Leben
Heller entstammt väterlicherseits einer wohlhabenden ostjüdischen Familie von Süßwaren-Fabrikanten. Nach Abschluss seiner Volksschulzeit spielte er zunächst mit wenig Erfolg an Wiener Avantgardebühnen und versuchte sich später als Programmgestalter beim österreichischen Rundfunk (ORF).
1967 gehörte er zu den Gründern des ersten deutschsprachigen Popsenders Ö3, bei dem er zunächst die Sendung Musicbox moderierte. 1968 wurde er Co-Autor der erfolgreichen Fernsehsendung Wünsch dir was. Im selben Jahr erschien auch seine erste Langspielplatte.
Einem breiteren Publikum in Österreich und in der Folge auch in Deutschland wurde Heller 1972 bekannt, als der ORF die surreale Fernsehshow Wer war André Heller? ausstrahlte. Außerdem erschien in diesem Jahr seine zweite LP, und bei den Wiener Festwochen wurde sein erstes Theaterstück uraufgeführt.
1976 gründete Heller zusammen mit Bernhard Paul den Zirkus Roncalli, stieg jedoch noch im Gründungsjahr wieder aus dem Gemeinschaftsprojekt aus, seiner Darstellung nach, weil er "den Erfolg nicht teilen wolle".
1977 scheiterte Heller zwar mit seinem Versuch, die Stadt München für eine "Weltausstellung der Phantasie" auf dem Olympiagelände zu gewinnen, da die Behörden die finanzielle Realisierbarkeit bezweifelten. Dennoch wandte er sich seither zunehmend spektakulären Inszenierungen, Aktionen, und Installationen zu und beendete dafür 1982 auch seine erfolgreiche Karriere als Sänger, die ihm bei insgesamt vierzehn LP-Veröffentlichungen zwölf Goldene Schallplatten und sieben mal Platin eingebracht hatte. 1983 begann er eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Stefan Seigner, der seither seine Geschäfte führt.
Neben seinen Spektakeln spielte André Heller Hauptrollen in diversen internationalen Kinofilmen, unter anderem in Hans Jürgen Syberbergs "Hitler", Radu Gabreas "Fürchte Dich nicht Jakob" und "Doktor Faustus" von Johannes Schaaf.
Derzeit ist er als Kulturkoordinator für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland tätig. Er gestaltete im Jahr 2000 die Finalpräsentation für die erfolgreiche deutsche Bewerbung, und entwarf 2003 einen "Fußball-Globus", der seither als "architektonischer Vorbote der WM" durch Deutschland tourt.
André Heller war von 1970 bis 1974 mit der Schauspielerin und Sängerin Erika Pluhar verheiratet. Einige Jahre lebte er mit der Schauspielerin Gertraud Jesserer zusammen.
Aktionen, Installationen, Inszenierungen
- 1981 ? Im Rahmen der Wiener Festwochen entsteht das poetische Varieté Flic Flac, mit dem er anschließend auf Europa-Tournee geht.
- 1983 ? Das Pyro-Poem Theater des Feuers (Teatro de Fogo) nach dem Vorbild barocker Licht- und Farbspiele findet in Lissabon statt. Heller finanziert das Spektakel aus eigener Tasche und gerät an den Rand des Bankrotts.
- 1984 ? Das Feuerspektakel Sturz durch Träume vor dem Berliner Reichstag zieht 650.000 zahlende Zuschauer an
- 1985 ? Für die Bundesgartenschau in Berlin realisiert Heller ein Blumenbild aus 40.000 Pflanzen unter dem Titel Misstraue der Idylle.
- 2. November 1985 Die Show Begnadete Körper hat am Deutschen Theater München Premiere. Heller engagiert hierfür in chinesischen Artistenschulen 60 Jongleure, Equilibristen und Akrobaten, entwirft Bühnenbild und Kostüme und verfasst die Moderation.
- 1986 ? In Graz entsteht ein Dichtergarten: Aus Blumen formt Heller Kernsätze bedeutender Schriftsteller.
