Stabel die Regierungsleitung an Franz von Roggenbach abgetreten, der als außenpolitischer Koordinator der kleindeutschen Einheit gilt, bis er 1868 sich aus dem offiziellen Dienst zurückzog und seine restliche Zeit in Karlsruhe verbrachte. Wegen seiner zahlreichen Verdienste als Richter, Minister, Abgeordneter und Wissenschaftler wurde er 1877 in den erblichen Adelsstand erhoben. Als scharfer Kritiker des badischen Kulturkampfes ist er 1880 in Karlsruhe verstorben, wo heute eine Straße am Oberlandesgericht an ihn noch erinnert.

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