- 1986 ? Die Heißluftballon-Skulpturen Himmelszeichen schweben am Himmel von London, Venedig, Oslo, New York, Moskau, San Francisco und über den Niagarafällen.
- 1986 ? Mit der Show Salut für Olga bemüht sich Heller um eine Wiederbelebung der Varieté-Künste
- 1987 ? In Hamburg inszeniert Heller Luna Luna, einen "Jahrmarkt der modernen Kunst". Zahlreiche bekannte zeitgenössische Künstler, darunter unter anderem Roy Lichtenstein, Salvador Dalí, Joseph Beuys und Friedensreich Hundertwasser steuern neben Heller selbst Kunstwerke und Installationen bei.
- 1987 ? Clownparade Lachen machen
- 1988 ? Body and Soul, eine Show des schwarzen amerikanischen Kulturguts (Spirituals, New Orleans Jazz, Ragtime, Bebop, Sandshoe, Blues, Soul, Scat, Stepptanz)
- 1989 ? Chinesischer Nationalzirkus
- 1991 ? Jagmandir, das exzentrische Privattheater des Maharana von Udaipur, Indien.
- 1991 ? Blumenskulptur mit Brunnen Versinkende Riesin im Schlosspark von Schönbrunn, Wien.
- 1991 ? Wonderhouse am Broadway in New York
- 1992 ? Bambusmann, eine 55 Meter hohe, schwimmende Skulptur im Hafen von Hongkong
- 1992 ? Mit dem Wintergarten-Varieté eröffnet Heller gemeinsam mit Bernhard Paul den Theaterbau in Berlin.
- 1995 ? Heller gestaltet die ''Swarovski-Kristallwelten" in Wattens, Tirol
- 1997 ? Schiff aus Salz im Toten Meer in Israel.
- 1997 ? Der stumme Prophet, eine Lichtskulptur in Ait Ben Haddou, Marokko.
- 1997 ? Yumé - Flug durch Träume: ein japanisches Kaleidoskop, Tokyo und Europatournee
- 1998 ? der Meteorit in Essen, der auf fünf Ebenen "Wunderkabinette zum Thema Energie" präsentiert, wird eine der wenigen erfolglosen Inszenierungen Hellers
- 1999 ? Stimmen Gottes, ein Ereignis mit spirituellen Sängern, Musikern und Tänzern aus zwölf Kulturen, Marrakesch in Marokko
- 2000 ? Der Erdgeist, eine 14 Meter hohe Skulptur, halb Mensch, halb Vogel, wacht über den Pavillon "Living Planet Square" des World Wide Fund for Nature bei der Expo 2000.
- 2002 ? Im Herzen des Lichts - Die Nacht der Primadonnen erzählt einen von Heller erdachten und inszenierten Mythos.
- 2002 ? Am Théâtre du Châtelet in Paris wird unter Hellers Regie Erwartung von Arnold Schönberg und La Voix Humaine aufgeführt. Die Monolog-Opern singt Jessye Norman.
Werke (Auswahl)
- King-Kong-King Mayer-Mayer-Ling ? Theaterstück, uraufgeführt 1972
- Die Ernte der Schlaflosigkeit in Wien ? Bildband, erschienen 1975
- Sein und Schein ? Theaterstück, uraufgeführt 1993 am Wiener Burgtheater
- Brockhaus-Enzyklopädie 2000 ? Gestaltung der 24-bändigen Luxusedition (1998)
- Im toten Winkel ? Dokumentarfilm über Hitlers Sekretärin; gewann 2002 den Publikumspreis der Berlinale.
Zitate
Die wahren Abenteuer sind im Kopf, und sind sie nicht im Kopf, dann sind sie nirgendwo. ? André Heller
Gott denkt in den Genies, er träumt in den Dichtern und er schläft in den übrigen Menschen. ? Die EAV in ihrer André-Heller-Parodie "Es wird heller"
Weblinks
- André-Heller-Fansite
- André Heller zum Thema Tierschutz: [1], [1]